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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut
Autoren: Margaret Moore
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ihm!
    “Wäre sie glücklich, müsstest du’s ihr an den Augen ablesen können.”
    So wie er es bei Riona sehen konnte, wenn er mit ihr allein war, wenn sich Zuneigung und Sehnen in ihren Augen spiegelten. In Eleanors furchtsamem, misstrauischem Blick hatte er nichts dergleichen bemerkt und häufig gar den Eindruck, dass sie es vermied, ihn direkt anzuschauen.
    “Wenn sie mich als Gatten nicht will, braucht sie’s bloß zu sagen”, brummte er verdrossen. “An einer widerspenstigen Braut ist mir nicht gelegen.” Er wandte sich seiner Schwester zu. “Du hast mir die Augen geöffnet und mir gezeigt, wie töricht es ist, einer Frau die Ehe gegen den Willen aufzwingen zu wollen. Falls Eleanor mich nicht möchte, ist die Sache erledigt.”
    Marianne schaute hinab in die Wiege, wo sich ihre Tochter seufzend räkelte. Dann hob sie den Blick. “Soll ich also davon ausgehen, dass Eleanor für dich erste Wahl ist?”
    “Entweder sie oder Joscelind.”
    “Und Lady Riona? Was ist mit ihr?”
    Nicholas ging zum Stuhl und nahm den Spinnrocken, den seine Schwester dorthin gelegt hatte. Das Vlies betastend, fühlte er geistesabwesend, wie weich es war. War es wohl vergleichbar mit dem jener Schafe, auf die Fergus Mac Gordon so große Stücke hielt?
    Außerdem fragte er sich, ob er seiner Schwester verraten solle, dass er von ihrem Gespräch mit Riona wisse. Schließlich verzichtete er darauf, denn niemand sollte erfahren, dass er überhaupt mit Riona allein gewesen war. “Sie könnte ich niemals ernsthaft in Betracht ziehen. Ihre Familie ist zu arm und zu unbedeutend.”
    “Das mag zwar sein, doch ist sie eine vorzügliche junge Frau – sehr fähig und sehr sympathisch. Die Dienerschaft liegt ihr regelrecht zu Füßen, und ich habe miterlebt, wie selbst die Torwache ihr mit Ehrerbietung und Achtung begegnet. Verzeih meine Offenheit, Bruderherz, aber bedenkt man, wie die sich sonst den Schotten gegenüber aufführen, ist das aller Ehren wert!”
    “Ich kann keine arme Frau heiraten!”
    “Dafür lieber eine hoffärtige und hochmütige, die deinen Haushalt in ein Schlachtfeld verwandelt? Oder ein blutjunges, verängstigtes Ding, welches dir vor lauter Angst nicht einmal in die Augen sehen kann?”
    “Ich kann’s mir nicht leisten, eine andere als eine reiche Braut zu nehmen!” Missmutig hob er an, im Zimmer auf und ab zu stampfen. “Und ich habe es alles satt, Marianne. Das Kämpfen, das Knausern, das Rechnen mit spitzer Feder! Das Kopfzerbrechen! Habe ich aber Geld, um meine Steuern und meine Burggarnison zu bezahlen, habe ich Freunde bei Hofe, die meine Interessen wahren, so kann ich mich beruhigt zurücklehnen. Sollte ich mit der Zeit sogar lernen, meine Gemahlin zu lieben, so werde ich’s als Segen betrachten. Falls nicht, so kann ich immer noch das gute Leben genießen, welches ich mir durch die Heirat mit ihr gesichert habe. Und anständig behandeln werde ich sie so oder so!”
    “Ich möchte einzig, dass du glücklich wirst, Bruder”, betonte Marianne leise.
    “Das werde ich sein”, stellte er fest. “Du wirst schon sehen!”
    “Wen willst du eigentlich überzeugen, Nicholas? Mich oder dich?”
    “Es ist zwecklos!”, zürnte er, schon auf dem Weg zur Tür. “Um das zu verstehen, müsstest du so gelitten und dich so krumm gelegt haben wie ich.”
    Nicholas trat in seine Kemenate und schloss die Tür. Die Hände gespreizt und den Kopf gesenkt, stemmte er sich auf dem Tisch auf und schloss seufzend die Augen.
    Er war erschöpft, niedergedrückt von einer Bürde, die er nicht länger mehr tragen mochte.

18. KAPITEL
    I n jener Nacht hatte sie kaum die Tür zu Nicholas’ Schlafgemach hinter sich geschlossen, da riss er Riona auch schon ungestüm in seine Arme, so dass ihre Zehen im Schwung über den Steinfußboden streiften. Leidenschaftlich an ihn geschmiegt, erwiderte sie seinen heißen Kuss.
    Langsam glitt sie an ihm herab, wobei ihre Brüste seinen Brustkorb berührten. Das Flämmchen der auf dem Tische blakenden Öllampe beleuchtete sein Gesicht. “Du hast mir gefehlt”, wisperte er. Sein tiefer Flüsterton ließ ihr Herz dumpf pochen vor Wonne und Vorfreude.
    Er nahm ihr den Schleier ab, den sie stets trug, um Percival zu täuschen, und warf ihn auf die nebenan stehende Truhe. Dabei gewahrte Riona, dass dort auch noch ein Bündel lag, welches ihr recht bekannt vorkam. Sie vergaß es jedoch, als Nicholas’ Finger von ihren Lippen hinunterwanderten zu ihrem Kinn und dann an ihrem Hals entlang zu
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