Die heimliche Braut
meinen Händen bleibt.”
“Möchtest du denn nicht auch glücklich werden?”
“Zunächst muss ich Gewissheit haben, dass Dunkeathe mir gehört und ich keine Geldsorgen habe.”
Mariannes forschender Blick glitt über sein Gesicht. “Steckst du in finanziellen Nöten?”
“Ach, was!”, fauchte er, um dann, weil’s seine Schwester war, zu ergänzen: “Zumindest noch nicht! Falls ich eine gute Partie mache, dann überhaupt nicht mehr.”
“Solltest du Hilfe benötigen, kannst du dich stets an mich oder Adair wenden. So, wie wir uns damals an dich wandten!”
Nicholas runzelte die Stirn. “Ich möchte meine Schwester nicht um Geld anbetteln!”
“Da heiratest du es lieber, wie?”
“Geld ist nur einer meiner Beweggründe”, wehrte er ab.
“Na, Gott sei Dank!”, befand Marianne mit messerscharfem Sarkasmus. “Und ich fürchtete schon: typisch Söldner! Sag an, Nicholas – was hat denn deine Gemahlin von dieser Ehe?”
“Sicherheit, die Oberaufsicht über ein großes Gesinde, Kinder. Mich! Oder denkst du etwa, dein Bruder hat nichts zu bieten?”
Statt den Streit auszuweiten, wie er es eigentlich von seiner Schwester erwartet hatte, schüttelte diese nur resigniert den Kopf und seufzte traurig. “Ich dachte, Adair und ich hätten dir demonstriert, wie wunderbar die Ehe sein kann, wenn man sich liebt!”
“Ich hoffe ja auch, dass ich meine Gemahlin lieben werde – irgendwann”, erwiderte Nicholas. “Andersherum hoffe ich, dass auch sie mich mit der Zeit lieben lernt.”
“Und es gibt keine hier, die du bereits liebst?”
Er zögerte einen Augenblick. “Nein.”
Cellach begann zu quengeln, so dass die Mutter sie wieder schaukeln musste. “Hoffentlich hast du recht, dass die Liebe sich einstellt. Allerdings muss ich dir eines sagen: Welch finanzielle Schwierigkeiten oder Sorgen anderer Art dich auch quälen mögen – sie lassen sich überwinden, selbst ohne Geldheirat. Schließlich hast du bereits so manches überwunden! Eine Ehe soll ein ganzes Leben währen!”
“Richtig, ich habe so manche Schwierigkeit überwunden – weil ich Söldner war”, erklärte er. “Heirate ich eine arme Braut, ohne Mitgift und ohne Möglichkeit, mir mächtige Freunde im Hochadel zu verschaffen, werde ich meines Lebens nimmer froh. Dann kann ich auch nicht glücklich werden.”
“Ich verstehe.”
Das glaubte Nicholas ihr zwar nicht, doch er konnte es auch nicht von ihr erwarten. Ihr Leben war gänzlich anders verlaufen als seines – dank seiner Anstrengungen. “Was hältst du denn dann von Lady Eleanor?”, fragte er sie, nach wie vor fest entschlossen, ihre Meinung zu hören.
“Sie ist ein liebreizendes junges Ding. Ein wenig zu jung vielleicht angesichts des Haushalts, den sie zu führen haben wird. Und ihr Cousin …” Sie zuckte mit den Achseln. “Den kann man nicht mögen. Ein überaus eitler, selbstsüchtiger junger Mann, fürchte ich.”
“Auch ich mag ihn nicht leiden, doch wäre ich ja nicht mit ihm verheiratet!”
“Aber verwandt!”
“Schon, und er besitzt viele Freunde am Königshof, wo er vermutlich größtenteils weilen wird, sobald er seine Cousine loswird.”
“Als Burgherrin scheint mir Eleanor allemal zu jung.”
“Sie ist siebzehn.”
“Sehr behütete siebzehn, scheint mir.”
“Du warst nicht wesentlich älter, als du Adair geheiratet hast.”
“Lochbarr ist nicht Dunkeathe, und du bist nicht Adair!”
“Was soll denn das nun wiederum heißen?”
Marianne erhob sich und trat auf ihn zu. Die Hand auf seine Schulter gelegt, sah sie ihn liebevoll und besorgt an. “Das heißt, lieber Bruder, dass deine Burg ganz anders ist als Adairs Heim. Und du bist ein ganz anderer Mann! Du solltest dir eine Braut nehmen, die sich von dir nicht einschüchtern lässt!”
Eine Frau, welche dir unerschrocken die Stirn bietet – kühn, mit flammenden Augen, das Kinn trotzig gereckt!
“Eleanor hat doch vor mir keine Angst!”, erzürnte er sich.
Marianne legte den Finger über die Lippen und wies mit dem Kopf auf das schlummernde Kind. “Psst! Du weckst Cellach noch auf!”
“Ich glaube nicht”, wiederholte er leise, “dass Eleanor sich vor mir fürchtet!”
“Nun gut, Nicholas, dann eben nicht. Glücklich indessen ist sie ebenfalls nicht! Ich habe sie in der ganzen Zeit nur selten lächeln gesehen, selbst wenn sie mit dir redet. Was verraten dir ihre Augen?”
Wieder ging Nicholas zum Fenster. “Die reden nicht.” Jedenfalls nicht ihre. Nicht mit
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