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Die Heimkehr des Highlanders

Die Heimkehr des Highlanders

Titel: Die Heimkehr des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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Frauen es vorzogen, das Tor zu benutzen.
    Mittlerweile waren schwere Wolken aufgezogen, und der ohnehin kalte Wind frischte auf. Der Vorteil des ungemütlichen Wetters war, dass man sicher vor unliebsamen Zeugen sein würde. Bei dieser Witterung würde weder ein Geistlicher noch Angehörige der Toten das Verlangen habe, den einsamen Bergfriedhof aufzusuchen.
    Rund um den Friedhof wuchsen nur dürre, braune Grasbüschel auf dem kargen Boden, was die Suche nicht gerade einfacher machte. Der Wind zerrte an den Umhängen, und als Robin plötzlich rief, liefen die beiden Frauen rasch zu ihm.
    Er zeigte auf einen Totenschädel, der in einem Grasbüschel lag und auf den ersten Blick wie ein unförmiger Ball aussah. Vorsichtig nahm Robin ihn auf und betrachtete ihn eingehend, dann sagte er mit ausdrucksloser Stimme: »Wer hätte gedacht, dass wir uns so wiedersehen, Ceana?«
    Er wollte Joan den Schädel reichen, doch die schüttelte den Kopf und bat Robin, ihn zurück zum Grab zu bringen.
    Màiri und Joan entdeckten kurz danach den vermissten Oberschenkelknochen; also hatte Robin Recht mit seiner Vermutung gehabt: Die Wölfe – oder welche Raubtiere es auch gewesen sein mochten – hatten ihre Beute fortgetragen und schnell wieder liegen lassen.
    »Wir haben Glück, dass der Frost noch nicht in den Bergen Einzug gehalten hat«, bemerkte Robin, nachdem sie wieder bei der Grabstelle angekommen waren. »Bevor wir das Loch zuschütten, werde ich es etwas tiefer ausheben, damit keine Tiere mehr an die Gebeine herankommen.«
    Die beiden Frauen nickten fast gleichzeitig, und während Robin den mitgeführten Spaten holte, legte Màiri den Arm tröstend um Joan.
    »Es wird alles gut, Sèonag. Ceana wird bald ihren Seelenfrieden wiedergefunden haben … und vielleicht gibt sie dann Aufschluss, ob sie etwas mit Ewans Verschwinden zu tun hat, aye?«
    »Und wenn sie für immer schweigt?«
    Schon nach kurzer Zeit hatte Robin das Grab tiefer ausgehoben, und gemeinsam legten sie sorgfältig die gefundenen Knochenteile zurück.
    Bevor sie das Erdloch schlossen, kniete sich Joan davor und flehte: »Bitte hilf mir, meinen Mann wiederzufinden.«
    Weit nach Mitternacht traf die kleine Gruppe wieder auf Glenbharr Castle ein. Der Wachposten stellte keine Fragen, nickte ihnen nur kurz zu.
    Laird Dòmhnall schlief bereits, nur in Marions Kammer brannte noch eine Kerze. Sie hatte sich angeboten, auf Donny achtzugeben, und während Joan ihren Sohn an die Brust legte, schilderte sie ihrer Mutter die Ereignisse des Tages.
    »Und Robin glaubt, dass Ceanas Jammern in deinen Träumen im Zusammenhang mit Ewans Verschwinden steht?« Marion setzte sich Joan gegenüber und betrachtete besorgt das erschöpfte Gesicht ihrer Tochter. »Ich glaube eher, ihr Geist hat sich bei dir gemeldet, weil die Tiere ihr Grab geschändet haben.«
    Joan blinzelte und erwiderte mit hohler Stimme: »Genau das befürchte ich auch, aber ich klammere mich an den Strohhalm, sie könnte uns Aufschluss über Ewans Verbleib geben. Eine andere Hoffnung habe ich nicht, Mom.«
    Betrübt nickte Marion. Ihre Tochter, aus einem anderen Jahrhundert kommend, lebte hier und hatte ein Kind geboren, dessen Vater, jetzt vielleicht in wiederum einem anderen Jahrhundert lebend, sie beide nie mehr wiedersehen würden. Es war paradox.
    »War Dòmhnall unruhig?«, erkundigte sich Joan.
    »Beim Abendessen wunderte er sich, dass ihr so lange ausbleibt. Doch ich konnte ihn damit beschwichtigen, dass Robin sehr viel Spielzeug zu verteilen hatte und der Clan groß sei.«
    Marion begann, nachdenklich auf ihrer Unterlippe zu kauen. »Lange kannst du ihm nicht mehr verheimlichen, dass Ewan gar nicht auf Barwick Castle eingetroffen ist. Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, als ihm die Wahrheit zu sagen, mein Kind. Welche Lüge willst du ihm auftischen, wenn Ewan in den nächsten Tagen nicht zu Hause erscheint?«
    Marion sprang auf und verschränkte die Arme unter der Brust. »Wenn du erklärst, dass er einfach spurlos verschwunden ist, wird Dòmhnall glauben, die Engländer hätten ihn festgenommen. Er wird seine Männer zusammentrommeln und aus Rache eines der Zeltlager überfallen, es wird zu einem unnötigen Blutvergießen kommen. Willst du das?«
    Behutsam legte Joan den Kleinen, der eingeschlafen war, auf Marions Bett und erwiderte kaum hörbar: »Aber wenn ich ihm die wahren Zusammenhänge schildere, erfährt er alles, und du weißt, was das für uns beide bedeutet? Er wird uns in den Kerker werfen

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