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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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Fensterläden weit aufstieß, um in den Burghof hinabzublicken, strotzte er förmlich vor Tatendrang. “Ein herrlicher Morgen”, bekundete er mit einem Wink zum Fenster. “Ein gutes Zeichen, was? Drei Tage ohne Regen und warm obendrein.”
    Wie sollte sie ihm eröffnen, dass sie abreisen mussten? Warum es sie zum Aufbruch drängte, durfte sie ihm nicht verraten, denn es war zu demütigend.
Du hättest mehr Haltung, mehr Selbstbeherrschung, mehr Stolz beweisen müssen!
    Möglicherweise aber war sie auch allzu stolz gewesen! Denn sonst wäre sie doch nicht im Garten geblieben und hätte sich eingebildet, sie könne dem Lord von Dunkeathe die Stirn bieten. Und sie wäre auch nicht so überzeugt gewesen, dass ihre Verachtung für seinen normannischen Dünkel ausreichend Schutz bieten würde gegen andere Gefühle, welche er in ihr wachrief.
    Das hatte sich nämlich als Irrtum erwiesen.
    Falls sie dem Onkel gestand, was sich im Apfelgarten zugetragen hatte, stand mehr zu befürchten als nur der Verlust seiner Achtung. Fergus würde womöglich nicht davor zurückschrecken, Sir Nicholas des unehrenhaften Verhaltens zu bezichtigen, und ihm den Fehdehandschuh hinwerfen. Und falls Sir Nicholas die Herausforderung annahm, würde dies für Fergus wahrscheinlich den Tod bedeuten.
    “Ein herrlicher Tag auch für eine Reise”, hob sie an.
    “Reise? Oh, ja”, erwiderte Onkel Fergus zerstreut, den Blick noch immer aus dem Fenster gerichtet. “Doch sämtliche Damen, welche ihr Glück bei Sir Nicholas versuchen wollen, müssten eigentlich bis zum Johannistage eingetroffen sein.”
    “Ich dachte auch eher daran, Onkel, dass es ein guter Tag für die Heimreise wäre.”
    Als er keine Antwort gab, begriff sie, dass er ihr gar nicht zugehört hatte, weil sein Augenmerk sich auf etwas richtete, das draußen vorging. Neugierig darauf, was es wohl sein mochte, trat sie zur Fensteröffnung und folgte seinem Blick. Gerade strebte Fredella mit einem Eimer in der Hand geschäftig den Gemächern zu.
    Die Hände nervös verschränkt, nahm Riona einen neuen Anlauf. “Onkel, ich finde, wir sollten nicht länger auf Dunkeathe bleiben, nachdem wir so geringschätzig behandelt wurden.”
    Fergus wandte den Blick vom Fenster und musterte seine Nichte verblüfft. “Der Burgherr hat uns doch sehr ordentlich bewirtet”, gab er zurück und wies mit dem Kopf auf die Kammer, die in der Tat recht bequem wirkte, ebenso wie das Bett.
    Ja, in diesen weichen Daunen hätte sie bestimmt friedlich geschlafen – hätte sich jene beängstigende Begegnung nicht wieder und wieder in ihrem Kopfe abgespielt. Unablässig hatte jene erregende und doch beschämende Hitze ihren Körper durchflutet, wenn sie sich an jenen Kuss erinnerte. Ihr unruhiger Schlaf war von jenen beklemmenden Träumen heimgesucht worden.
    “Ich sprach nicht von Sir Nicholas”, stellte sie richtig. “Seine anderen Gäste benahmen sich uns gegenüber sehr taktlos.”
    Sanft fasste Onkel Fergus sie bei den Schultern und bedachte sie mit einem liebevollen Lächeln. “Die sind bloß eifersüchtig.”
    Kopfschüttelnd entzog Riona sich ihm. “Sie achten weder uns noch unsere Heimat. Ich möchte nicht länger hier bleiben und mich zur Zielscheibe ihres Spottes machen.”
    Fergus kam ihr nach und schaute sie ungläubig an. “Wen schert es schon, was diese normannischen Ignoranten denken? Wir sind nicht so dumm wie die, und Sir Nicholas ebenfalls nicht. Er begegnet uns mit Respekt, und außerdem ist er verwandt mit den Mac Tarans.” Er ließ sich auf der Bettkante nieder und klopfte mit der flachen Hand auf die Matratze. “Komm her, mein Mädchen, und hör mir zu!”, bat er mit ernster Stimme.
    Als sie sich zu ihm setzte, legte er den Arm um sie, und Riona bettete den Kopf an seine Schulter, so wie sie es oft tat, wenn Kummer und Sorgen sie plagten.
    “Im Allgemeinen, Riona”, stellte er fest, “sind die Normannen ein armseliger Haufen. Verschlagen, dünkelhaft und grob. Doch ob es uns passt oder nicht, sie haben sich hier eingerichtet, und zwar wegen unseres Königs und wegen der Aufstände, mit denen er’s zu tun hatte. Das bedeutet freilich nicht, dass wir sie mögen müssen. Wer könnte das schon? Es gibt allerdings ein paar, bei denen es sich lohnt, ihre Bekanntschaft zu machen und ihnen mit Achtung entgegenzutreten, einige, welche Schottland helfen könnten. Sir Nicholas ist ein solcher Normanne. Was die Übrigen angeht …” Er pustete heftig, als lösche er eine Kerze, und

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