Die Heimkehr des Highlanders
Robin seine Gaben verteilte, wurden Màiri und Joan über den neuesten Dorfklatsch unterrichtet. Die Männer zogen sich nach einer höflichen Begrüßung zurück, um ihrer Arbeit nachzugehen.
Joan zupfte Màiri verstohlen am Umhang, um sie zum Aufbruch zu ermahnen. Sie erklärte gerade einer jungen Mutter, aus welchen Kräutern sie ihrem Kind eine Salbe herstellen konnte, wenn es von Zahnschmerzen geplagt wurde. Seitdem Robin Ceanas Rezeptbuch gebracht hatte, steckte sie jeden Abend ihre Nase hinein, und immer wieder stieß sie dabei auf Rezepte, die ihr einen Schrei der Begeisterung entlockten, während sich Joans Interesse daran schnell gelegt hatte.
Noch drei weitere Ansiedlungen besuchten sie, dann waren Robins Satteltaschen leer. Die Gegend wurde karger, je höher sie kamen, nur noch vereinzelt sah man hier und da ein einsam gelegenes Gehöft an den Hängen kleben.
Die Sonne war mittlerweile verschwunden, und ein eisiger Wind fuhr den Reitern bis in die Knochen. Auch Robin hatte sich inzwischen in sein Cape gehüllt und bedauerte, anstatt der langen wollenen Beinkleider die Kniehosen angezogen zu haben.
»Es sind noch ungefähr drei Meilen bis St. Cait«, sagte Màiri neben ihm, als sie seinen kritischen Blick zu den Bergen bemerkte. »Ein beschwerlicher Weg, Mr. Lamont.«
Der Pfad, der vor ihnen lag, war schmaler als die Pfade, auf denen sich regelmäßig Reiter und Fuhrwerke bewegten, und zudem mit kleinen grauen Felssteinen übersät. Im Stillen fragte sich Robin, wie die Leute ihre toten Angehörigen hinauf zum Friedhof schafften.
Er warf einen raschen Seitenblick auf Joan, doch die war so still wie seit dem Aufbruch aus der Burg.
»Mach dir keine Gedanken. Bald werden wir Aufschluss darüber finden, weshalb Ceanas Seele keine Ruhe findet«, sagte er mit väterlichem Unterton.
Ihr Blick war tränenverhangen, als sie erwiderte: »Ich fürchte, meine Urahne ist keineswegs so harmlos, wie du immer behauptet hast, daran muss ich schon den ganzen Weg über denken.«
»Was meinst du damit?« Robin war überrascht, und auch in Màiris Miene spiegelte sich Ungläubigkeit. »Sie hat nie einem Menschen etwas Böses angetan, das schwöre ich auf die Bibel.«
Ein zorniger Blick aus Joans grünen Augen traf ihn. »Und warum ist Ewan dann fort? Zufällig hat er sich in dieser Höhle aufgehalten und sie ist dafür verantwortlich, wenn ich ihn nie wieder sehe.«
»Sèonag, so etwas darfst du nicht sagen, aye?« Màiris sanfte Stimme klang gedämpft. »Noch wissen wir nicht, was uns erwartet, aber ich bin sicher, dass Ceana niemals wollte, dass Ewan und du sich trennen. Sie hat den Zeittunnel für ihn geöffnet, damit er nach dir suchen konnte. Hast du das vergessen?«
Joan schluckte und murmelte eine Entschuldigung. Die beiden anderen lächelten nachsichtig, sie konnten Joans Gefühlsausbruch nachempfinden; immerhin war Ewan der Grund, warum sie hier war. Sie war zu einem Teil seines Lebens geworden und es war verständlich, dass sie einen Schuldigen für sein Verschwinden suchte.
»Am liebsten würde ich mich auf die Suche nach Milford machen«, sagte sie, nachdem sich ihre Pferde wieder in Gang gesetzt hatten. »Aber ich fürchte, der hat sich genauso in Luft aufgelöst wie Ewan.«
»Glaubst du … glaubst du wirklich, dass die beiden eine Zeitreise gemacht haben?«, fragte Màiri ungläubig, und als Joan nur vage die Schulter hob, bedachte sie Robin mit einem ratlosen Blick, den dieser auffing.
»Möglich wäre es«, sagte er schließlich. »Als ich Ewans sporran in der Höhle fand und davor Annas Leiche, kam mir der Gedanke. Aber lasst uns darüber spekulieren, nachdem wir Ceanas Grab unter die Lupe genommen haben.«
Die Pferde hatten Mühe, sich ihren Weg, der nun steil aufwärts führte, zwischen den Felsbrocken zu bahnen. Nun war es nicht mehr weit bis zum Friedhof, und die allgemeine Stimmung wurde etwas besser.
»Dort ist er.« Unvermittelt hielt Màiri ihr Pferd an, ihre Stimme hatte sich zu einem Flüstern gesenkt. Obwohl die heimliche Beerdigung in tiefer Nacht mehr als ein Jahr zurück lag, spürten die beiden Frauen eine eigenartige Beklemmung.
Vor ihnen lag eine kleine, aus Felsstein gebaute Kapelle, die dicht an den Berg gebaut worden war. Zu beiden Seiten befanden sich die Gräber, an deren Kopfende sich entweder grob gehauene Steine oder einfache Holzkreuze befanden; die meisten waren jedoch nur durch einen kleinen Hügel gekennzeichnet.
»Hier hat schon lange keine Beerdigung mehr statt
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