Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut
Autoren: Margaret Moore
Vom Netzwerk:
verloben wolltest.”
    Nicholas drehte sich zu seiner Schwester um und bat sie abermals um Vergebung. “Verzeih. Ich hätte dich anhören und deine Wünsche berücksichtigen sollen.” Er ging zurück zu seinem Stuhl, entschlossen, still sitzen zu bleiben, selbst wenn es ihm schwer fiel, sich keinerlei Gefühlsregung anmerken zu lassen. “Heute werde ich dir mit Freuden zuhören, wenn du mir sagst, was du von den Damen hältst, die mich heiraten möchten.”
    Seine Schwester schaukelte die Wiege noch ein paar Mal mit dem Fuß, ehe sie antwortete. “Lady Joscelind ist sehr schön, und ihr Vater, so sagt man, ein gewichtiger Mann am englischen Hofe.”
    Nicholas nickte. “Sehr gewichtig. Meint jedenfalls unser Herr Bruder. Außerdem ist sie offenkundig aufs Äußerste erpicht darauf, mich zu gewinnen. Der Gedanke, Lord Chesleigh könne mein Schwiegervater werden, behagt mir zwar nicht, aber der Mann besitzt nun einmal Einfluss bei Hofe, und die Mitgift dürfte bedeutend ausfallen.”
    “Unser lieber Bruder Henry wird von Chesleighs Macht am Hofe sicherlich wissen”, unterstrich Marianne, wobei sie Nicholas fragend ansah. “Ich hatte gehofft, Henry sei noch hier. Es muss ja etwas sehr Dringendes gewesen sein, das ihn so kurzfristig nach seiner Ankunft schon wieder fortrief.”
    Nicholas enthielt sich eines Kommentars. Das Verhältnis zwischen den Brüdern war nie ganz ungestört gewesen. Niemand wusste das besser als Marianne.
    Sie seufzte resigniert auf. “Über kurz oder lang, Nicholas, wirst du Henry mehr Achtung entgegenbringen müssen. Er ist ein erwachsener Mann und in England hoch angesehen.”
    “Sobald er mir den nötigen Respekt erweist, werde ich darüber nachdenken.”
    “Eigentlich brauche ich gar nicht erst die Friedensstifterin zu spielen”, gab Marianne zu bedenken, während sie weiter die Wiege bewegte. Ihre Mundwinkel zogen sich missmutig abwärts. “Du hörst mir sowieso nicht zu.”
    “Wenn’s um Henry geht, dann möglicherweise nicht, denn mich interessiert deine Meinung über meine mögliche Braut.”
    Den Kopf zur Seite geneigt, musterte sie sein Gesicht. “Das klingt, als wär’s dir ernst!”
    “Das ist es auch. Du weißt ja, ich habe wenig Erfahrung mit Frauen … äh, mit Damen”, berichtigte er sich. “Die meiste Zeit meines Lebens brachte ich mit Waffenübungen oder Kämpfen zu, entweder in Schlachten oder bei Turnieren.”
    “Deswegen möchtest du die Meinung einer Frau hören. Das leuchtet mir ein.”
    Eine Frau, welche nicht Riona ist! fügte er stumm hinzu.
    Marianne verschränkte die Hände im Schoß. “Lady Lavinia scheint eine stille, sympathische junge Frau zu sein.”
    “Richtig.”
    “Nur fürchte ich, dass sie einem anderen schöne Augen macht.”
    Nicholas nickte. “Audric.”
    “Deinem Ton entnehme ich, dass du nicht eifersüchtig bist.”
    “Keinen Deut. Ich wünsche ihnen alles Gute.”
    “Wenn dir diese kleine Romanze ebenso auffiel wie mir – warum ist Lady Lavinia dann noch hier?”
    “Weil’s mir beliebt, ihre Liebe hier erblühen zu lassen.”
    “Dass du so großherzig bist, war mir bisher entgangen”, betonte Marianne ernst, wenn auch mit einem amüsierten Funkeln in den Augen.
    “Großherzig?”, entgegnete Nicholas, die Hände über der Brust verschränkend. “Ich nenne das pragmatisch. Ich will sie nicht, also – warum sollte Audric nicht seine Gelegenheit erhalten? Und beide werden mich in guter Erinnerung behalten.”
    “Ihr Cousin möglicherweise weniger.”
    “D’Anglevoix wurde recht zugänglich, als ich ihn daran erinnerte, dass Audrics Onkel ein bedeutender Kirchenführer sei und dass die Familie bekannt ist für ihre ausgezeichneten Handelsverbindungen, durch welche sie sehr wohlhabend wurde.”
    “Dann förderst du diese Liebe somit allein aus politischen Erwägungen?”
    Nicholas zuckte mit den Achseln. “Nenne es von mir aus politische Romanze, wenn’s dir besser zusagt.”
    “Bist etwa auch du auf eine politische Romanze aus, Nicholas?”, wollte Marianne wissen. Sie musterte ihn auf eine Weise, dass er sich unbehaglich wand.
    “Ich suche ein Weib, welches gewisse Voraussetzungen in die Verbindung einbringen muss. Reichtum und eine einflussreiche Familie sind für einen Mann in meiner Stellung das Allerwichtigste. Ich bin ein normannischer Lehnsherr in Schottland, was bedeutet, dass ich Gelder benötige, um mir Soldaten zum Schutze meines Besitzes zu halten. Und Einfluss sorgt dafür, dass mein Anwesen auch in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher