Die Heimkehr des Highlanders
Whisky. Malcolms Whisky war nicht so fein und ausgereift wie der seines Lairds, konnte sich jedoch sehen lassen und verhieß vergnügliche Stunden, wenn man ihn sparsam genoss – ansonsten konnte es vorkommen, dass man wie benommen durch die Gegend torkelte und sich später an nichts mehr erinnerte.
Aus bekannten Gründen nahm Ewan nur einen winzigen Schluck, der ihm rauchig die Kehle hinunterglitt. »Mit viel Glück lassen uns die Sasannach während des Treffens in Ruhe.«
»Das werden sie«, versicherte ihm Malcolm. Er hatte seinen Becher bereits geleert und goss sich großzügig nach. »Den Rotjacken liegt noch unser Angriff auf ihr Lager im Magen, das hab ich neulich von jemandem gehört, der ein paar Soldaten belauscht hat. Hach, diese Weichlinge können sich weitere Verluste nicht erlauben, obwohl …« Er grinste breit. »Unser kleiner überraschender Überfall hat mir viel Freude bereitet, und nicht nur mir. Die Männer wollen Blut sehen, mo charaid , sie wollen endlich kämpfen und die verfluchten Höllensöhne aus ihrem Land vertreiben!«
Bedächtig nickte Ewan, er verstand Malcolm und all die anderen Krieger seines Clans nur zu gut; dennoch würde er sich in Zukunft noch mehr als bislang mit seinen Äußerungen zurückhalten, um das Feuer des Zorns nicht unnötig zu schüren.
Ewan lenkte das Gespräch auf die Lage der Ansiedlung, wie üblich notierte er sich die wichtigsten Dinge, die in den armen Pächterkaten fehlten: Torf zur Feuerung, Nahrungsmittel und für die Frauen Nähzeug.
Wie es sich für einen ehrlichen Clanführer ziemte, sorgte auch Laird Dòmhnall für seine Pächter, wenn sie Not litten – und das war eigentlich jeden Winter so. Màiri, Ewan und nun auch Joan hatten die Pflicht übernommen, von Dorf zu Dorf zu reiten und nach den Bedürfnissen der treuen Clanmitglieder und deren Familien zu forschen. Niemand sollte hungern oder frieren während der lagen rauen Wintermonate. Dies war einer der Gründe, weshalb Dòmhnall so beliebt bei seinen Leuten war, denn nicht alle Clanoberhäupter kümmerten sich gewissenhaft um ihre Pächter.
Die beiden Männer, die Ewan begleitet hatten, gesellten sich später zu Ewan und Malcolm, sie hatten sich das Schulhaus angesehen und waren voller Lobeshymnen. Es wurde ein feuchtfröhlicher Nachmittag, und als sich die Besucher erhoben, schwankten Ewans Begleiter gefährlich.
Er verdrehte die Augen und schalt seine Männer Kindsköpfe, weil sie Malcolms Whisky wie Wasser hinuntergeschüttet hatten. »Wenn wir auf dem Heimweg von Wegelagerern überfallen werden sollten, werdet ihr mir keine große Hilfe sein. Passt auf, dass ihr nicht vom Pferd fallt.«
Die beiden kicherten albern und folgten Ewan aus der Kate, der kalte Regen, der ihnen ins Gesicht schlug, ließ sie schnell wieder zur Besinnung kommen, und als sie in der Burg eintrafen, waren sie bereits halbwegs nüchtern.
Sanft strichen Joans Hände über den Rücken ihres Mannes. Er lag auf dem Bauch und genoss es, dass Joan, die rittlings auf ihm saß, ihn wohltuend massierte. Er war nass und durchgefroren aus dem Glen gekommen; nun, nachdem Joan veranlasst hatte, die große Zinkwanne in der Ecke mit warmem Wasser zu füllen und einem herzhaften Abendessen, kehrten allmählich seine Lebensgeister zurück.
Verzückt betrachtete Joan die kräftigen Muskelstränge seines Rückens, die sich unter der Haut wölbten. Allerdings blieb ihr nicht erspart, immer wieder die Narben zu sehen. Es tat ihr jedes Mal physisch weh. Sie waren zwar verblasst, würden aber nie ganz verschwinden. Am Anfang hatte sie oft darüber mit den Tränen kämpfen müssen.
Ewans Kopf ruhte auf seinen verschränkten Armen, und nur an seinem gelegentlichen zufriedenen Grunzen erkannte Joan, dass er noch nicht eingeschlafen war.
»Ich bin jetzt ganz sicher, dass ich wieder ein Kind erwarte«, sagte sie schließlich, beugte sich vor, schob Ewans lange Haare zur Seite und küsste seinen Nacken. »Màiri meint, die Liebe würde die Fruchtbarkeit steigern. Irgendwie hat sie ja auch recht, denn du siehst, habe ich meinen Vorsatz, kein Kind mehr zu bekommen, ganz vergessen.«
Als er Anstalten machte, sich umzudrehen, verließ Joan mit einem unwirschen Murren ihre Sitzposition; Ewan zog sie jedoch wieder auf sich, nachdem er sich auf den Rücken gelegt hatte.
Er schmunzelte, als er sagte: »Aha, ist das wirklich so?« Er umfasste mit beiden Händen ihre Taille. »Nun, dann werden wir in einigen Jahren eine ganze Horde von Söhnen
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