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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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besser.« Falk, dem alleine bei dem Gedanken
an Nahrung die Galle hochkam, schüttelte schwach den Kopf und
hob mit einem schiefen Lächeln die Geldkatze in die Höhe.
»Zuerst gehen wir ein Schwert kaufen.«

    *******

    Den Rest
des Tages drückten sie sich in Gasthäusern herum, um nicht
doch noch den Wächtern des Senates in die Hände zu fallen.
Nachdem sie ihr Versteck verlassen hatten, hatte Falk darauf
gedrängt, sich und Otto eine neue Waffe zu kaufen, und mit einem
zynischen Lächeln beobachtete der Katzensteiner Ritter, wie sein
Neffe den glänzenden Stahl liebkoste. Es genügt nicht, ein
Schwert zu besitzen, dachte er verächtlich. Man sollte es auch
benutzen können! Und das war etwas, das er dem Jungen nicht
zutraute. Zwar hatte die Großzügigkeit des Knaben ihm
einen weiteren flüchtigen Augenblick der Unschlüssigkeit
beschert; aber der Handel mit dem Kapitän war viel zu
verlockend, als dass er sich von albernen Gefühlen leiten lassen
konnte! Zumal diese Gefühle vollkommen grundlos waren. Immerhin
hatte der Bengel nichts weiter getan als das Geld, dass ihm, Otto von
Katzenstein, zustand, mit vollen Händen rauszuwerfen und dem
eigentlichen Besitzer ein Almosen zu gewähren. Denn das war es,
als was Otto dieses Geschenk ansah – als ein Almosen von einem
Dieb! Der Hass auf den Knaben stieg mit neuer Macht in ihm auf. Es
wurde Zeit, dass er ihn sich vom Hals schaffte. Dieses entwürdigende
Spiel dauerte schon viel zu lange. »Es wäre besser, du
würdest dich ein bisschen beeilen«, knurrte er, milderte
den harten Ton jedoch sofort durch ein falsches Lachen. »Sonst
verpassen wir diesen Schiffszug auch noch.« Und das wollte er
auf alle Fälle vermeiden, auch wenn ihm bei dem Gedanken an die
Reise nicht gerade gut zumute war. Die Aussicht, dass dieser falsche
Neffe für immer im Harem des Sultans verschwinden könnte,
war das Risiko wert. Und ein Risiko war es, dessen war er sich
sicher. Seine Finger umklammerten den beruhigenden Stahl an seiner
Seite. Ein Handschlag war ein Handschlag, aber wer konnte ihm
garantieren, dass der Kapitän ihn nicht ebenfalls hinterging? Er
unterdrückte ein Seufzen. Es gab keinen anderen Weg. Wenn er den
Bengel loswerden wollte, musste er wohl oder übel mit ihm auf
dieses Schiff gehen! Daher schob er Falk die Überreste des Mahls
hin und wartete ungeduldig, bis der Knabe auch die letzte Krume
verschlungen hatte. Sobald sich sein Kater ein wenig gelegt hatte,
hatte der Bursche einen Appetit entwickelt, der dem eines Ochsen in
nichts nachstand.
        Mit
einem leisen Rülpsen wischte sich der junge Mann den Mund und
sprang auf. »Wie kommen wir zum Kai?«, fragte er, nachdem
sie die Taverne verlassen hatten. »Am Rialto sollten wir uns
besser nicht mehr blicken lassen.« Otto nickte. »Wir
mieten uns ein wenig weiter kanalaufwärts eine Gondel. Ich
glaube zwar nicht, dass noch jemand nach uns sucht, aber sicher ist
sicher.« Mit diesen Worten schlug er einen Weg ein, der sie
hinter der Halle der Händler in Richtung Süden führte,
wo die weniger gut betuchten Geldwechsler ihre Tische aufgeschlagen
hatten. Als ein Trupp Wachsoldaten keinen Steinwurf vor ihnen aus
einem Gebäude gestürmt kam, fuhr Otto zusammen und drückte
Falk in den Schatten eines dreistöckigen Hauses. Zu seiner
Erleichterung steuerten die Soldaten allerdings schnurstracks auf
einen der Bancherii zu, den sie lautstark anbrüllten, bevor sie ihm mit einer Axt
den Tisch zerschlugen. » Banca
rotta«, flüsterte
Falk, der wie Otto von Datini wusste, was das Zertrümmern der
Bank bedeutete. »Der arme Teufel ist bankrott!« Da der
Schreck sich bereits wieder verflüchtigt hatte, zuckte Otto
jedoch lediglich die Achseln und drängte seinen Neffen weiter,
bis sie einen wackeligen Anlegesteg am Ufer des Canale
Grande erreicht hatten. »Zur Piazza San Marco «,
befahl er dem Gondoliere, und
kaum schaukelte das kleine Boot durch das trübe Wasser, hellte
sich seine Laune ein wenig auf. Nicht mehr lange und er hatte sein
Ziel erreicht! Ganz gleich, was der Kapitän im Schilde führte,
er hatte keinen Grund, Otto zu hintergehen. Was sollte er davon
haben? Hatte er ihm nicht glaubwürdig versichert, dass jeder
angebliche Händler, den er an Bord nahm, die Versicherung in die
Höhe treiben würde? Und hatte Otto ihm im Gegenzug nicht
versprochen, für einen Teil der schadhaften Ware zu
unterzeichnen, sodass die staatlichen Aufseher ihn als Eigentümer
listen konnten? Erneut verdrängte die Bewunderung für

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