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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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konnte, was für
eine Strafe die Bewacher des Harems für Mitschuldige
bereithielten, richteten sich plötzlich die Haare in ihrem
Nacken auf und sie wirbelte herum, um in die Dunkelheit zu lauschen.
»Was war das?«, zischte sie, nachdem das Hämmern
ihres Herzens sich ein wenig beruhigt hatte. »Hast du das auch
gehört?« »Ach«, winkte die Freundin ab, »das
war sicher nur eine Katze.« Auch wenn Sapphira sich inständig
wünschte, dass diese Erklärung zutraf, verriet das Knacken
von Ästen deutlich die Anwesenheit eines wesentlich größeren
Lauschers. »Lass uns zurückgehen«, drängte sie
deshalb und zog die Gefährtin von der Tür fort – in
der Hoffnung, dass der heimliche Besucher ihre geflüsterte
Unterhaltung nicht gehört hatte. Denn sollte er das getan haben,
dann mussten sie um ihr Leben fürchten! Ansonsten kamen sie
vielleicht mit einer Rüge davon, weil sie sich unerlaubt in
einem Teil des Gebäudekomplexes aufgehalten hatten, in dem sie
nichts zu suchen hatten.

Kapitel 29
     
    Venedig,
Frühsommer 1400
     
    »Wer
sagt mir, dass ich Euch trauen kann? So wie Ihr ausseht, könntet
Ihr auch ein Spitzel des Senates sein.« Mit mahlendem Kiefer
legte Otto von Katzenstein bei dieser Beleidigung die Hand an den
Schwertknauf und funkelte den Sprecher zornig an. Die Haut der glatt
rasierten Wangen seines Gegenübers wirkte viel zu jungenhaft für
die harten, abgeklärten Augen, über denen sich eine breite
Stirn wölbte; und auch sonst erweckte der angebliche Kapitän
nicht gerade den Anschein, das zu sein, wofür er sich ausgab.
Der schmale Mund verzog sich hochmütig, während die Muskeln
unter dem Hemd des Mannes sich deutlich sichtbar spannten. Nachdem
Otto in der Herberge »Zum fröhlichen Kaufmann« einem
listig dreinblickenden Burschen sein Anliegen so vage wie möglich
geschildert hatte, hatte dieser ihn in eines der Badehäuser
geführt, in dessen Vorhalle er nun von einem halben Dutzend
Seeleuten umringt wurde. »Ihr solltet achtgeben, was Ihr sagt«,
knurrte er mühsam beherrscht und fuhr herum, als einer der Kerle
so dicht hinter ihn trat, dass er dessen Schweiß riechen
konnte. Mit einer blitzartigen Bewegung des Handgelenkes zückte
er den Dolch an seiner Seite. Doch bevor er die Waffe auf jemanden
richten konnte, drehte einer der Burschen ihm den Arm auf den Rücken
und schleuderte ihn auf die Knie. Der Kapitän lachte rau. »Lass
ihn los«, befahl er und packte Otto am Kragen seines
Waffenrockes. »Ich glaube Euch. So dämlich würde sich
kein Handlanger des Senates anstellen! Außerdem ist Euer Latein
zum Fürchten.« Als wöge Otto nicht mehr als ein Kind,
zerrte er den Ritter in die Höhe und musterte ihn mit
zusammengekniffenen Augen, bevor er ihn wieder freigab und ihm
versöhnlich den Stoff gerade zog. »Ich denke, wir kommen
ins Geschäft«, bemerkte er mit einem Hochziehen der
Brauen. »Ich sehe Gier in Eurem Blick.« Als Otto erneut
aufbrausen wollte, hob er beschwichtigend die Hand und schnippte mit
den Fingern. Augenblicklich tauchte ein Badegehilfe aus der Tiefe des
Gebäudes auf, dem der Kapitän etwas auf Italienisch befahl.
Kaum war der Wortschwall beendet, machte der Junge einen Bückling
und bedeutete Otto, ihm zu folgen.
        »Ihr
wartet hier«, brummte der Seemann an seine Begleiter gewandt
und schloss sich dem Katzensteiner an, der von dem Gehilfen durch
eine Tür in einen vernebelten Raum geführt wurde, in dem
sich nackte Paare in Badezubern tummelten. Vor ihnen befanden sich
reich gedeckte Tische, die von jungen Mädchen umschlichen
wurden, deren durchsichtige Kleidung mehr enthüllte als
verdeckte. Obwohl Otto Frauen aus tiefstem Herzen verachtete, ließ
ihm die Erregung den Mund austrocknen, als eine der Dirnen ihm frech
die makellos gezupfte Scham zeigte. Mit einem verführerischen
Augenaufschlag ließ sie den Finger in der Falte ihres
Geschlechts verschwinden, sodass Otto um ein Haar über den
Kapitän gefallen wäre. »Ihr könnt auch einen
Knaben haben, wenn Ihr wollt«, sagte dieser ungerührt und
fing ein etwa zwölfjähriges Ding mit flammend rotem Haar
ab, um ihm ohne viele Umschweife die Hand aufs Gesäß zu
legen. »Oder Ihr könnt diese hier mit mir teilen.«
Ein raubtierhaftes Lächeln huschte über seine Züge,
und zu seinem Entsetzen stellte Otto fest, dass dieser Gedanke ihn
reizte. »Macht, was Ihr wollt«, brummte der Venezianer
schließlich und ließ sich von der Rothaarigen in eine
Nische führen, in der gerade ein Lager frei geworden

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