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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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ausritt?”
    “Genau der.”
    “Oh, Riona, und schau! Dies auch!”, stieß Eleanor hervor. “Noch nie habe ich ein solch herrliches Tiefblau gesehen. Wie macht er das bloß?”
    Riona wandte sich wieder an den Händler. “Das blaue Tuch gefällt ihr ebenfalls. Sie möchte wissen, wie dir eine solch schöne Farbe gelingt.”
    Das Lächeln des Händlers wurde ehrlich, und seine Augen funkelten vor Standesstolz. “Ach, ich soll wohl meine sämtlichen Geheimrezepte ausplaudern, was?”
    “Nur wenn’s dir beliebt.”
    “Nun denn: Um deiner strahlenden Augen willen und der Schönheit der Lady wegen”, raunte er augenzwinkernd. “Walisische Brombeeren.”
    “So? Walisische?”
    Er nickte. “Die eignen sich am besten für das dunkle Blau.”
    “Das muss ich mir merken.”
    Eine Kinderschar rannte vorbei und machte Halt vor dem Schandstuhl, auf dem ein Delinquent saß, eingezwängt in zwei Planken mit Löchern für Hals und Hände. “Mörder!”, kreischte ein sommersprossiger, braunhaariger Bub von etwa zehn Jahren und bewarf den Übeltäter mit einem Apfelgriebsch, woraufhin die Umstehenden seinem Beispiel folgten, allerdings mit Schlamm.
    Das Opfer hob den Kopf und fletschte grimmig die Zähne, so dass die ganze Bande auseinander stob.
    “Ist das wirklich ein Mörder?”, wollte Riona wissen, denn es leuchtete ihr nicht ein, warum er dann nur auf dem Pranger saß.
    “Er hat den Hund von dem Bengel auf dem Gewissen”, erklärte der Händler. “Vor vierzehn Tagen kläffte der Köter nachts dermaßen, dass der Trunkenbold ihn im Suff totschlug. Auf Befehl von Sir Nicholas muss er zwei Monate am Pranger bleiben und dann Dunkeathe auf Nimmerwiedersehen verlassen.”
    Riona war bemüht, sich nicht allzu viel Anteilnahme am Burgherrn und seiner Rechtsprechung anmerken zu lassen. “Das kommt mir als Strafe drakonisch vor.”
    “Sir Nicholas ist zwar ein gestrenger Herr, aber er wahrt den Frieden”, erwiderte der Mann lobend.
    Dass der Burgherr und seine Garnison dazu gewiss in der Lage waren, bezweifelte Riona nicht. Wahrscheinlich erklärte das die Bewunderung des Händlers.
    “Manch ein edler Herr gäbe keinen feuchten Kehricht auf das Hundevieh eines Bauernlümmels”, fuhr der Kaufmann fort. “Sir Nicholas schon! Als der Knabe auf der Rechtsversammlung im großen Saal vorsprach, nahm Sir Nicholas ihn genauso ernst wie einen Erwachsenen. Trotzdem rechnete niemand damit, dass er deswegen einen seiner eigenen Männer bestrafen würde.”
    Ungeachtet ihrer bisherigen Gedanken konnte Riona sich eine gewisse Anerkennung ebenfalls nicht versagen. “Der da ist einer von seinen Leuten?”
    “So ist es. Ein Bogenschütze aus der Burgbesatzung.”
    Riona erinnerte sich daran, wie Sir Nicholas mit seinen Soldaten verfuhr: im Allgemeinen bärbeißig, humorlos, ganz der Befehlshaber. Mit dem Gesinde sprang er in ähnlicher Weise um, weshalb sie ihn bislang als einen schroffen, unnachgiebigen Tyrannen eingeschätzt hatte. Eindeutig aber bewies er wohl doch Mitgefühl für seine Untergebenen.
    Schade, dass er sich nicht häufiger von dieser Seite zeigte! Seine Autorität hätte dabei kaum Schaden genommen, denn Riona bezweifelte, dass es jemanden gab, der nach einer Begegnung mit dem Schlossherrn nicht voller Bewunderung war für seine Macht und das, was er im Leben erreicht hatte. Sogar sie selbst …
    Sie bemerkte, dass Eleanor auf sie wartete und das Zwiegespräch mit dem Kaufmann nicht verstand. Kurz zusammengefasst, wiederholte sie den Bericht des Händlers.
    “Seinen eigenen Soldaten? Wegen eines Hundes?”, fragte Eleanor mit großen Augen.
    “Ich war auch überrascht”, gestand Riona.
    Ob Eleanor wohl preisgeben würde, was sie nun von Sir Nicholas hielt? Stattdessen aber streifte die Freundin die wunderbare Wolle mit einem sehnsüchtigen Blick und sagte seufzend: “Mich dünkt, wir sollten uns wieder zurück in die Burg begeben. Möglicherweise ist die Jagd schon vorbei, und ich glaube nicht, dass Percival begeistert sein wird, wenn er herausfindet, dass ich im Dorfe war.”
    “Offen gesagt, auch Fredella und Onkel Fergus werden sich in der Zwischenzeit wundern, wohin wir entschwunden sind”, bemerkte Riona, als sie sich auf den Weg zum Burgtor machten. “Vorausgesetzt, sie haben überhaupt gemerkt, dass wir fort sind.”
    Eleanor lächelte, als sie über den Dorfanger schritten und dabei tunlichst einen Bogen um den Schandstuhl machten. “Ich bezweifle, dass sie überhaupt Augen haben für etwas

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