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Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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um Geld für unsere Mission zusammenzubekommen. Ich wusste, dass du nicht einfach davonlaufen würdest. Ich wusste, dass du das Werk deines Vaters zu Ende bringen würdest, sowie er dich erst einmal in den gesamten Plan des Sultans eingeweiht hatte – des Lichts meiner Augen und der Freude meiner Seele.«
    »Mein Vater ?« War es möglich, dass Timurhan auch an diesem zweiten Verbrechen, den Dogen von Venedig in seinem eigenen Palast zu verbrennen und seine Stadt in Brand zu stecken, beteiligt gewesen war? Oder hatte ihr Vater nur von der Pest gewusst? Feyra zwang sich, Ruhe zu bewahren. Sie durfte sich nicht anmerken lassen, wie wenig sie wirklich wusste. »Und jetzt?«
    »Wird die zweite Phase der Großen Bedrängnis eingeleitet«, flüsterte er. Das Zischen in seiner Stimme vermischte sich mit dem der Votivkerze. »Es ist Zeit für das reinigende Feuer.«
    Feyra blickte in seine Augen, in denen sich die Kerzenflamme widerspiegelte, und begann zu zittern. »Wann?«, krächzte sie.
    »Morgen Abend. Die Ungläubigen feiern ein Fest, der große Platz wird von den verderbten Bürgern dieser Stadt nur so wimmeln. Sie hatten die Pestilenz zu Gast, doch einige haben überlebt. Das nicht löschbare Feuer wird sie verschlingen. Der Doge wird brennen, sein Palast wird brennen und seine ganze Stadt ebenfalls. Und jetzt bist du mir geschickt worden, um mir zu helfen.«
    Feyras Herz schlug so rasend schnell wie ihr Puls, aber sie bemühte sich, mit ruhiger, fester Stimme zu sprechen. »Wie verschaffen wir uns Zutritt zum Palast?«
    »Das ist das Einfachste bei der ganzen Sache. Wir lassen uns von den Wachposten festnehmen.« Seine Hand schloss sich wie ein Schraubstock um ihren Arm.
    Sie machte sich los. »Und was geschieht mit uns? Den treuen Untertanen des Sultans?«
    »Wir werden gleichfalls verbrennen. Aber wir werden nach dem Willen Gottes errettet und gehen in die Dschanna ein. Komm …« Er klatschte in die Hände. »Es gibt viel zu tun, und uns bleibt nur noch ein Tag Zeit. Ich werde dich zu meinem Versteck bringen. Es ist sicher, niemand wird uns dort finden, denn es liegt in der Nähe einer Kirche.« Er lächelte angesichts dieser Ironie, als würden sie über schlechtes Wetter sprechen.
    Er ist irrsinnig, dachte Feyra.
    »Mit deinen heidnischen Münzen können wir Zunder für das Öl kaufen, ja …« Er drehte sich wieder zu ihr um, um sie anzusehen, und sie erkannte, dass sein ganzes Trachten auf ein Ziel gerichtet war – seinem irdischen und seinem himmlischen Herrn zu dienen. »Und deine Verkleidung sowie der Umstand, dass du ihre schmutzige Sprache beherrschst, wird mir helfen, denn ich spreche sie nicht, und ich sehe auch nicht so unschuldig aus wie du.«
    Er führte sie zum Anfang der Gasse, auf eine größere Straße hinaus, über eine Brücke und an einem Kanal entlang, der so glatt und still dalag wie ein Rauchglas-Spiegel. Sie befand sich ganz in der Nähe von Palladios Viertel, wusste aber, dass es ihr nichts nützen würde, zu dem Architekten zu flüchten, da Takat das Haus bereits kannte und sie dort sofort finden würde. Sie musste nach Lazzaretto Nuovo und zu Annibale zurück und konnte nur beten, dass Takat von der Existenz dieser Insel nichts wusste. Sie kannte diese Straßen und konnte ebenfalls nur beten, dass er sie nicht kannte. Feyra passte sich seinen Schritten an, aber als sie an einem kleinen sotoportego vorbeikamen, befreite sie sich aus seinem Griff und rannte los.
    Sie musste an ihre erste Flucht durch diese Stadt denken, doch heute floh sie vor einer weit größeren Gefahr als den Wachposten des Dogen. Die üppigen Röcke des grünen Kleides behinderten sie beim Laufen, und ihre Rippen begannen zu schmerzen, doch endlich erreichte sie den Wasserrand. Sie stürmte über die letzte Brücke und hielt auf eine Gruppe freundlich wirkender Bootslenker zu.
    Takat Turan tauchte aus dem Dunkel auf und versperrte ihr den Weg. Sie schrie unwillkürlich laut auf, woraufhin die Männer sich umdrehten, um zu sehen, was dort vor sich ging. Als Takat ihr eine Hand über den Mund legte, biss sie so fest zu, wie es ihr möglich war, und brüllte in ihrem besten Venezianisch: »Helft mir! Er ist ein Türke! Muselmano! Muselmano!«
    Die Bootsleute, die sahen, dass eine Venezianerin im Dunkeln angegriffen wurde, jagten über die Brücke und stürzten sich auf Takat Turan. Feyra klammerte sich an die Balustrade der Brücke und sah zu, wie Takat auf die andere Seite geschleift wurde. Die Männer versetzten

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