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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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Wetter würden sie möglicherweise noch ein, zwei Tage verweilen.
    Unschlüssig, was sie nun weiter tun sollte, schlenderte Riona auf das Tor zu. Seit der Messe hatte sie Onkel Fergus nicht mehr gesehen, was allerdings in jüngster Zeit gar nicht so selten vorkam. Falls er sich nicht gerade bemühte, die verärgerte Fredella wieder versöhnlicher zu stimmen, streifte er gemeinsam mit Thomas durchs Tal und suchte Zuchtschafe aus.
    “Auf ein Wort, Lady Riona!”, rief plötzlich eine Frauenstimme auf Gälisch.
    Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Lady Marianne über den Burghof auf sie zugeeilt kam. “Welch glückliche Fügung, dass ich hier auf Euch stoße! Ich hatte gehofft, es fände sich eine Gelegenheit für eine Unterredung mit Euch, bevor wir heimreisen. Ich habe nur wenig Zeit, bis ich wieder zu meiner kleinen Tochter Cellach zurückmuss. Wollen wir einen Spaziergang machen? Ins Dorf vielleicht?”
    Eine Weigerung wäre unhöflich gewesen. “Wenn’s Euch beliebt, Mylady …”
    “Ausgezeichnet.”
    Und schon fasste Riona Tritt neben Nicholas’ Schwester, welche den anmutigsten Gang und die vollkommenste Haltung besaß, die Riona jemals erlebt hatte.
    “Das Dorf wächst und wächst”, bemerkte Lady Marianne. “Mir scheint, seit meinem letzten Besuch, also noch vor der Geburt meiner Tochter, sind an die fünf neue Familien zugezogen. Auch einen neuen Hufschmied gibt’s, dazu bald eine weitere Schenke, wie ich von meinem Bruder erfuhr. Da müssen wir beim nächsten Mal ein Auge auf Roban haben!” Sie lächelte Riona von der Seite an. “Er soll ja ein notorischer Zechkumpan sein, wie man hört.”
    “Da würde mein Onkel Euch wohl beipflichten.”
    Ihre Begleiterin lachte leise. “Mein Gemahl ebenfalls. Ich hoffe, Ihr habt Roban und Eurem Onkel den Auftritt neulich Abend nicht übel genommen!”
    “Ach was!”, wehrte Riona ab, hin und her gerissen, ob sie von den Folgen und ihrem Onkel berichten sollte. Letztlich behielt sie es lieber für sich.
    Als sie die Torhalle der inneren Mauer erreichten und den Durchlass passierten, nahmen die angelsächsischen Wachposten stramme Haltung an.
    “Wie ich sehe, sind die immer noch hier”, sagte Lady Marianne, als sie den Weg hinuntergingen, welcher quer durch die Vorburg zum mächtigen Torhaus an der Ringmauer führte. “Anfangs hatte Nicholas seine Zweifel, denn die Hellsten sind sie ja nicht. Gute Kämpfer aber, behauptet er.”
    Im Innenbereich der Vorburg übten Soldaten gerade an einer Stechpuppe, einer auf einem Drehgestell befestigten Holzfigur. Hier lernten die Männer, schnell zu reagieren, um nicht von dem seitlich gestreckten Arm dieses Holzkameraden erwischt zu werden.
    Sofort wurde Riona von einem vertrauten, erregenden Gefühl durchflutet. Ohne es sich äußerlich anmerken zu lassen, versuchte sie auszumachen, ob Nicholas sich unter den Soldaten befand.
    “Aha, mein Bruder legt also nach wie vor Wert aufs Üben”, bemerkte Lady Marianne.
    “Es hat den Anschein”, erwiderte Riona. Offenbar, so ihre Vermutung, wurde eine Antwort von ihr erwartet.
    “Ich befürchtete schon, diese Burg würde nie vollendet”, fuhr Lady Marianne fort, wobei sie auf die Mauern wies. “Als ich vor fünf Jahren hier eintraf, war alles erst halb fertig. Wie ich Schottland damals hasste! Es war so feucht und trübe, und von den Einheimischen wusste ich nicht viel. Außerdem war ich natürlich Adair noch nicht begegnet.”
    Riona war schon versucht, sich nach jenen Tagen zu erkundigen, denn sie hatte allerlei Geschichten über diese denkwürdige Liebschaft gehört. Allein, es ging sie ja eigentlich nichts an!
    “Ich muss gestehen, dass mir Adair am Anfang nicht sonderlich sympathisch war. Ich hielt ihn sogar für einen eingebildeten Flegel. Dabei wähnte ich damals, ich würde den hochmütigsten Mann auf der Welt bereits kennen – meinen Bruder nämlich! Er kommt zuweilen recht dünkelhaft daher, findet Ihr nicht?”
    “Mitunter schon, Mylady, doch kann er auch mit Recht stolz sein – nach allem, was er zu Wege gebracht hat!”
    Lady Marianne lächelte. “Das stimmt! Und was er alles vollbracht hat, wurde mir erst vollends bewusst, als ich hier eintraf. Ja, erst als ich mit ihm über mein Verlöbnis in Streit geriet, erfuhr ich, dass unsere Familie nach dem Tode unserer Eltern völlig mittellos dastand. Nicholas hatte meiner Mutter versprochen, sich stets meiner anzunehmen, und so manches Jahr sparte er’s sich vom Munde ab, damit ich ein glückliches,

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