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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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würde!,
dachte er missmutig und fluchte leise, als ihm drei der Köcher
entglitten und zu Boden fielen. Er hatte sich gerade danach gebückt,
als das Getrappel von Hufen an sein Ohr drang und er aus dem
Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Trotz allen Verdrusses neugierig,
warf er einen Blick über die Schulter und vergaß die
Köcher. Mit vor Staunen offenem Mund richtete er sich wieder auf
und verfolgte, wie eine Gruppe Reiter auf blendend weißen
Araberhengsten aus der innersten Ummauerung des Palastes getrabt kam.
An ihrer Spitze ritt ein ganz in Gold Gewandeter mit einem hohen
Turban, dessen feuriges Reittier bei jedem Schritt auszubrechen
versuchte. Die leuchtenden Farben der Banner und Kaftane blendeten
das Auge, und obwohl Falk den Sultan noch nie zu Gesicht bekommen
hatte, wusste er, dass es sich bei dem vordersten Reiter um Bayezid Yilderim handeln musste. Das runde Gesicht wurde zu Falks
Erstaunen halb von einem dunkelblonden Bart verdeckt, und auch die
helle Haut des Sultans ließ ihn stutzen. Anders als viele der
einfachen Fußsoldaten und Diener wirkte er auf Falk in keinster
Weise fremdländisch. Wie auf der Stelle festgenagelt,
beobachtete er, wie die Abordnung an Gebäuden, Wasserspielen und
Palmen vorbei in seine Richtung trabte und sich allmählich
auffächerte. Sein Verstand schrie ihm zu, sich wie die anderen
Anwesenden in den Staub zu werfen und dem Sultan zu huldigen, aber
eine unsichtbare Macht hielt ihn aufrecht. Nur noch ein Ferrsengch – ein guter Bogenschuss – trennte die Reiter von Falk,
als plötzlich ein ohrenbetäubendes Trompeten erklang und
der Hengst des Sultans sich mit einem Wiehern aufbäumte.
Scheinbar überrascht von dieser Reaktion, riss Bayezid die Hände
nach oben und versuchte, das Gewicht zu verlagern, doch das Tier
unter ihm gab gleichzeitig in der Hinterhand nach. Wie ein Sack Mehl
glitt der mächtigste Mann des Ostens aus dem Sattel –
während seine Begleiter anklagend auf den Kriegselefanten
starrten, der den Rüssel zu einem weiteren Trompetenstoß
hob. Falk, der die riesigen Tiere schon mehrmals gesehen und gehört
hatte, begriff, was das Vollblut in Panik versetzte.
        Den
Blick fest auf den temperamentvollen Hengst des Sultans gerichtet,
ließ er auch den Rest seiner Last zu Boden fallen, als das Tier
erneut stieg und dem Gefallenen gefährlich nahe kam. Die auf
Hochglanz polierten Hufe glänzten im Sonnenlicht, und das Rollen
der Augen verriet Falk, dass es nur noch eine Frage von Sekunden war,
bis das Tier seinen Herrn niedertrampeln würde. Wie von der
Sehne geschnellt, schoss der junge Mann auf die Reitergruppe zu,
ignorierte die aufgebrachten Rufe und stieß Bayezid, der sich
gerade wieder aufgerappelt hatte, zur Seite. Hätte er auch nur
einen Augenblick gezögert, hätten die Vorderhufe des
Hengstes dem Sultan den Schädel gespalten. Mit einer
blitzschnellen Bewegung duckte Falk sich unter dem Bauch des Tieres
hinweg, griff nach dem herabbaumelnden Zügel und schwang sich
behände in den Sattel. Während der Hengst unter ihm bockte,
ausschlug und versuchte durchzugehen, presste er die Knie in seine
Seiten und krallte die Finger in die Mähne. Wie einer der
Derwische des Palastes drehte sich der Vollblüter im Kreise,
warf die Hufe und den Kopf, bis sich seine Aufregung schließlich
legte und er mit zitternden Flanken zum Stehen kam. »Ruhig«,
murmelte Falk und beugte sich vor, um dem Tier den Hals zu tätscheln.
Wenngleich ihm vor Anstrengung die Schenkel brannten, klopfte sein
Herz vor freudiger Aufregung, da es ein unglaubliches Gefühl
war, eine solche Naturgewalt gebändigt zu haben. »Guter
Junge.« Die Worte hatten kaum seinen Mund verlassen, als sich
ein halbes Dutzend erzürnter Wachen auf ihn stürzte, ihn
unsanft aus dem Sattel zerrte und zu Boden zwang. Das Stimmengewirr
um ihn herum schwoll zu einem wahren Orkan an, als alle gleichzeitig
ihre Schwerter zogen und sie ihm auf die Brust setzten. Einer der
Janitscharen kniete sich neben ihn und bleckte eine lange, gekrümmte
Klinge. »Du hast den Schatten Gottes ohne Erlaubnis berührt.
Darauf steht der Tod!«

Kapitel 68
     
    Der Druck
der Waffe verstärkte sich und Falk versuchte vergeblich, vor ihr
zurückzuweichen. Das Gesicht des Soldaten war wutverzerrt, und
ein Blick in die kalten grauen Augen genügte, um das Herz des
jungen Mannes davongaloppieren zu lassen. Ein Muskel in der Wange des
Janitscharen zuckte und er hob den Arm, um den tödlichen Stoß
auszuführen. »Halt!« Der

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