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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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rief Vater Berchtold schon von Weitem, als er die Medica auf dem Weg zur Königin antraf. Der alte Mann lächelte triumphierend und wartete auf die junge Frau.
    »Weshalb hätte der Papst sich auch dagegen aussprechen sollen?«, fragte er dann. »Rom entstehen dadurch weder Kosten noch irgendwelche Nachteile. Auch Königin Kunigunde hatte ihre Einwilligung gegeben. Sie ist ja bekanntlich durch die Pfalz von Kassel reichlich entschädigt worden.«
    ›Wie wird wohl der genasführte Bischof reagieren?‹, fragte sich Griseldis im Stillen.
    Als alle Dokumente auf dem Tisch lagen und bereits unterzeichnet waren, bemerkte Bischof Heinrich endlich, dass von einer Beförderung Würzburgs zum Erzbistum keine Rede sein konnte. Wohl oder übel musste der Kirchenfürst einsehen, dass seine Hoffnungen von König Heinrich schmählich betrogen worden waren.
    Griseldis, die dem Herrscher einige Tage später erneut ihre heilenden Hände auf den von Schmerzen gepeinigten Leib legen musste, erzählte er nach erfolgreicher Beseitigung seiner Kolik lachend von seinem Streich, den er dem Bischof so trefflich gespielt habe.
    ›Der König ist sich gar nicht bewusst, dass er sich wie ein Betrüger verhalten hat‹, dachte Griseldis verblüfft. ›Er zeigt nicht die geringste Spur von Reue oder Verlegenheit.‹
    Zum wiederholten Male kam ihr zu Bewusstsein, welch zwiespältiger Charakter dem König doch zu eigen war. Dennoch liebte sie ihn ebenso wie Vater Berchtold; sie hätte Herrn Heinrich gegen die ganze Welt verteidigt, falls es nötig gewesen wäre…
    Ganz so leicht, wie Heinrich es sich gedacht hatte, war es dann doch nicht. Der gekränkte Bischof von Würzburg protestierte scharf und zog verärgert seine Einwilligung zur Errichtung des Bamberger Bistums zurück.
    Am 1. November 1010 sollte in Frankfurt am Main eine große Kirchenversammlung die endgültige Entscheidung bringen. Den Vorsitz würde Erzbischof Willigis von Mainz innehaben, da der Erzkanzler der Reiches, Herr Heribert von Köln, schwer erkrankt war. Das war von vornherein ein Vorteil für den Herrscher, da Herr Willigis seit jeher auf Seiten König Heinrichs gestanden hatte.
    »Fast alle deutschen Bischöfe werden anwesend sein«, betonte der alte Mönch mit Befriedigung. »Dazu einige aus Burgund, Italien und sogar aus Ungarn. Unser Herr wird sich mit seinem Anliegen schon noch durchsetzen.«
     
     

KAPITEL 52
     
    V ATER B ERCHTOLD LIESS es sich nicht nehmen, seinen Herrn zu begleiten. Er würde Frau Griseldis, die einer schweren fiebrigen Erkältung wegen das Bett hütete, genauestens Bericht erstatten.
    »Für diesen besonderen Tag hat König Heinrich sich mit besonderer Sorgfalt ankleiden lassen: Sein Untergewand bestand aus feinstem, schneeweißem Leinen, die Beine umhüllten fein gestrickte Strümpfe aus zartester Lammwolle. Darüber trug Herr Heinrich ein mit Goldfäden durchwirktes, blaues Seidengewand, gegürtet mit einem breiten, mit Goldnieten verzierten Gürtel und dem mit kostbaren Juwelen besetzten Schwertgehänge.
    Seine Füße steckten in schwarzen Samtschuhen, die mit Edelsteinen geschmückt waren.«
    Griseldis lauschte hingerissen, als eine junge Hofdame ihr das Schreiben des Benediktiners vorlas. Immer noch lag sie mit erhöhter Temperatur zu Bett, wollte sich aber kein Detail entgehen lassen. Wie schön musste der König ausgesehen haben und wie erhaben! Wie gerne wäre sie dabei gewesen…
     
    »Die roten Pantoffeln stehen Heinrich erst dann zu, wenn er die Kaiserkrone trägt«, flüsterte Pater Berchtold dem jungen Odo zu, der ihm hilfreich seinen Arm gereicht hatte. Der alte Mönch wurde immer gebrechlicher und war froh, sich auf seinen kräftigen Ordensbruder stützen zu dürfen.
    Über seine aufwändige Kleidung hatte der König noch den Königsmantel aus rotem Samt mit wertvollem Hermelinbesatz geworfen, den ihm sein Oberster Kammerdiener, Herr Björn, feierlich gereicht hatte. Sicherheitshalber steckte dieser den kostbaren Umhang mit einer goldenen, mit Edelsteinen verzierten Fibel an Heinrichs linker Schulter zusammen.
    Auf des Herrschers Haupt prangte die Königskrone. Heinrich hatte sich ganz bewusst für den feierlichsten Ornat entschieden.
    »Ich will die Anwesenden beeindrucken mit meiner königlichen Macht«, hatte er bereits am Morgen vor der Frühmesse seinem alten Berater Berchtold gestanden. »Die Herren sollen sehen, dass ich zwar ein demütiger Bittsteller bin, aber immerhin ein königlicher.«
    Kurz nach dem Aufstehen hatte

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