Die Heimkehr Der Tochter
Kein einziges Mal hast du ihr Liebe und Wärme geschenkt."
Unfähig, den Vorwurf zu entkräften, wandte er den Blick ab, doch Nan war gnadenlos.
„Gib es zu, Jacob, du weißt, dass ich Recht habe."
„Wenn ich ihr nicht so viel Zuneigung gezeigt habe, dann weil Katherine ein schwieriges Kind war", rechtfertigte er sich leise. „Sie ist immer noch schwierig."
„Was für ein Mist. Die ersten zwölf Jahre ihres Lebens hat sie sich schier auf den Kopf gestellt, um dir zu gefallen. Ich sage dir, es war schmerzlich, das zu sehen. Maggie kam mit einem überschäumenden Temperament auf die Welt, aber sie hat es gezügelt, um das perfekte Kind zu werden - still, hilfreich, wissbegierig. Gehorsam und höflich bis zum Erbrechen. Das alles hat sie nur gemacht, um deine Liebe und Anerkennung zu gewinnen."
„Sobald sie ins Teenageralter kam, hat sie dann aber alles nachgeholt", entgegnete er. „Sie hätte Festrednerin beim Abschluss in der High School sein sollen. In ihrer Klasse hatte sie die besten Noten von allen. Aber wegen ihres unmöglichen Benehmens müssten ihre Mutter und ich zusehen, wie dieser Janowich-Junge die Festrede zur Abschlussfeier hielt."
Nan sah ihn nur kopfschüttelnd an. „Du begreifst es einfach nicht, was? Was hast du denn erwartet? Nach zwölf Jahren merkte sie, dass ihre Bemühungen nutzlos waren. Also sagte sie sich: zur Hölle damit. Und unbewusst hat sie dann wohl entschieden, wenn sie deine Aufmerksamkeit nicht durch gute Taten erringen könnte, dann würde sie es auf jede andere Weise versuchen." Sie machte eine Pause, damit er darüber nachdachte, und fügte hinzu: „Und es funktionierte, Jacob, nicht wahr?"
„Oh ja, meine Aufmerksamkeit errang sie allerdings. Du hast es leicht, uns zu kritisieren, aber dieses Mädchen hat seiner Mutter und mir manch schlaflose Nacht beschert und viele Peinlichkeiten und Kosten dazu. Ständig musste ich in der Schule antanzen. Und ich musste für die Kosten ihrer vielen dummen Streiche aufkommen."
Zu Jacobs Erstaunen zuckte ein Lächeln um Nans Mund. „Ich weiß nicht recht", sagte sie gedehnt. „Einiges von dem, was sie veranstaltet hat, fand ich ziemlich gewitzt. Zum Beispiel diese Kuh mitten in der Nacht in die erste Etage der High School zu schmuggeln. Ich wäre gern als Mäuschen dabei gewesen, als Direktor Davies am nächsten Morgen in die Schule kam. Haben die übrigens jemals herausgefunden, wie sie das geschafft hat?"
„Nein, aber dieser kleine Streich hat mich eine schöne Stange Geld gekostet. Ich musste einen Kran bestellen und das Tier durch ein Fenster nach draußen hieven lassen. Außerdem musste ich eine Reinigungsfirma beauftragen, den Mist wegzumachen, den das verängstigte Tier hinterlassen hatte. Die gesamte erste Etage musste neu gestrichen und vom Gestank befreit werden. Verdammt, Nan, hör auf zu lachen. Das war nicht witzig. Überall war Kuhdung."
„Das war doch zum Totlachen." Sie unterdrückte ihr Lachen und betrachtete das zornige Gesicht ihres Bruders im Profil. „Sag mir eines. Hat sich Maggie jemals geweigert, zu ihren Streichen zu stehen? Hat sie je versucht, ihre Schuld zu leugnen, sie jemand anders zuzuschieben und so zu tun, als wisse sie von nichts?"
„Nein, hat sie nicht, das muss ich ihr lassen", räumte er grimmig ein.
„Und trotzdem ... hast du Martin geglaubt?"
Ihre Argumentation verblüffte ihn, und er verspürte den Anflug eines Schuldgefühls, ignorierte es jedoch mit finsterer Miene. „Das ist nicht dasselbe."
„Hm, wie auch immer. Der Punkt ist, dass du dem Mädchen Unrecht getan hast. Und das sieht dir nicht ähnlich. Sie ist eine kluge, schöne, warmherzige Frau, aber du hattest immer etwas an ihr auszusetzen. Warum? Wie konntest du sie all die Jahre so behandeln?"
Innerlich aufgewühlt, blickte er hinüber zur Plantage. „Ich möchte nicht darüber sprechen."
„Verdammt, Jacob, du stirbst! Um deinet- und um ihretwillen musst du dich mit ihr aussöhnen, solange du noch kannst. Sie ist deine Tochter, um Himmels willen!"
Jacob riss der Geduldsfaden. Mit einem wütenden Blick zu seiner Schwester giftete er: „Das ist ja das Problem! Ich glaube nicht, dass sie meine Tochter ist!"
Eine Detonation hätte keine größere Wirkung haben können. Nan hatte plötzlich das Gefühl zu ersticken. Fassungslos starrte sie ihren Bruder einige Sekunden lang an.
„Jacob, du kannst doch unmöglich glauben, dass Lily dir untreu war."
„Natürlich nicht. Sei nicht albern." Er presste die Lippen
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