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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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sie mit ihrem Fuß auf. “Und das mir! Ich bleibe nicht, um mich demütigen zu lassen.”
    Ihr Vater zuckte mit den Achseln. “Meinetwegen könntest du die beiden miteinander im Bette erwischen – es täte nicht das Geringste zur Sache, beweist es doch höchstens, dass er ein Mann ist und sie eine Hure. Was mich in Anbetracht ihrer Abstammung keineswegs wundern würde.”
    Joscelind reckte das Kinn. “Wenn das die Sorte Frau ist, die Sir Nicholas behagt, dann will ich ihn nicht. Immerhin habe ich meinen Stolz, Vater!”
    Mit zornentbrannter Miene durchmaß Lord Chesleigh die Kammer in zwei langen Schritten, baute sich vor seiner Tochter auf und packte sie drohend bei den Armen. “Jetzt höre mir gut zu, mein Fräulein! Du wirst hier ausharren und alles daransetzen, dass dieser Mann dich zur Gattin wählt. Ich habe dir nicht zum Spaß die besten Lehrer bestellt und all diese Gewänder und Kleinodien gekauft. Du wurdest dazu erzogen, den Bräutigam zu ehelichen, den ich für dich aussuche, und bei Gott, das wirst du auch tun.”
    Vor Schmerz schossen Joscelind die Tränen in die Augen. “Ich möchte ja auch, dass mein Gemahl für dich von Nutzen ist”, wimmerte sie, als er sie losließ. “Aber wie soll das gehen, wenn er in dieser Wildnis wohnt?”
    “Einem Mann, der ein Heer aus Schottland herausführen kann, könnte sich eines Tages die Gelegenheit bieten, das Königreich an sich zu reißen. Henry verprellt die englischen Aristokraten, indem er die Anverwandten seiner französischen Gemahlin begünstigt. Eines Tages wird er’s zu weit treiben, und dann gibt es eine Rebellion.”
    Joscelind starrte ihren Vater in einer Mischung aus Hoffnung, Habgier und Betroffenheit an. “Du meinst, Sir Nicholas könnte König von England werden?”
    “Der doch nicht!”, raunzte ihr Vater gereizt. “Ich! Nicholas kann Männer und Waffen stellen. Er weiß, wie man ein Heer in der Schlacht führt. Somit wäre er ein überaus nützlicher Verbündeter. Wird er auch noch mein Schwiegersohn, umso besser. Sein Schicksal ist dann mit meinem verknüpft, ob es ihm passt oder nicht. Dann wird er nach besten Kräften dafür sorgen müssen, dass ich am Ende als Sieger hervorgehe.
    Es spielt keine Rolle, ob der Kerl mit dieser Schottin ins Bett steigt. Entscheidend ist, wen er heiratet! Und heiraten wird er dich, Joscelind – vorausgesetzt, du gibst dir Mühe und führst dich vor ihm nicht wie eine Beißzange auf. Du bist die schönste von allen Kandidatinnen hier, und ich bin willens, eine beträchtliche Mitgift springen zu lassen. Außerdem wird Sir Nicholas wissen, welchen Einfluss ich bei Hofe ausübe.”
    “Wenn er aber lieber Lady Riona …”
    “Ich habe meine Methoden, jeden aus dem Wege zu schaffen, der meine Pläne durchkreuzen könnte. Dir obliegt es, dein Möglichstes zu tun, unseren Gastgeber für dich einzunehmen. Andernfalls verheirate ich dich mit irgendeinem reichen alten Hagestolz, und damit basta!”
    Joscelind verkniff sich die Tränen. “Ja, Vater”, flüsterte sie. “Ich gehorche.”

5. KAPITEL
    R iona stand neben ihrem Onkel hinten in der kleinen Burgkapelle. Obwohl nicht groß, rühmte das Gotteshaus sich eines prächtigen und sicherlich teuren Buntglasfensters. Es zeigte den geflügelten Erzengel Gabriel als Krieger mit dem gezückten Schwert in der Faust. In einer Nische zur Rechten prangte eine wunderschöne Skulptur der Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm. Die Altartücher waren aus Seide, die Kerzenständer aus Silber gefertigt.
    Nach Rionas Vermutung waren einige der Anwesenden nur zur Messe gekommen, weil es von ihnen erwartet wurde oder weil sie das Bedürfnis verspürten, ihren Gastgeber zu beeindrucken. Sir George hielt sich so dicht am Ausgang, wie es nur eben ging, als habe er es eilig hinauszukommen. Sir Percival gähnte herzhaft den ganzen Gottesdienst hindurch.
    Um als Braut von Sir Nicholas auserkoren zu werden, sandten etliche der Ladys anscheinend Fürbitten zum Himmel und zu sämtlichen Heiligen, die zufällig das Flehen erhören mochten. Riona hingegen betete um ein Ende jener Lüsternheit, welche Sir Nicholas in ihr entfachte, und um die Kraft, sich von ihm fern zu halten, wie sie es besser in der Nacht zuvor getan hätte.
    Ihr Blick verirrte sich hin zu ihrem Gastgeber, der diesmal eine andere schwarze Tunika trug, die aus grober Wolle gewebt war. Er stand ganz vorn in der ersten Reihe, direkt neben Lady Joscelind und ihrem Vater.
    Kein Wunder, dass sie von einer schwarzen

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