Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
Vom Netzwerk:
Gesanges Fluss, zu tief hat mich erschrecket der Dame süßer Kuss. – Gestattet, meine Königin, erlaubt, mein König, dass der Spielmann sich nun zurückzieht.«
    Ehe noch Proteste sich regen und bevor es Base Irmintraut möglich war, Widerspruch einzulegen, gab Frau Kunigunde dem Sänger huldvoll die Erlaubnis, die Halle zu verlassen. Lauter Beifall begleitete ihn und viele bedauerten insgeheim seinen frühzeitigen Abgang.
    Mit rotem Kopf und wütend funkelnden Augen setzte sich Frau Irmintraut wieder auf ihren Platz an der Tafel. Griseldis erkannte, dass sie das Verhalten der Königin als Rüge empfand und darüber verärgert war. Die Heilerin leugnete nicht, dass sie über diese kleine Demütigung der Base Kunigundes leise Genugtuung empfand. Die Wunde, die jene ihr zugefügt hatte, war zwar längst verheilt, jedoch die Narbe schmerzte noch immer…
     
     

KAPITEL 60
     
    D ER LETZTE K RIEGSZUG gegen Herzog Boleslaw hatte auch etlichen Edelleuten das Leben gekostet. Einer der Adligen war sehr schwer verwundet worden; sein Leben hing sozusagen am seidenen Faden. Mit größter Behutsamkeit hatte man den Verletzten auf einer gepolsterten Trage zwischen zwei im Schritt gehenden Pferden in die Heimat zurückgebracht.
    Wolfhart von Liebenzell war sein Name. Er galt als ein tapferer und verlässlicher junger Mann, den der König überaus schätzte.
    »Bemüht Euch ganz besonders um ihn«, bat er die Heilerin. »Es täte mir von Herzen leid, auch ihn noch zu verlieren.«
    Griseldis hatte all ihr Können eingesetzt, um den Edelmann, den ein Pfeilschuss in die Brust getroffen hatte, am Leben zu erhalten.
    »Dass er den Transport nach Hause überlebt hat, grenzt beinahe an ein Wunder, Herr. Zum Glück ist das Geschoss, wenn auch nur knapp, am Herzen vorbeigegangen und hat die Lunge nur leicht gestreift«, sagte sie zu Heinrich, als der König wissen wollte, welche Aussichten der Ritter hätte.
    »Ich verspreche Euch, Herr Heinrich, er wird genesen – wenn der Fortgang der Heilung auch lange dauern wird, da sich die Wunde entzündet hat. Das feindliche Geschoss war wohl nicht vergiftet, aber verschmutzt; Herr Wolfhart leidet daher an Wundfieber. Zum Glück ist er noch jung und kräftig.«
     
    Griseldis hatte die anfangs noch schüchternen, gleichwohl sehr ernst gemeinten Annäherungsversuche Herrn Wolfharts bemerkt. Sie war in der Tat geschmeichelt über das Interesse dieses hübschen, braunhaarigen Edelmanns, nach dem sich bei Hofe stets viele Mädchen und jüngere Frauen den Kopf verdreht hatten.
    Auch jetzt war die Anteilnahme des weiblichen Gefolges an seinen Genesungsfortschritten groß. Die Freiherren von Liebenzeil waren ein altes, nicht ganz unbedeutendes Geschlecht aus der Nähe von Salzburg und überdies schien Herr Wolfhart ein besonderer Liebling des Königs zu sein.
    Der junge Mann war bescheiden und liebenswürdig – und sehr anziehend. Griseldis hatte sich, um die Wahrheit zu sagen, auf den ersten Blick in ihn und seine großen, braunen Augen verhebt gehabt.
    Als er zu Anfang so teilnahmslos und totenbleich auf der Bahre gelegen war, hatte es der Heilerin geradezu einen Stich ins Herz versetzt, so angetan war sie von dem gut aussehenden Krieger gewesen. Nein, dieser Kämpfer durfte auf keinen Fall sein Leben aushauchen! Diesem edlen Patienten würde sie sich mit ganz speziellem Eifer widmen…
    Nach seiner Wiederherstellung warb Herr Wolfhart um sie mit einer Hartnäckigkeit, die es ihr täglich schwerer machte, ihn abzuweisen. Ihr blieb jedoch nichts anderes übrig, denn nach den geltenden Gesetzen des Reiches wären bei der Heirat eines Edelmanns mit einer niederer gestellten Frau er selbst und die gemeinsamen Kinder im Rang abgestiegen.
    »Das würde ich Euch niemals antun, Herr Wolfhart, dass Ihr um meinetwillen Euren Stand verlassen müsstet. Ihr seid nun mal kein Bauer oder Handwerker und Euer Sohn soll auch kein Knecht oder Geselle sein. Ich bin nur die Tochter eines Freibauern und die Witwe eines Bürgerlichen – also hat unsere Liebe keine gemeinsame Zukunft.«
    So hatte sie es endlich ausgesprochen, dass auch sie ihn liebte. Und genau das hatte der Herr von Liebenzeil nur hören wollen. Er war so schlau und wandte sich umgehend an Vater Berchtold, dem er zutraute, einen Weg zu finden, wie dem ungleichen Liebespaar zu helfen wäre. Der verständige alte Mann versprach auch sofort, sich für die beiden zu verwenden.
    »Ich rechne es Euch hoch an, edler Herr, dass Ihr Frau Griseldis nicht

Weitere Kostenlose Bücher