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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Befehl war kurz und scharf.
»Lass ihn los!« Verwirrung zeichnete sich auf den Zügen
des Soldaten ab, aber er folgte der Aufforderung, ohne zu zögern.
Mit einem Knurren ließ er von Falk ab, richtete sich auf und
verneigte sich tief vor der Gestalt, die die Sonne über Falk
verdunkelte. »Steh auf!«, herrschte der Sultan den jungen
Mann an, und bevor Falk gehorchen konnte, packte ihn ein Wächter
am Kragen und zog ihn in die Höhe. Mit weichen Knien blickte er
zu dem breitschultrigen Hünen auf, der sich mit einem
verdrießlichen Kommentar den Staub aus dem Kaftan klopfte. Der
Turban auf seinem Kopf war ein wenig verrutscht, aber selbst das
konnte den imposanten Eindruck nicht trüben. Falk schluckte
trocken, als ihn die leicht schräg stehenden Augen von oben bis
unten abtasteten. »Warum bist du nicht wie die anderen Rekruten
auf dem Kampfplatz?« Die Stimme des Sultans glich dem Grollen
eines Donners. »Wer hat dir erlaubt, dich von der Truppe zu
entfernen?« »Antworte deinem Herrn!« Die Faust
eines Soldaten traf ihn im Rücken. »Ich war verletzt. Der
Fechtmeister hat mir befohlen …«, stammelte Falk und
deutete auf den Haufen Bögen und Köcher. »Ich war auf
dem Weg zur Waffenkammer, als ich sah, was passierte.« Er
verstummte, da der Sultan die breiten Schultern straffte. Einige
schreckliche Augenblicke schwieg der Herrscher der Osmanen, dann
legte er den Kopf zur Seite und zupfte an seinem Bart. »Eigentlich
sollte ich dich für deine Frechheit enthaupten lassen«,
sagte er ruhig und lächelte raubtierhaft, als er Falks Furcht
erkannte. »Aber ich brauche gute Männer. Du scheinst ein
ausgesprochenes Talent dafür zu haben, diesen wilden Teufel zu
bändigen.« Er wies mit dem Kinn auf den Hengst, der sich
inzwischen lammfromm am Zügel halten ließ.
        An
einen seiner Gefolgsleute gewandt, bemerkte er: »Beschaff mir
ein anderes Pferd. Eines, auf dem man sich nicht fühlt als säße
man auf einem Pulverfass.« Dann lenkte er seine Aufmerksamkeit
zurück zu Falk. »Du wirst dich ab heute um mein Reittier
kümmern. Sorge dafür, dass dieser Shaitan – dieser Teufel – zugeritten ist, wenn ich ihn das
nächste Mal besteigen will. Machst du deine Aufgabe gut, wirst
du belohnt. Wenn nicht …« Er brauchte den Satz nicht zu
beenden. Falk schoss das Blut in die Wangen. »Worauf wartest
du?«, bellte der Sultan. »Schaff ihn mir aus den Augen!«
Damit kehrte er Falk den Rücken und hob den linken Arm, um
seinen Männern ein Zeichen zu geben. Er hatte die Bewegung
allerdings noch nicht beendet, als er verkrampfte, die rechte Hand
auf die Brust presste und einen seltsamen Laut ausstieß.
Während Falk sich rückwärtsgehend zurückzog,
beugte Bayezid sich mit schmerzverzerrtem Gesicht vornüber. »Bei Allah «,
gurgelte er und sackte in sich zusammen. Im Handumdrehen scharte sich
eine Traube aus Würdenträgern und Leibwächtern um den
Sultan, und da Falk fürchtete, der Befehl könne widerrufen
werden, grapschte er hastig nach dem Zügel des Hengstes und
machte sich in Richtung Stallungen davon. Diese befanden sich an der
Westmauer des Palastes, schräg gegenüber der
Janitscharenquartiere, keine zwei Steinwürfe von dem Hamam der Offiziere entfernt. Sein
Herz hämmerte immer noch und die Aufregung schien sich auf den
Hengst zu übertragen. Mit einem Schnauben warf dieser den Kopf
und versuchte, sich von Falk loszumachen. »Ruhig«,
wiederholte der junge Mann und fasste den Zügel nach, um gegen
die gewaltige Kraft des Vollbluts anzukämpfen. Mit einem
unsanften Ruck zwang er den Hals des Tieres nach unten und drängte
es vorwärts. Die Gedanken in seinem Kopf drehten sich im Kreis,
und er war froh, als er endlich das offen stehende Stalltor
erreichte. Unter gutem Zureden gelang es ihm, den eigenwilligen
Hengst in die Sattelgasse zu befördern, wo er sich neugierig
umsah. »Was hast du denn hier zu suchen?«, erboste sich
ein kräftig gebauter, dunkelhäutiger Mann, kaum hatte er
Falk erblickt. »Lass das Tier hier und sieh zu, dass du
verschwindest.« Er stieß eine Heugabel in einen
Misthaufen und näherte sich breitbeinig. »Hörst du
schlecht?«
        Der
Schreck, der Falk immer noch in den Gliedern saß, verflog und
er schob sich besitzergreifend vor seinen neuen Schützling. »Der
Sultan höchstpersönlich hat befohlen, dass ich mich um Shaitan kümmern
soll.« » Shaitan ?«
Der Dunkelhäutige verzog spöttisch den Mund. »Ihn«,
erwiderte Falk starrköpfig, wies mit dem Daumen auf den

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