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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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verlegen an ihrer Haube. Sie hasste diese Dinger. Sie engten einen immer so ein. Damit konnte sie nicht klar denken.
    Mit belegter Stimme antwortete sie schließlich: »Die Äbtissin ist ... wie soll ich es sagen ... anspruchsvoll. Sie zeigt deutlich, dass ich nur eine Außenseiterin bin. Sie meint sogar, ich sei keine richtige Nonne. Die Schwestern wollen hier streng nach der Benediktinischen Regel leben. Für mich war das zugegebenermaßen ... mmh ... ungewohnt.«
    Johannes konnte sich gut vorstellen, dass der drastische Wechsel zwischen Möllenbeck und Rinteln für Agnes nur schwer zu ertragen war. In Möllenbeck hatte Agnes ein ausgefülltes und angenehmes Leben gehabt. Die Arbeit als Scholasterin dort hatte ihr sichtlich Spaß gemacht.
    »Wollt ihr wieder zurück?«, fragte er nach einer kleinen Pause.
    »Am liebsten schon heute, auch wenn ich weiß, dass in Möllenbeck nun schon eine andere Schwester die Mädchen unterrichtet. Aber den Wechsel muss die Äbtissin Greta von Hattelen bestätigen. Nur ... sie tut nichts.«
    Der Herr vom Domhof versprach, mit der Äbtissin Sophie 3 in Möllenbeck und dem Bischof Otto 4 zu sprechen. Natürlich würde er vorsichtig sein, damit Agnes nicht noch mehr Schwierigkeiten bekam.
    »Danke«, antwortete sie leise. »Ich muss jetzt wieder gehen.«
    Sie verabschiedete sich mit heiserer Stimme. Das kurze Gespräch hatte wieder zu viel in ihr aufgewühlt. Ihre Probleme hier, die Abneigung der Mitschwestern, dass sie es keinem recht machen konnte, die Einsamkeit, niemanden, an den sie sich vertrauensvoll wenden konnte. Sie war überfordert durch die eiserne Strenge der Klosterregeln und fühlte sich völlig fehl am Platz.
    Schweigend brachte sie Maria ins Kloster. Man wartete schon auf die beiden. Die Verletzte bekam eine kleine Kammer zugewiesen, in der sie sich ausruhen konnte. Eine andere Nonne hatte schon einen Kräutertrank vorbereitet, der Maria schnell einschlafen ließ.

Strafgericht
    Agnes hatte gerade leise die Tür zu Marias Zimmer geschlossen, als sie ihren Namen hörte.
    »Agnes! Mitkommen!«
    Es war unverkennbar die schneidende Stimme der Priorin Schwester Margarete. Und da stand sie auch, nur wenige Schritte entfernt. Breit und stämmig füllte sie fast den gesamten schmalen Gang aus, der als Zutritt zu den Zellen der Nonnen und Novizinnen diente. Mit finsterer Miene und die Rute bedrohlich schwenkend wartete sie auf die junge Frau.
    »Mach dich auf was gefasst!« Damit drehte sie sich um und stapfte los in Richtung des Arbeitszimmers der Äbtissin.
    Das verhieß nichts Gutes. Was war denn jetzt schon wieder verkehrt gelaufen? Mit einem mulmigen Gefühl folgte Agnes der Priorin. Unter anderen Umständen hätte sie bestimmt über den Anblick des dicklichen Person, die sich schnaufend und ächzend die Treppen hoch- und runterquälte, geschmunzelt. Aber zu oft hatten die wenig freundlichen Ankündigungen der Priorin eine bittere Strafe nach sich gezogen. Was sie sich diesmal hatte zuschulden kommen lassen, war Agnes absolut schleierhaft.
    Agnes folgte der Priorin ins Arbeitszimmer, in dem sich schon einige ältere Nonnen und Greta von Hattelen versammelt hatten.
    »Auf die Knie!«, befahl die Äbtissin sofort. »Du hast dich wieder einmal nicht an unsere Anweisungen gehalten.«
    Agnes schaute in die versteinerten Mienen der Mitschwestern. Kein Lächeln war zu erkennen. Nirgends sah sie so etwas wie Hilfe, Verständnis oder Mitleid. »Ich habe nichts Falsches getan«, beteuerte sie beim Hinknien.
    Im gleichen Augeblick spürte sie einen schmerzhaften Rutenschlag. Es stand außer Frage, von wem der gekommen war. Also biss sie die Zähne zusammen und rührte sich nicht. Es war ein grausames Spiel, nicht zu wissen, wann der nächste Schlag folgen würde. Oder welche Antwort im Sinne der Äbtissin war und welche nicht.
    »Wir hatten dir nicht die Erlaubnis zum Sprechen gegeben. Du solltest dich lediglich um die verletzte Frau kümmern. Aber stattdessen hast du dein dir auferlegtes Schweigen nicht eingehalten.«
    »Ich wurde gefragt, wer ich sei. Sonst hätte man mich nicht durchgelassen.«
    Wieder traf sie ein Schlag auf den Rücken. Agnes ärgerte sich über sich selbst. Warum konnte sie bloß ihre Klappe nicht halten? Heute Nacht würde sie wieder nicht auf dem Rücken liegen können.
    »Du sollst endlich schweigen!« Die Äbtissin war immer lauter und schriller geworden. Sie hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, um ihre fehlende Größe auszugleichen. »Du hast

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