Die Heilerin des Sultans
war.
»Danach besprechen wir die Einzelheiten bei einem Krug Wein.«
Damit ließ er Otto stehen, der nicht wusste, wie ihm geschah,
als die junge Frau mit dem entblößten Geschlecht sich an
ihn presste und ihn ebenfalls auf eine Nische zuschob. Dort
angelangt, befreite sie sich von dem nicht erwähnenswerten Rest
ihres Gewandes und bescherte Otto ein Erlebnis, das dieser so schnell
nicht vergessen würde. Wenngleich er nicht ganz bei der Sache
war, gelang es ihr, ihn für kurze Zeit von seinen Plänen
abzulenken und in das Reich der Lust zu entführen, aus dem er
eine halbe Stunde später nur widerwillig wieder auftauchte.
Da
der Kapitän mit seiner rothaarigen Eroberung bereits in einem
der geräumigen Zuber Platz genommen hatte, tat Otto es ihm
gleich, und griff dankbar nach dem Becher, den seine Gespielin ihm
reichte. Danach rutschte auch sie ins Wasser und machte sich
augenblicklich wieder an Otto zu schaffen. »Lass das!«,
presste er unwillig hervor und stieß sie so heftig von sich,
dass das Wasser über den Rand des Bottichs schwappte. »Ihr
vermischt wohl nicht gerne Geschäft und Vergnügen?«,
scherzte der Kapitän. Doch als er den Ausdruck auf Ottos Gesicht
sah, befahl er den Mädchen zu verschwinden. Nachdem diese ohne
zu murren gehorcht hatten, schob sich der Seemann näher an Otto
heran und legte diesem die schwielige Pranke auf die Schulter. Im
Gegensatz zu dem des Katzensteiners war sein Körper hart und
muskulös, doch bevor Otto sich wegen seines Bauchansatzes
schämen konnte, raunte der andere ihm ins Ohr: »Also, was
ist dran an der Sache? Francesco hat behauptet, Ihr hättet einen
hochwertigen Sklaven anzubieten.« Da er Ottos Unwohlsein zu
spüren schien, zog er die Hand zurück und legte die Arme
auf den Rand des Badezubers. »Wer ist der Bursche?« Ottos
Augen verengten sich argwöhnisch. »Das braucht Euch nicht
zu interessieren. Das einzig Wichtige ist, dass er so weit weg
geschafft wird wie nur irgend möglich.« Sein Gegenüber
stieß ein kurzes Lachen aus. »Wenn Ihr Euch da mal nur
nicht geschnitten habt«, entgegneter er spöttisch. »Wenn
ich nicht weiß, wer er ist, lande ich vielleicht Euretwegen am
Galgen! Wenn ich Euch trauen soll, müsst Ihr mir wohl oder übel
auch trauen.« »Sein Name ist nicht wichtig«, gab
Otto hitzig zurück. »Er ist einfach jemand, den ich
loswerden will.« Der Kapitän zuckte mit den Achseln und
machte Anstalten, sich zu erheben. »Fein, wenn Ihr es so wollt,
dann müsst Ihr Euch einen anderen suchen!«
»Wartet!«,
seufzte Otto ergeben und legte den Kopf in den Nacken, um einige
Augenblicke lang an die Decke zu starren. »Also gut. Er ist der
Bastard meines Vaters. Ein Niemand. Aber wenn ich ihn nicht aus dem
Weg räume, wird er mir Scherereien machen. Kein Mensch wird ihn
vermissen!« Er rümpfte die Nase, da sich diese Erklärung
selbst in seinen Ohren schäbig anhörte. Doch sein Gegenüber
nickte lediglich versonnen. »Und Ihr habt ihn von der Dirne im
Gasthaus betäuben lassen?«, fragte er schließlich
trocken. »Ja«, gab Otto zurück und wies mit dem Kinn
auf das Häufchen, das seine Kleider am Boden bildeten. »Der
Schlüssel ist in meiner Tasche. Ihr könnt ihn sofort haben,
wenn Ihr wollt.« Er machte eine nachdenkliche Pause. »Wie
viel würdet Ihr mir denn für ihn bezahlen?« Der
Seemann stieß ein Brummen aus und schüttelte den Kopf. »So
einfach wird es leider nicht sein«, wandte er bedauernd ein.
»Die Beamten des Senates überprüfen jedes einzelne
Frachtstück. Wenn der Bursche mein Schiff also nicht freiwillig
betritt, dann könnt Ihr den Handel vergessen. Selbst wenn Ihr
ihn in ein Fass oder in eine Kiste sperrt, was sollte ihn davon
abhalten, Zeter und Mordio zu schreien? Irgendwann lässt auch
die Wirkung des stärksten Trankes nach.« Er legte die
Stirn in Falten. »Und dann lande nicht nur ich am Galgen,
sondern Ihr auch.« Ottos Mut sank, als ihm klar wurde, dass der
Kapitän ihm gerade einen hässlichen Strich durch die
Rechnung gemacht hatte. Was sich als Plan so schön
zusammengefügt hatte, brach in der Wirklichkeit auseinander wie
schlecht getrocknete Ziegel. Zornig drosch er die Faust in die
Handfläche, bis diese mit einem brennenden Schmerz gegen die
Misshandlung protestierte. »Verflucht!«, spuckte er
ärgerlich aus und griff nach dem Weinkelch, um seine Hand an dem
Metall zu kühlen. »Was?!«, brauste er auf, als der
Venezianer ihn eindringlich musterte. »Habt Ihr vielleicht eine
bessere Idee?«
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