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Die Heimkehr Der Tochter

Die Heimkehr Der Tochter

Titel: Die Heimkehr Der Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
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widerwillig ein, „aber es scheint mir nicht wahrscheinlich zu sein."
    „Ich darf wohl daraus schließen, dass du keinen Vaterschaftstest hast machen lassen. Ich weiß, dass der Bluttest damals nicht sicher deine Vaterschaft bewiesen hätte, aber er hätte dir gezeigt, ob du auf keinen Fall der Vater sein konntest."
    „Ich konnte keinen Test machen lassen. Lily wollte nicht, dass irgendwer von dem Vorfall damals erfuhr, nicht mal der Arzt. Sie wurde geradezu hysterisch, wenn ich auch nur andeutungsweise auf die Sache zu sprechen kam. Ich konnte sie nicht mit meinen Zweifeln belasten und riskieren, dass sie wieder depressiv wurde."
    „Jacob, sie hätte professionelle Hilfe gebraucht", sagte Nan einfühlsam. „Sie hätte lernen müssen, die Tat zu verarbeiten, anstatt sie zu verdrängen."
    „Ich weiß, ich weiß. Aber sie widersetzte sich vehement allen Vorschlägen in dieser Richtung, und ich hatte Bedenken, sie zu drängen."
    Nan seufzte. „Deshalb ist sie so wenig belastbar, nicht wahr? Deshalb meidet sie Konflikte und Reibereien, koste es, was es wolle. Deshalb hast du sie immer so behütet und beschützt."
    Jacob ließ die Schultern hängen. „Ja." Als er seine Schwester ansah, standen ihm Tränen in den Augen, doch er schämte sich nicht dafür. „Wenn du hättest sehen können, was dieses Tier aus ihr gemacht hat, wie zerstört sie war, würdest du mich verstehen."
    „Oh Jacob, ich gebe dir keine Schuld - jedenfalls nicht dafür. Ich bin mir nicht sicher, dass es Lily gut getan hat, all die Jahre so in Watte gepackt zu werden, aber ich verstehe deine Beweggründe. Was ich nicht verstehe, ist, wie du diese Sache siebenundzwanzig Jahre lang hast in dir brodeln lassen. Und Maggie durfte es ausbaden."
    Der Vorwurf traf ihn ins Herz, und er brauste auf: „Verdammt, hast du eine Vorstellung, wie es ist, jeden Tag von dem Gedanken gequält zu werden, dass das Kind, das deinen Namen trägt, vielleicht das Monster zum Vater hat, das deine
    Frau vergewaltigt hat? Ich sage dir, es ist die Hölle, die reine Hölle! Ich habe versucht, sie zu lieben, das schwöre ich bei Gott. Aber jedes Mal, wenn ich sie ansah, musste ich an diesen Verbrecher denken."
    „Umso mehr Grund, endlich die Wahrheit herauszufinden. Heutzutage kann man mit DNA-Tests sicher feststellen, ob Maggie deine Tochter ist oder nicht."
    „Ich sagte dir schon, ich kann Lily das nicht antun."
    „Sie muss es ja nicht erfahren. Und Maggie auch nicht. Ich persönlich glaube allerdings, dass die ganze Geschichte endlich offen auf den Tisch sollte."
    „Absolut nein!"
    „Auch gut. Ich nehme einige Haare aus Maggies Bürste und eine Speichelprobe von dir, schicke beides an meinen Arzt in New York und bitte ihn, den Test durchführen zu lassen."
    Jacob blickte in die Plantage hinaus und hatte das Gefühl, etwas drücke ihm das Herz ab.
    „Die Zeit wird knapp, Jacob. Du schuldest es Maggie", drängte sie ihn ruhig. „Und du schuldest es dir."
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich werde es nicht tun. Und ich will dein Wort, dass du den Test nicht eigenmächtig machen lässt."
    „Jacob ..."
    „Versprich es, Nan. Ich kenne dich. Du versuchst immer einzugreifen und alles wieder ins Lot zu rücken. Aber hierbei hast du dich nicht einzumischen. Also, habe ich dein Wort?"
    Nan sah ihn wütend an. Schließlich seufzte sie und entgegnete ungehalten: „Also schön, du hast mein Wort. Aber du bist ein Narr, Jacob Malone!"
    Er sah ihr nach, wie sie resolut ins Haus marschierte, und zuckte zusammen, als sie die Tür hinter sich zuschlug. Er wandte den Kopf ab und starrte wieder ins Leere. Er wusste, dass Nan ethisch, moralisch und sogar intellektuell Recht hatte. Aber emotional... das war eine ganz andere Geschichte.
    Das Einzige, was ihm all die Jahre erlaubt hatte, Katherine in der Familie zu akzeptieren, war die - wenn auch vage - Möglichkeit, dass sie letztlich doch seine Tochter war. Wie sollte er es ertragen, wenn er nach all der Zeit zweifelsfrei wusste, dass sie es nicht war?
    Oder schlimmer noch ... dass sie es war?

Hewlett-Packard

    9. KAPITEL
    Maggie hob ruckartig den Kopf. Was war das?
    Mit heftigem Herzklopfen sah sie sich im Büro ihres Vaters um. Der Raum wurde nur von der Schreibtischlampe mit dem grünen Schirm und einer indirekten Beleuchtung an drei Seiten der Decke erhellt. Das reichte jedoch aus, um zu erkennen, dass sie allein war.
    Sie schwang mit dem großen Drehsessel ihres Vaters herum und blickte durch die Glaswand hinab in die

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