Die Heimkehr Der Tochter
eine nachdenkliche Pause und fuhr fort: „Sie war überzeugt, dass man sie bloß ansehen und auslachen würde. Aber zu ihrer Überraschung gaben sie ihr auf der Stelle einen Vertrag. Innerhalb eines Jahres wurde sie zu einem der begehrtesten Models der Welt. Und das aus gutem Grund. Für den Fall, dass du es nicht bemerkt hast, Jacob, deine älteste Tochter ist eine Augenweide."
Er öffnete den Mund zu einer scharfen Erwiderung, doch sie schnitt ihm das Wort ab.
„Gleichgültig, was du vom Beruf des Models hältst. Zu dem Zeitpunkt war diese Karriere für Maggie das Beste, was ihr passieren konnte. Als sie auf meiner Türschwelle stand, war sie dank deiner Hilfe ein seelisches Wrack. Der Modelberuf hat ihr Stolz und Selbstvertrauen gegeben und ihre Selbstachtung wiederhergestellt."
Nan schwieg erneut einen Moment und sah ihren Bruder dabei vorwurfsvoll an. Doch in dem Blick schwangen auch Traurigkeit und Unverständnis mit. Und als sie wieder das Wort ergriff, tat sie es mit leiser, flehender Stimme. „Wie konntest du ihr so etwas antun, Jacob? Wie konntest du sie aus deinem Leben verstoßen, dein eigenes wertvolles Kind?"
Jacob presste die Kiefer so heftig zusammen, dass ihm die Zähne schmerzten. Typisch Nan, ihm ohne Rücksicht auf seinen Zustand die Leviten zu lesen. Seit er Krebs hatte, wurde er von Familie und Freunden mit Gla s handschuhen angefasst. Das war jedoch nicht der Stil seiner Schwester. Er hatte ihre unverblümte Art immer bewundert - bis heute.
Verdammt, sie verstand es einfach nicht. Niemand tat das.
„Katherine hat mir keine Wahl gelassen. Was sie versucht hat, war unverzeihlich."
„Du meinst, was sie laut Martins Behauptung angeblich versucht hat", schoss Nan zurück. „Ich habe nie verstanden, warum du diesem kleinen Wurm mehr geglaubt hast als deiner Tochter."
Jacob maß seine Schwester mit einem strengen Blick. „Erinnere dich bitte, dass du über den Mann sprichst, den Laurel liebt."
Nan antwortete mit einem undamenhaften Schnauben und verdrehte die Augen. „Oh ja, natürlich. Der Himmel möge verhindern, dass sich bei Laurel ein Makel zeigt, und sei es auch nur ihr schlechter Geschmack in puncto Männer. Gott allein mag wissen, was sie je in Martin Howe gesehen hat. Oh ja, er ist ein gut aussehender Charmeur, das gebe ich gerne zu. Aber tief im Innern ist er immer noch der verzogene, überhebliche Tyrann, der er schon als Kind war. Seien wir ehrlich, wir wissen beide, wenn er nicht mit Laurel verheiratet wäre, hättest du ihm schon vor Jahren den Laufpass gegeben. Wenn ich die Firma leiten würde, täte ich es in jedem Fall."
„Also wirklich, Nan, du urteilst zu hart über den Jungen. Martin macht seine Arbeit", wandte Jacob ein, doch im Herzen gab er seiner Schwester Recht. Von keinem anderen Angestellten hätte er so schlechte Leistungen akzeptiert. So sehr er sich über Martin auch ärgerte, er drückte Laurel zuliebe ein Auge zu. Aber in Wahrheit war sein Schwiegersohn eine Niete. Ständig musste er ihn drängen und ihm auf den Fersen sein, damit er überhaupt seine Arbeit machte.
„Also bitte, Jacob. Der Mann ist doch ein völliger Versager. Und du bist ein Narr, dass du dich mit ihm gegen deine Tochter verbündet hast."
Das traf ihn sichtlich. „Gleichgültig, was du von Martin hältst, Katherines Ruf ist nicht gerade Vertrauen erweckend."
„Das ist vielleicht die Entschuldigung, die du dir zurechtgelegt hast, um dein Gewissen zu beruhigen, aber wir wissen beide, dass deine Abneigung gegen Maggie lange vor jener Nacht begann."
„Das ist absurd."
„Du hast Laurel und Jo Beth mit Liebe überhäuft, zu Maggie hingegen warst du immer distanziert."
„Nicht schon wieder!" stöhnte er. „Schau, Nan, ich habe dir im Laufe der Jahre wohl hundertmal gesagt, dass ich Katherine nicht anders behandele als die anderen Mädchen - da bin ich mir sicher."
„Blödsinn. Wenn eine deiner anderen Töchter zu den Topmodels dieser Welt gehörte, würdest du vor Stolz platzen, doch Maggie machst du es zum Vorwurf. Du kannst es leugnen, bis du blau bist im Gesicht, aber du und ich, wir wissen, dass du Maggie seit dem Tag ihrer Geburt zu ignorieren versuchst."
„Das ist ja lächerlich. Sie hat genau die Privilegien und Zuwendungen erhalten wie ihre Schwestern - ein gutes Zuhause, eine erstklassige Ausbildung, Tanzstunden, Musikstunden, nette Kleider, fast alles, was sie wollte. Sogar ein Auto, als sie sechzehn wurde."
„Sachen. Das sind alles materielle Güter, Jacob.
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