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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Ausdruck für diese Dame. Sie ist eine Tigerin, die einen Mann um den Verstand zu bringen versucht, ehe sie ihn aus Begierde verschlingt. Ich bin froh, ihren besitzergreifenden Krallen entkommen zu sein.«
    »Ach ja?«, fragte Griseldis und bemühte sich dabei, recht kühl zu erscheinen. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass Euch ihre Gegenwart so zuwider war. Im Gegenteil, Ihr unterhieltet Euch recht gut, wenn ich Euer amüsiertes Lachen richtig gedeutet habe.«
    »Sieh einer an! Ihr habt mich also genau beobachtet. Ihr glaubt gar nicht, mit welcher Freude mich das erfüllt«, sagte Herr Wolfhart grinsend und zog die widerstrebende junge Frau in seine Arme, ohne sich an den neugierigen Blicken eines vorübereilenden Kammerdieners zu stören.
    Griseldis versuchte sich zu befreien, aber der Baron hielt sie eisern fest.
    »Bleibt, Liebste, ich bitte Euch. Ich habe wunderbare Neuigkeiten.« Ehe Wolfhart von Liebenzell verriet, um welche es sich dabei handelte, drückte er die schöne Medica an sich und küsste sie voller Leidenschaft. Griseldis erfasste ein Schwindel. Obwohl sie sich vorgenommen hatte, ihre Liebe zu dem Edelmann für immer in ihrem Herzen zu begraben, erwiderte sie dennoch temperamentvoll und sehnsüchtig zugleich seinen Kuss.
    Nur für einige Augenblicke wollte sie sich der seligen, aber leider irrigen Vorstellung hingeben, mit ihm ihr Liebesglück finden zu können. Dann siegte jedoch ihre Vernunft. Mit einem energischen Ruck entzog sie sich der Umarmung des geliebten Mannes.
    »Lasst mich, ich bitte Euch, Herr Wolfhart. Ein gemeinsames Glück ist uns nun einmal nicht beschieden. Vielleicht sollte ich in meine alte Heimat zurückkehren und dort die Kranken heilen.«
    »Der König würde Euch das nie gestatten, Liebste. Und, seid versichert, Euer Gemahl würde es ebenfalls nicht tun.«
    »Mein Gemahl? Wen meint Ihr, Herr?« Griseldis war verwirrt.
    Da riss Wolfhart die junge Frau erneut an sich und raunte ihr ins Ohr:
    »Wollt Ihr meine Überraschung gar nicht erfahren? Seid Ihr kein bisschen neugierig, meine Schönste?« Ohne ihre Antwort abzuwarten, platzte der Baron heraus:
    »Eigentlich wollte Euch ja der König selbst mit der Neuigkeit überraschen, aber ich halte es nicht mehr aus: Ich muss einfach mein Glück mit Euch teilen.«
    Jetzt war Griseldis doch gespannt, was Wolfhart ihr mitzuteilen hatte. Atemlos blickte sie in seine strahlenden Augen und wartete.
    »Der König wird es möglich machen, dass wir den Bund der Ehe werden schließen können, meine Liebste! Er wird dich nämlich in Kürze – deiner Verdienste wegen – in den Adelsstand erheben. Und dann steht unserem Glück kein Hindernis mehr im Wege. Nun, was sagst du jetzt?«
    Erwartungsvoll schaute der Freiherr auf die begehrenswerte Frau nieder und es war, als ginge in ihrem glückstrahlenden Gesicht die Sonne auf.
    »Gütiger Himmel! Ist das auch wirklich wahr? Wie kam der König nur auf diesen Gedanken?«
    »Nun, Vater Berchtold hat sich für dich ins Zeug gelegt. Da kam der König auf den Einfall, dich für deine Heilkunst, die du so oft an ihm geübt hast, zu adeln. Ich werde mich also demnächst mit Frau Griseldis, Edle von Tannhofen, offiziell verloben und baldmöglichst mit dieser Edelfrau die Ehe eingehen.«
    »Wolfhart, Liebster!«
    Griseldis schlang leidenschaftlich ihre Arme um seinen Hals, schmiegte sich an ihn und küsste den Geliebten, ohne sich um die Blicke der Dienstboten und etlicher Hofleute, die ihre Gemächer zur Nachtruhe aufsuchten, zu scheren.
     
     

KAPITEL 61
     
    W OCHEN WAREN VERGANGEN und noch hatte der König seine Medica nicht in den Adelsstand erhoben. Die von Frau Irmintraut initiierte Sitzordnung an der königlichen Tafel war für Griseldis nach wie vor kränkend: Die Base der Königin wünschte neben Herrn Wolfhart zu sitzen.
    Sie rückte bei Tisch ganz nahe an ihn heran, bedachte ihn mit schmachtenden Blicken aus ihren betörenden, nachtdunklen Augen, griff nach seinem Arm und berührte wie zufällig seine Hand mit der ihren. Sie bemühte sich, ihren Tischherrn mit pikanten Geschichtchen zu unterhalten, deren zumeist etwas schlüpfrigen Kern sie geistreich mit Witz und Charme zu verpacken wusste.
    Häufig brachte sie damit Wolfhart von Liebenzell zu herzlich lautem Auflachen. Eine Tatsache, die Griseldis jedes Mal gleichsam einen Dolchstoß ins Herz versetzte. Sie war so ehrlich, sich einzugestehen, entsetzlich eifersüchtig auf die Verwandte der Königin zu sein und ihr des Öfteren die Krätze

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