Die Heimkehr des Highlanders
in ein Buch vertieft.
Von Tag zu Tag war der Laird of Glenbharr mehr fasziniert von der Mutter seiner Schwiegertochter, und trotzdem konnte er einen letzten Funken von Misstrauen nicht abschütteln. Gerade in den vergangenen Tagen hatte es sich verstärkt.
Marion spürte Dòmhnalls bohrenden Blick, trotzdem tat sie, als wäre sie völlig in ihre Näharbeit vertieft. Emsig glitt ihre Nadel durch den Stoff, doch sie konnte nicht ganz ein leichtes Zittern ihrer Hände verhindern. Schließlich hob sie den Kopf und fragte mit unschuldiger Miene: »Woran denkst du?«
Er strich sich langsam über den Bart. Bevor er antwortete, musste er sich sorgsam die Worte zurechtlegen, denn er wollte Marion nicht verletzen.
»Nun, aye«, kam es endlich zurück, »ich mache mir ein wenig Sorgen um Sèonag. Sie scheint mir in den letzten Tagen etwas niedergeschlagen zu sein, und das sicher nicht wegen Ewans Abwesenheit.«
Es gelang Marion, ein sorgloses Lächeln aufzusetzen. »Aber bestimmt kommt es daher, Dòmhnall. Ich kenne meine Tochter, sie leidet sehr darunter, erst gestern sagte sie mir, dass sie sich schrecklich nach ihm sehnt.«
»Sie muss sich daran gewöhnen, aye? Kein Mensch weiß, wann es zum nächsten Aufstand gegen die Rotjacken kommt, und dann wird Ewan an meiner Seite kämpfen und wir werden womöglich lange fort sein. Ealasaid hat auch gelitten, als ich mit dem Clan nach Sheriffmuir zog und sie hat fürchterliche Ängste ausgestanden, Mòrag. Deine Tochter wusste, worauf sie sich einließ, als sie einen schottischen Krieger heiratete.«
»Gewiss, doch versuche, ein wenig Verständnis für sie aufzubringen. Sie und Ewan sind ein junges, verliebtes Ehepaar, da ist jede Stunde, die sie nicht gemeinsam verbringen können, zu viel.«
Er grunzte. »Ewan scheint sich aber nicht so sehr nach seiner schönen Gemahlin zu sehnen, sonst wäre er längst wieder hier.«
»Ich denke, er wird bald zurück sein«, beeilte sich Marion zu sagen, dabei errötete sie leicht. Nur jetzt keinen Fehler machen, dachte sie ängstlich. »Schließlich war ich dabei, als er zu Joan sagte, dass er nicht länger als eine Woche bleiben wolle. Doch Mìcheal ist sein Freund, und die beiden haben sich viel zu erzählen.«
»Hm, und ein Fass Whisky zu leeren«, fügte der Laird trocken hinzu und lächelte. Ein richtiger Highlander musste trinkfest sein, und je mehr er trank, desto stärker war er nach Dòmhnalls Meinung. Er kannte Crìsdean MacGannors Selbstgebrannten, er war fast so gut wie sein eigener.
Als Marion geschickt das Thema wechselte, indem sie von dem gemeinsamen Enkel erzählte, schien Dòmhnall fürs Erste abgelenkt zu sein.
Man konnte Màiri ansehen, dass sie es kaum erwarten konnte, bis ihre Schwester die Färbekammer verließ. An Joans Augen sah sie, dass sich etwas ereignet hatte. Vor dem Frühstück hatte es keine Gelegenheit gegeben, mit ihr zu sprechen, sie und Robin waren erst in letzter Minute im Speisesaal erschienen.
Doch Darla dachte gar nicht daran, die Kammer zu verlassen. Mit versonnener Miene rührte sie in jenem Bottich, in dem Màiri Tage zuvor einen Sud aus Farnen und Moosen angesetzt hatte. Die Wollstränge wurden nach dem Spinnen von Darla in diesem Sud prächtig grün gefärbt.
»Ist dir im Traum die heilige Mutter erschienen, oder weshalb siehst du so verzückt aus?«, konnte sich Màiri nicht verkneifen zu sagen. »Schon lange hat man dich nicht mehr so erlebt.«
Darla hob kurz den Kopf, ihr Lächeln war ungewöhnlich weich und in ihren Augen lag ein warmer Glanz. Sie schaute sich um, und als sie die Wäscherin Zelda entdeckte, die dabei war, einige gefärbte Wollstränge hinüber in die Waschküche zum Trocknen zu bringen, winkte sie ihre Schwester und Joan zu sich.
Es war ihr anzusehen, dass sie sich mitteilen wollte, und als die beiden anderen Frauen nahe genug bei ihr waren, sagte sie mit gesenkter Stimme: »Ich glaube, ich bin wieder in der Hoffnung.«
»Das ist wundervoll!« Joan drückte ihre jüngere Schwägerin innig an sich. »Ihr habt es euch so sehr gewünscht. Weiß es Peader schon?«
»Nein, ich werde es ihm heute Abend sagen, bevor wir zu Bett gehen.« Stolz strich sich Darla über den noch flachen Bauch. »Nun kann er nicht mehr behaupten, dass ich nicht fähig bin, einen Sohn auszutragen, aye?«
Darlas Züge waren über Nacht fraulicher geworden, wie Joan schon bemerkt hatte. Noch vor wenigen Tagen hatte sie mädchenhafter gewirkt, obwohl sie schon eine Tochter hatte. Die neue
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