Die Heimkehr des Highlanders
Regenschleier kaum auszumachen. Nur das inzwischen fertiggestellte Schulhaus hob sich etwas heraus; die Männer hatten ganze Arbeit geleistet. Im Frühjahr würden die Frauen Unterricht geben können, wenn sie gesundheitlich dazu in der Lage waren.
Bei dem Gedanken schob sich ein glückliches Lächeln über seine zuvor fest aufeinander gepressten Lippen. In der Nacht zuvor, nachdem sie sich leidenschaftlich geliebt hatten, hatte Joan angedeutet, dass sie vermutlich wieder ein Kind unter dem Herzen trug – nach Darla und Màiri nun auch seine Frau!
Beschwingt trieb Ewan sein Pferd an, der Gedanke an Joan hatte die düsteren Zukunftsvisionen vertrieben … auch wenn es nur vorübergehend war.
Malcolm Grant hatte die Reiter auf dem Hügel nahen sehen und den Sohn seines Laird erkannt, grinsend trat er vor seine Kate und begrüßte Ewan.
»Ewan! Latha math! « Er hielt die Zügel, während Ewan abstieg. »Wir haben dich lange nicht gesehen. Was gibt es Neues auf Glenbharr Castle?«
»Nur gute Nachrichten.« Ewan klopfte dem anderen auf die Schulter. »Im kommenden Jahr wird es Nachwuchs in meiner Familie geben und auch ein co-chruinneachadh 33 in der Nähe der Ruine Duffus Castle bei Elgin.«
33 Versammlung – hier Clantreffen
Malcolms Grinsen wurde immer breiter. Die alljährlichen Treffen, bei denen sich die Mitglieder fast aller Clans versammelten, gehörten zu den Höhepunkten der Hochlandbewohner. Es wurde ein Zeltlager errichtet, Erfahrungen und Neuigkeiten ausgetauscht, musiziert und getanzt sowie Wettkämpfe wie Baumstamm-Weitwurf ausgeführt.
Als Versammlungsort wurde meistens ein waldarmes Gebiet ausgesucht, wie es bei der auf einem Hügel gelegenen Ruine Duffus Castle der Fall war, zu deren Füßen sich ein weitläufiges flaches Grüngebiet befand.
»Aye, das sind gute Neuigkeiten, Ewan mac Dhòmhnall 34 . Aber nun komm ins Haus und stärke dich, bevor du dir hier draußen den Tod holst.«
34 Ewan, Sohn des Donalds
Wie üblich, wenn Ewan Malcolm Grants beengte Kate betrat, knickste Sinan Grant respektvoll vor ihm, bevor sie die Kinder in den kleinen Anbau scheuchte und, nachdem sie ein wenig Ordnung geschaffen hatte, selbst darin verschwand.
»Deine Frau sieht aus wie das blühende Leben«, bemerkte Ewan und nahm dankbar den Becher heißen Kaffee entgegen. »Sag, ist sie nicht wieder in der Hoffnung?«
Malcolm schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Nein, und das wundert mich sehr. Sinan hatte neulich Besuch von deiner Gemahlin und deiner Schwester, sie redeten eine geschlagene Stunde mit meinem Weib – während ich wie ein räudiger Hund hinausgeschickt wurde. Danach tat Sinan ziemlich geheimnisvoll. Weiß der Teufel, was sie miteinander beredet haben.«
»Frauenkram.« Ewan hob betont gleichgültig die Schultern, dabei ahnte er, dass Joan ihre Weisheiten über Empfängnisverhütung zum Besten gegeben haben musste.
Sicher, Kinder waren für jeden Highlander ein Segen, auch wenn es vielen Familien schwerfiel, so viele Mäuler zu stopfen. Dennoch war die zarte Sinan durch die vielen Geburten körperlich am Ende, eine weitere Schwangerschaft würde sie noch mehr schwächen. Zudem war Ewan der Meinung, dass sieben Kinder ohnehin genug waren.
»Die Leute im Dorf sind schon sehr erfreut, dass sie bald Lesen und Schreiben lernen dürfen«, fuhr Malcolm fort. »Du wirst sehen, eines Tages ist der Clan MacLaughlin der klügste unter der Sonne.«
Ewans Freude fiel etwas dürftig aus, musste er doch sogleich wieder an das Ende des Clans denken. Doch das merkte Malcolm in seiner Begeisterung über das Schulhaus nicht; er platzte fast vor Stolz, weil die Idee dazu in seiner Kate aus der Taufe gehoben worden war.
Dann wechselte er das Thema, denn das Clantreffen, das immer in der letzten Aprilwoche stattfand – nachdem sich der Winter zurückgezogen und bevor es Zeit für die Feldarbeit war – bedeutete ein überaus wichtiges Ereignis.
Von dem Spektakel sprach man noch monatelang in den Dörfern, Ansiedlungen und Burgen der gesamten Highlands. Im Jahr zuvor hatte Ewan auf die Teilnahme zugunsten seiner Frau verzichtet, sie war durch die ständige Übelkeit in der Schwangerschaft zu sehr geschwächt gewesen.
Aber diesmal wollte sie dabei sein, hatte sie betont, auch wenn sie vermutlich wieder in der Hoffnung war. Dieses Ereignis, von dem ihr schon so viel erzählt worden war, wollte sie unter allen Umständen erleben.
Die beiden Männer prosteten sich zu, denn nach dem wärmenden Kaffee gab es
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