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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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»Raus mit euch! Mein Gemahl ist nicht im Haus!« Ihr Blick flog irrlichternd zwischen den Ratsherren hin und her, und ihre Nervosität ließ erkennen, dass sie sich im Klaren darüber war, wie wenig ihr Recht als Hausherrin im Augenblick galt.
    Gerlich Pape trat vor und nahm die Kappe ab. »Lasst nach Eurem Ehemann schicken, Frau Adelburgis, unser Anliegen überschreitet Eure Zuständigkeit.«
    »Ich hetze euch Eler auf den Hals«, drohte sie gehässig.
    »Eler liegt mit gebrochenem Bein und vielleicht auch gespaltenem Schädel unten im Gewölbe«, verkündete Taleke voller Genugtuung. »Wenn Ihr ihn heraufholen wollt, sollten allerdings Eure Mägde die Stufen von der Talgschmiere säubern, bevor jemand den Fuß daraufsetzt.«
    Tideke grinste breit, während er Wittenborch gemeinsam mit dem Arzt behutsam zum Sitzen hochstemmte. »Unsere Meisterin ist ausgesprochen findig, Schiffer, nicht?«, flüsterte er vernehmlich.
    »Wir werden sie auf die ›Brücke‹ holen und nicht an Land lassen, bis sie einen in jedem Grund haltenden Anker erfunden hat«, murmelte Wittenborch.
    »Der täte wirklich not!«, rief Tideke dankbar aus. »Den würden wir sogar mit den Schonenfahrern teilen, damit deren Schiffe nicht mehr bei schlechtem Wetter loskommen und unsere rammen.«
    Sämtliche Seeleute klapperten grinsend mit allem Gerät, das sie mit sich führten.
    »Nun lasst doch mal!«, zischte Taleke, deren Gesicht vor Verlegenheit eine ziegelrote Farbe angenommen hatte.
    »Euch, Wittenborch, geht es gottlob gut«, bemerkte von Altkerke beruhigt.
     
    Ratsherr Puttfarcken betrat sein Haus durch den Vordereingang und blieb mit ungläubiger Miene in der Tür stehen. Als hätte er die Verstärkung just in diesem Augenblick geahnt, schritt Nicolaus mit allen Anzeichen von Empörung zum Treppenabsatz hinab, ganz der zukünftige Medicus der Stadt.
    »Mein Haus ist kein Marktplatz!«, schnauzte der Ratsherr. »Schert euch hinaus! Alle!«
    »Ihr gebt Euch einer Illusion hin, verehrter Puttfarcken«, bemerkte Ratsherr Cossebode mit sanfter Stimme. »Eure Familie ist Euch entglitten, während Ihr Euren Aufstieg zum künftigen Bürgermeister betrieben habt. Um es zusammenzufassen: Eure Ehefrau hat eine Hure umbringen lassen, die ein Kind von Eurem Sohn Nicolaus hatte und ein weiteres von Eurem Jüngeren, dem Grube, erwartete, dazu eine andere Hure, die davon Kenntnis hatte; eine Besucherin aus Frankreich wurde auf Betreiben Eurer Frau oder Eures Sohnes als Ergebnis einer Verwechslung in Meisterin Talekes Haus erstochen. Nachdem die beiden ihren Irrtum erkannt hatten, wurde Meisterin Taleke, die zusammen mit dem städtischen Medicus von Altkerke das ganze verruchte Verbrechen aufgedeckt hatte, in Euer Haus gelockt und sollte heute Nacht im Gewölbe sterben.«
    »Nein, nein«, keuchte der Ratsherr. »Das kann nicht sein. Wir sind fromm und glauben an die Macht der Kirche.«
    »Das kann ich mir denken. Was Euren Sohn Nicolaus betrifft«, setzte von Altkerke die Anklage des Ratsherrn fort, »so hat er Blattern in die Stadt Lübeck gebracht mit einer Methode, die ein römischer Kaiser erfunden hat und die sich die römische Stecherei nennt. Ziel war vor allem, die Meisterin Taleke ins Gerede zu bringen als diejenige, in deren Gefolge Blattern auftreten. Sie sollte als angebliche Verursacherin eines Maleficiums von Euch als Vorsitzendem des Hochgerichts zum Tode verurteilt werden.«
    Wittenborch lauschte den beiden Männern erstaunt. Cossebode und von Altkerke hatten alles Wissen über die Ratsfrau zu einer schlüssigen Anklage zusammengefügt. Einiges davon war ihm selbst unbekannt gewesen.
    »Aber warum?«, stammelte der Ratsherr. Nachdem er seine Fassung zurückgewonnen hatte. »Ich wusste nichts von den Huren.«
    »Das«, sagte der Arzt, »hat einen Grund, den ich Euch unter vier Augen erklären werde, und dafür werdet Ihr mir dankbar sein. Die Beweise für die römische Stecherei, ein Schriftstück und ein krank machendes Pulver, befinden sich in dieser Truhe, die in Herrn Nicolaus’ Haus am Krähenteich aufgefunden wurde.« Er rückte den Kasten, den der Zunftmeister abgestellt hatte, in die Mitte des Kreises von Bewaffneten.
    »Euer Nicolaus wird sich für dieses Verbrechen vor dem Hochgericht zu verantworten haben«, bemerkte Bürgermeister Cossebode ernst, »das wir in neuer Zusammensetzung zusammenrufen werden. Ich habe keinen Zweifel daran, dass ihm das Todesurteil sicher ist.«
    Ein hartes Schluchzen lenkte die Blicke aller nach oben

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