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Die Heimkehr des Highlanders

Die Heimkehr des Highlanders

Titel: Die Heimkehr des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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fehlen.«
    Mit keiner Wimper zuckte Ewan, sondern stand mit unbeweglichem Gesicht da und wartete auf sein Urteil. Nun war also endgültig die Stunde des Todes gekommen, nur um am Galgen zu landen, hatte er die entbehrungsreichen Wochen im Kerker überlebt, nur die Liebe zu Joan hatte ihn am Leben erhalten, während die anderen Männer um ihn herum wie die Fliegen gestorben waren. Längst hatte man andere Gefangene in der Zelle einquartiert; außer Sìn und ein paar anderen Männern war niemand mehr von Ewans ersten Mitgefangenen am Leben.
    »In einer Woche geht ein Schiff an der Küste auf große Fahrt«, plauderte der Offizier, als spräche er über irgendeine Nebensächlichkeit. »Ihr habt großes Glück, mein Freund, denn ich bin in Gönnerlaune. Ihr werdet in die Kolonien deportiert und dort als Sklave der dortigen königlichen Truppen dienen.«
    Fassungslos starrte Ewan den Mann an. In die Kolonien verschifft zu werden – von denen Marion behauptet hatte, man würde sie eines Tages Vereinigte Staaten von Amerika nennen – bedeutete, dass es keine Rückkehr nach Schottland gab und somit auch keine Chance, zur Höhle zurückzukehren.
    »Etwas mehr Dankbarkeit habe ich allerdings von Euch erwartet.« Die Stimme des Kommandanten klang gespielt gekränkt. »Immerhin habe ich Euch das Leben geschenkt.«
    Ewan war nahe daran, dem Sasannach seine Abscheu ins Gesicht zu schleudern, ihm zu sagen, was er von seinem ›großzügigen‹ Urteil hielt. Doch er bewahrte Haltung und bedankte sich mit hohler Stimme.
    Erst nachdem man ihn zurück in den Kerker geschafft hatte, begann Ewan die Tragweite des Urteils zu begreifen. Wenn man ihn verschiffen wollte, musste man ihn wohl oder übel aus der Festung bringen – und auf dem Weg zur Küste könnte sich die Möglichkeit zur Flucht ergeben.
    »Du bist wahnsinnig«, bemerkte Sìn unbeeindruckt, als Ewan ihm von seinem Plan erzählte. »Die Rotjacken haben dich erschossen, bevor du dich einmal umgedreht hast. Mach es dir einfacher und lege freiwillig deinen Hals in die Schlinge des Galgenstrickes.«
    Doch Ewan ließ sich nicht beirren. »Ich lasse mich lieber auf der Flucht töten als in der Sklaverei, caraid . Wenn auch du deportiert wirst, können wir es gemeinsam wagen.«
    Das belustigte Blinzeln in Sìns Augen verschwand; endlich begriff er, wie ernst es Ewan mit seinem Plan war. »Ich mache mir nichts vor, mich wird man hängen. Immerhin habe ich nie abgestritten, gegen die Rotjacken gekämpft zu haben. Alleine schaffst du nie eine Flucht – sieh dir doch die ausgemergelten Jammergestalten an.« Sein Blick wanderte durch die Zelle. »Die meisten von ihnen beten, im Schlaf zu sterben, um den morgigen Tag nicht mehr erleben zu müssen.«
    Damit hatte Sìn nicht ganz unrecht, der größte Teil der Gefangenen sah schon jetzt eher tot als lebendig aus. Fieberhaft versuchte sich Ewan zu erinnern, was ihm Joan über die Geschichte der sogenannten USA erzählt hatte: Bevor es in den siebziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts zu blutigen Freiheitskämpfen zwischen England und Frankreich kommen würde, wurden starke Männer gebraucht, die Kasernen, Forts und andere militärische Stützpunkte errichteten. Es stand außer Frage, dass diese Männer sich größtenteils aus Gefangenen zusammensetzen würden.
    Sìn war ebenso wie Ewan groß und muskulös, somit bestand immerhin die Möglichkeit, dass man sie gemeinsam deportierte. Die meisten der anderen Gefangenen würden eine Fahrt nach Übersee wegen ihrer körperlichen Verfassung schwerlich überleben.
    Doch darüber konnte er mit Sìn nicht reden, denn er würde wissen wollen, woher Ewan seine Weisheit hatte. Und so beließ er es dabei, zu sagen: »Der Kommandant will, dass ich versklavt werde und dort den Sasannach dienen soll. Verstehst du? In den Kolonien können nur kräftige Männer gebraucht werden.«
    »Aye.« Sìn spuckte ins Stroh, wie immer, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. »Lieber sterbe ich am Galgen, als Leibeigener der Sasannach zu werden.«
    »Mir geht es genauso, mein Freund. Aber wenn wir es geschickt anfangen, können wir auf dem Weg zur Küste fliehen.«
    »Und wenn wir es ungeschickt anfangen, können wir beten, dass uns die erste Kugel tötet und wir nicht von Bajonetts aufgespießt werden.« Sìn rieb sich rasch über die Augen, wie um die quälenden Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen, fortzuwischen.
    Wie sich wenige Tage später herausstellte, sollte auch Sìn deportiert werden. Er selbst hatte

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