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Die Heimkehr des Highlanders

Die Heimkehr des Highlanders

Titel: Die Heimkehr des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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nachdem er sich schwer auf eine der Wäschetruhen fallen gelassen hatte. »Keine Spur von ihm – allerdings war ich nicht in der Höhle, doch ich habe vor dem Eingang Ewans Namen gerufen, immer wieder. Annas Leiche liegt noch immer neben dem Höhleneingang, sie sieht scheußlich aus. Waldtiere haben begonnen, sie zu zerfressen.« Er schüttelte sich. »Kein schöner Anblick.«
    »Was mit diesem Miststück geschehen ist, interessiert mich überhaupt nicht«, zischte Joan in plötzlicher Wut.
    »Schließlich ist sie dafür verantwortlich, dass Ewan verschwunden ist. Sie hat noch einen viel schlimmeren Tod verdient und dieser … dieses Untier von einem Hauptmann ebenso!«
    Niemand unterbrach Joan, alle konnten ihren unsäglichen Zorn verstehen und nickten zustimmend. Auch sie wünschten Milford den Tod, und Joans einziger Trost war, dass er vielleicht sein erbärmliches Leben bereits ausgehaucht hatte.
    Màiri hatte inzwischen am Kaminfeuer einige Kerzen entzündet, die nun ein warmes gemütliches Licht ausstrahlten. Als sie den schweren Samtvorhang vor das Fenster schieben wollte, stand Joan auf und sagte mit müder Stimme: »Lass es noch ein wenig auf, damit ich sehen kann, wenn Ewan aus dem Wald tritt.«
    Sanft hielt Marion sie zurück. »Es ist inzwischen so dunkel, dass man nicht die Hand vor Augen sehen kann. Hörst du, dein Sohn verlangt nach dir.«
    Tatsächlich machte sich Donny hinter dem Nischenvorhang bemerkbar, so dass Joan mit schlechtem Gewissen zu ihm ging, um ihm die Brust zu geben. Der Kleine durfte nicht unter der Trauer seiner Mutter leiden – im Gegenteil, Joan musste ihm auch den Vater ersetzen. Dazu brauchte sie all ihre Kraft, auch wenn es schier unmöglich schien, ihre Sorgen um des Kindes Willen in den Hintergrund zu stellen.

17. Kapitel
    Noch zweimal wurde Ewan zum Verhör geholt, doch der Offizier – es handelte sich immer um denselben – ließ Ewan kein Haar krümmen. Meistens stellte er ähnliche Fragen wie beim ersten Verhör, und manchmal musste Ewan überlegen, bevor er antwortete. Er ahnte, dass man ihm eine Falle stellen wollte, doch seine Antworten waren gut überlegt.
    »Ihr wisst, was mit Verrätern geschieht?«, fragte der Offizier beim dritten Mal und setzte betont beiläufig hinzu: »Jeder, der gegen die königlichen Truppen gekämpft hat, ist ein gemeiner Hochverräter, der es nicht verdient, sein erbärmliches Leben weiter zu leben.«
    »Gewiss, das ist mir bekannt, Sir.« Ewans Blick war geradeaus an die gegenüberliegende Wand gerichtet.
    »Ihr zeigt keine Angst.« Der Soldat stellte sich direkt vor seinen Gefangenen, sodass dieser gezwungen war, den Offizier anzublicken. »Das imponiert mir. Sicher kennt Ihr die Parole, die einen guten britischen Untertan ausmacht: Wer nicht für den König ist, ist gegen ihn.« Sein Blick ruhte abwartend auf Ewan, der hoffte, dass der Zorn in seinen Augen nicht seine innere Aufruhr verriet.
    Knapp antwortete er: »Sie ist mir bekannt.« Als keine weitere Frage kam, fügte er hinzu: »Da ich nicht weiß, ob ich an der Revolte beteiligt war, kann ich es schwerlich abstreiten.«
    Der Engländer nickte gedankenverloren und begann, um den Gefangenen herumzuwandern. Abrupt blieb er erneut vor ihm stehen und sagte: »Soll ich Euch etwas sagen? Ich glaube Euch, dass Ihr Euch an nichts erinnern könnt, daher will ich auf die Folter verzichten. Die meisten angeblich Gedächtnislosen schwören nämlich, nicht an der Schlacht teilgenommen zu haben – aber wie können sie das beschwören, wenn sie sich nicht erinnern können?«
    »Sie werden gelogen haben, Sir.« Allmählich begann Ewan das Verhör zu langweilen. »Aber wenn Ihr mir auch nicht glaubt, so will ich das Urteil annehmen, sofern es vor einem ordentlichen Militärgericht ausgesprochen wird.«
    Der Engländer lachte schallend, und sogar die ansonsten ausdrucklose Miene des Protokollführers verzog sich zu einem Grinsen.
    »Ihr seid sehr spaßig, Innes.« Der Offizier wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Ich bin der Kommandant dieses Gefängnisses und somit auch das Gericht. Verstanden?«
    Ewan nickte, obwohl er es besser wusste. Jeder Kriegsgefangene musste von einem Richter verurteilt werden – aber das war im Jahre 1732 gewesen. Möglicherweise hatten der König und das Parlament inzwischen längst ein anderes Gesetz erlassen.
    »Gut, gut. Ich mag Männer ohne Widerworte.« Selbstgefällig lächelte der Kommandant. »Beinahe seid Ihr mir sympathisch und Ihr werdet mir

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