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Die Heimkehr des Highlanders

Die Heimkehr des Highlanders

Titel: Die Heimkehr des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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für ihre Neugierde und versorgte mit Wonne die Burgbewohner mit dem neuesten Klatsch – ob sie den nun hören wollten oder nicht.
    »Mein Bruder ist nicht dumm«, flüsterte sie, als Zelda im Wirtschaftstrakt verschwunden war. »Er hat immer einen Ausweg gefunden, und so wird es auch diesmal sein. Daran musst du glauben – um Himmelwillen, glaube daran, Sèonag. Gottvertrauen ist das Einzige, was uns bleibt. Ewan wird es schaffen, er muss es schaffen, für dich und den Kleinen.«
    Dass Ewan genauso gut schon tot sein konnte, wagte Joan nicht zu denken, dennoch lag die Möglichkeit nahe. Wie Joan wusste, gingen die Engländer mit ihren schottischen Gefangenen nach der Schlacht bei Culloden nicht gerade zimperlich um, und wenn sie Ewan nicht hingerichtet hatten, konnte er durchaus an einer Seuche oder an Unterernährung gestorben sein.
    Mit ernster Miene trat Mìcheal zu den beiden Frauen und deutete eine leichte Verbeugung in Joans Richtung an. »Ich werde nun Laird Dòmhnall begrüßen, bevor ich mich auf den Heimweg mache. Màiri hat sicher schon geschildert, was ich ihm sagen werde. Allerdings möchte ich betonen, dass wir alle in Teufels Küche landen, wenn der Schwindel ans Tageslicht kommt.«
    »Noch ist alle Hoffnung nicht verloren«, warf Màiri ein, und nur allzu gern wollte Joan ihr glauben. »Solange es sich verheimlichen lässt, wird Vater kein Sterbenswörtchen erfahren.«
    Seit Ewans Ritt nach Barwick waren insgesamt fünf Tage vergangen, die Joan wie mehrere Monate vorkamen und für Ewan mehrere Monate sein würden, da die Zeit, in der jeder Zeitreisende sich gerade nicht befand, aus unerfindlichen Gründen langsamer verging. Robin vertrat die Meinung, dass die Sternenkonstellation dafür verantwortlich sein könnte – Joans erster Ausflug ins Jahr 1731 hatte über zwei Monate gedauert, während sie im Jahr 2005 lediglich einen Nachmittag fort gewesen war.
    Die Männer sprachen leise miteinander, während Màiri ihre Schwägerin ins Schlafgemach brachte, damit diese sich etwas ausruhen konnte. Erst danach begrüßte sie Darla und ihren Vater.
    Später saßen sie zu dritt in der Webkammer, während Robin Mìcheal ein Stück begleitete; er hatte Joan das Versprechen abgenommen, in der Nähe der Höhle nachzusehen, ob es eventuell ein Zeichen von Ewan gab.
    An diesen Strohhalm klammerte sich Joan, auch wenn ihre Mutter vorsichtig anmerkte, dass es fatal war, sich falschen Hoffnungen hinzugeben.
    »Wenn Ewan der Sprung in seine Zeit gelungen wäre, würde er sich längst gemeldet haben«, mutmaßte Marion, nahm eines der fein gesponnenen Wollknäuel in die Hand und fuhr mit den Fingern der anderen Hand behutsam darüber. Früher hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht, woher der Stoff für ihre Kleidung kam, doch nun hatte sie mit eigenen Augen gesehen, wie Darla und ein paar andere Frauen Berge von frisch geschorener Rohwolle zu feinem Garn spannen, das danach in einem aufwendigen Verfahren gefärbt und schließlich auf dem Webrahmen zu Stoffen verarbeitet wurde.
    Allen Dreien war nicht nach Arbeiten zumute, obwohl Dutzende von roten und grünen Wollsträngen darauf warteten, zu Knäulen gewickelt zu werden.
    Irgendwann, als sich die Abenddämmerung wie ein grauer Schleier über die Berge legte, löste Joan schließlich den Blick zum Fenster und setzte sich zu den anderen an den Tisch.
    »Dòmhnall ist davon überzeugt, dass du wieder ein Kind unter dem Herzen trägst«, bemerkte Marion übergangslos und wies dabei auf die dunklen Ringe unter Joans Augen. »Ich hielt es für das Beste, ihn erst einmal in dem Glauben zu lassen.«
    Joans Blick glitt zur Nische, hinter der Donny schlief. Bisher war sie froh gewesen, nicht schon wieder schwanger geworden zu sein, doch nun bedauerte sie es.
    »Das ist ausgeschlossen«, sagte sie seufzend. »Ewan und ich haben aufgepasst.«
    Wie immer, wenn Marion und ihre Tochter zwanglos über Dinge sprachen, die im einundzwanzigsten Jahrhundert gang und gebe waren, horchte Màiri auf. Joan hatte ihr bereits von den modernen Empfängnisverhütungsmitteln der fernen Zukunft erzählt und sie war fasziniert davon, dass man – wenn man sich an die Kalendermethode hielt – wählen konnte, ob und wann man ein Kind empfangen wollte oder nicht.
    Es klopfte leise dreimal; das Zeichen, dass Robin zurück war. Flink eilte Màiri zur Tür und öffnete, doch Joans hoffnungsvolle Miene verschwand, als sie Robins bekümmertes Gesicht sah.
    »Es tut mir sehr Leid«, sagte er,

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