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Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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dass der Grund für ihren Erfolg Hass war.
    Angesichts von Feyras Erfolg überwand Annibale seine Skrupel rasch. Eine Woche lang kehrte sie an ihren Verkaufsplatz zurück und erzählte ihre Geschichte, schmückte sie aus, verfeinerte sie und erstickte fast an jedem Wort. Die Menge wuchs und veränderte sich jeden Tag, und zu ihren Kunden zählten Lehrer, Geistliche und einmal sogar ein Wachposten in derselben Livree, in der seine Kameraden sie einst vom Dogenpalast aus verfolgt hatten. Einmal sah sie sogar einen Arzt, der einen Handkarren mit eigenen Heilmitteln hinter sich herzog. Sein Schnabel glich dem von Annibale, nur dass seine Maske eine schwarz gemalte Brille rund um die Augen aufwies. Er schien aufmerksam zuzuhören und legte den Kopf schief wie ein Spatz, als der Name »Annibale« fiel. Feyra geriet ins Stocken und spürte, wie sich ihr Magen plötzlich vor Furcht zusammenzog. Sie hatte diese Woche so viel Geld verdient, dass sie Aufmerksamkeit erregte. Vielleicht war es besser, ein paar Tage nicht wiederzukommen.
    Nachdem sie ihre Flaschen verkauft hatte, musste sie einen Beamten des Consiglio zu Hilfe holen, um sie vor der aufgebrachten enttäuschten Menge zu schützen. Er meinte, es sei zu gefährlich für sie, am Wasser entlangzugehen, also huschte sie in die schmalen Gassen, in die keine Sonne fiel. Nachdem sie einige Minuten umhergewandert war, gelangte sie in einen ihr vertrauten Bezirk. Warum nicht?, dachte sie und wandte sich in Richtung des kleinen Platzes, an dessen Rand ein Haus mit einem goldenen Zirkel über der Tür stand.
    Sie klopfte nicht ohne ein Gefühl der Beklommenheit an, schließlich war sie als türkische Spionin aus diesem Haus geflohen, und obwohl sie nicht daran zweifelte, dass Palladio sie willkommen heißen würde, wusste sie, dass andere vielleicht nicht so erfreut sein würden, sie zu sehen.
    Corona Cucina öffnete die Tür. Feyra stand voller Unbehagen vor ihr, wohl wissend, dass ein Teil der Geschichte, die sie die ganze Woche lang zum Besten gegeben hatte, für diese Frau, die tatsächlich ihren Mann durch die Türken verloren hatte, Realität war. Aber die Köchin knickste und fragte unterwürfig: »Wie kann ich Euch helfen, Dama ?«
    »Na, Corona Cucina«, erwiderte Feyra mit einem nervösen Lachen. »Erkennst du mich nicht?«
    Die Augen der Köchin wurden so groß wie Untertassen. Sie zog Feyra an sich und hielt sie dann auf Armeslänge von sich ab. »Türkin, so ein Unsinn! Ich wusste immer, dass du eine Venezianerin bist! Komm und besuch den Herrn. Er wird sich freuen, dich zu sehen.«
    Bei Sonnenuntergang stellte Doktor Valnetti seinen Karren vor den großen Türen des Ufficio della Sanità et Granari Pubblici ab, dem Hauptsitz des Consiglio della Sanità.
    Er verlangte von dem diensthabenden Wachposten zweierlei: erstens, unverzüglich beim Tribunal vorstellig werden zu dürfen, und zweitens, dass der Mann seinen Karren im Auge behielt. Er war immer noch bis zum Rand mit kleinen Flaschen gefüllt, denn er hatte heute genau eine Phiole seines Vierräuberessigs verkauft. Er könnte die Phiolen genauso gut von Ganoven stehlen lassen, dachte er, als er die breiten weißen Marmorstufen zu dem großen Saal emporstieg, denn dank der Frau im grünen Kleid waren sie so gut wie wertlos.
    Die Sala della Consiglio della Sanità war ein prachtvoller Raum, der die gesamte Länge des obersten Stockwerks des Gebäudes einnahm. Dick verglaste Fenster ließen die Strahlen der sinkenden Sonne in den Saal, sodass die großen dunklen Fresken beleuchtet wurden, die die sieben Phasen der Alchemie darstellten. Hier und da flammten Symbole der Elemente oder Figuren der Weisen golden auf.
    Am anderen Ende des Raums saßen drei scharlachrot gewandete Greise hinter einem langen, mit dicken Kontobüchern übersäten Eichenholztisch. Sie wirkten so alt wie die Zeit, ihre schlaffen Wangen verschmolzen mit den zahlreichen wächsernen Falten ihrer teigigen Kinne.
    Das war das Tribunal des Consiglio della Sanità.
    Der Älteste der Männer hielt mit dem Zählen der Tageseinnahmen inne. Seine Hand zitterte in der Luft. »Seid Ihr Valnetti?«
    »Ja, Tribun.«
    »Was gibt es, Dottore ? Für heute ist das Tagesgeschäft beendet.«
    Valnetti stapfte über die Holzplanken auf sie zu und wiederholte die Geschichte der mysteriösen Witwe. Die drei Greise hörten schweigend zu. Sowie er geendet hatte, fühlte sich Valnetti bemüßigt, sein Anliegen kurz und knapp zusammenzufassen.
    »Kurz gesagt, das

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