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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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kommt Sir Percival”, murmelte sie und wies mit dem Kopf auf den Edelmann, welcher in diesem Augenblick den Mittelgang hinunterschlenderte, eingehend ins Gespräch mit dem Comte D’Ortelieu vertieft. Derweilen wandten sich Lady Eleanor und Fredella der Muttergottesstatue zu.
    Sir Percivals Blick begegnete dem von Riona. Ehe sie sich abwenden konnte, hielt er inne und lächelte mit solch spöttischer Selbstgefälligkeit, dass sie um ein Haar vor Wut die Lippen verzogen hätte. “Guten Morgen, Mylady. Ihr schaut ja heute bezaubernd aus.”
    Offenbar nahm er an, sie fühle sich durch seine Komplimente geschmeichelt. Zweifellos gehörte er zu jenen Männern, die glaubten, jede Frau müsse allein schon hingerissen sein, wenn sie sie nur bemerkten.
    “Habt Dank”, erwiderte sie ohne eine Spur von Begeisterung.
    Er verharrte erwartungsvoll, bis er endlich zu begreifen schien, dass sie ihm nichts weiter zu sagen gedachte.
    Grimmig wandte er sich um und strebte weiter dem Ausgang zu. “Nun, sei’s drum, D’Ortelieu, wie ich bereits erwähnte – ich sagte diesem Flickschuster, dass ich für solch schludriges Werk nie im Leben bezahlen würde und er solle Gott danken, dass ich ihn nicht ergreifen ließe!”
    “Sapperlot, was für ein Schafskopf!”, knurrte Onkel Fergus, nachdem die beiden Herren zur Tür hinaus waren. “Wenn man den anschaut, kann man’s kaum fassen, dass die Normannen tatsächlich England unterworfen haben.” Kopfschüttelnd grinste er Riona an. “Aber da er nun fort ist – machen wir doch Lady Eleanor unsere Aufwartung.” Er ging auf die beiden Frauen zu, und Riona folgte ihm nur zu gern.
    Eigentlich hatte sie erwartet, die junge Dame werde schüchtern lächelnd erröten und ihrem Blick ausweichen, ganz das furchtsame Ding, das am Vortag auf dem Burghof und abends im Saal erschienen war. Stattdessen sah Lady Eleanor ihr mit freundlichem Lächeln entgegen und lauschte, die hellgrünen Augen strahlend, als ihre Zofe Riona und Fergus vorstellte.
    “Es ist mir eine besondere Freude, Eure Bekanntschaft zu machen”, sagte sie zu beiden, um sich sodann an Riona zu wenden. “Ich wollte Euch bereits ansprechen, seit ich Euch unten im Hofe sah. Ihr erwecktet den Eindruck, als fühltet Ihr Euch ebenso fehl am Platze wie ich.”
    “Fehl am Platze?”, tönte Fergus übermütig und hakte sich bei Fredella ein. “Unsinn! Ihr gehört beide hierher, auch wenn nur eine von euch den Burgherrn erobern kann. Hoffentlich geratet ihr seinetwegen nicht in Streit, denn eins steht fest: Hat er nur einen Funken Verstand im Schädel, wird er meine Nichte wählen. Aber Kopf hoch, Lady Eleanor! Es heißt, er habe noch einen Bruder mit Namen Henry, gleichermaßen ansehnlich, wenn auch nicht gar so begütert.”
    Als die junge Dame errötend den Blick senkte und auf ihre Füße starrte, nahm Riona dies zum Anlass, ihren redseligen Onkel der Zofe zu überlassen und mit Eleanor unter vier Augen zu sprechen. “Ich habe noch nie ein Buntglasfenster gesehen”, bemerkte sie, indem sie mit dem Kopf in die Richtung wies. “Ich würde es gern einmal aus der Nähe betrachten.”
    “Oh, ich auch”, rief Eleanor rasch. “Und du, Fredella?”
    “Ach, ich habe es schon gebührend bewundert”, beschied diese mit einem scheuen Blick auf Fergus, der nun die Stimme erhob, ohne die Zofe dabei aus den Augen zu lassen. “Nur zu, ihr zwei! Geht hin und schaut es euch nach Herzenslust an. Wir werden so lange hier warten.”
    Ohne Zögern begab Riona sich zum Altar und dem dahinter angebrachten Fenster.
    “Euer Onkel ist sehr freundlich”, bemerkte Eleanor, während die beiden die Abbildung des blau gewandeten Erzengels betrachteten. “Fredella hatte nur Gutes über ihn zu berichten, und ich gestehe, ich hielt es zunächst für Übertreibung. Aber jetzt sehe ich, dass sie recht hatte.”
    “Manchmal kann er ein wenig anstrengend sein”, stellte Riona fest. “Doch ist er der gütigste, liebevollste, großzügigste Mensch, den ich kenne.”
    “Das glaube ich gern. Er ist wie Fredella, die mir wie eine Mutter war, seit meine leibliche starb.” Sie lächelte etwas verlegen. “Obschon ich eines einräumen muss: Ich wünschte, sie würde aufhören, mich wie eine Sechsjährige zu behandeln. Sie hat Euch doch gewiss verraten, ich sei zu gehemmt, um mich selbst mit Euch bekannt zu machen, oder?”
    “Allerdings.”
    Bekümmert schüttelte Eleanor den Kopf. “Als kleines Mädchen war ich sehr menschenscheu. Bekamen wir Besuch, so

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