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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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Nicholas wusste, mit dem gewaltigen Geweih als Waffe würde das gehetzte Tier den Verfolgern einen Kampf auf Leben und Tod liefern, am Ende aber der Überzahl von Hunden und Jägern unterliegen.
    Was sollte an einem solchen Gemetzel erbaulich sein? Für Nicholas war es vergleichbar mit dem Niedermachen wehrloser Gegner, dem er sich stets verweigert hatte, egal, von wem der Befehl dazu stammte.
    Was wussten diese feudalen Herren schon davon, was es hieß, ausweglos in der Falle zu stecken, gefangen von widrigen Umständen, so dass einem keine Wahl blieb, als entweder kämpfend standzuhalten oder unterzugehen? Hatte einer von denen je erfahren, was Furcht war? Hatte einer jemals den Gestank der Todesangst gerochen, der einem Mann in die Nase dringt, wenn er auf den Beginn der Schlacht wartet? Hatte einer von ihnen je Hunger oder Durst kennen gelernt? Da hatte Nicholas seine Zweifel, und er bezweifelte auch, dass ihre weiblichen Anverwandten etwas davon verstanden.
    Nicht, dass er den Frauen etwa Leid wünschte – aber wie sollten diese Damen ihn und seine Ängste verstehen, die ihn in den dunklen Morgenstunden heimsuchten? Wenn er aus Träumen aufschreckte, in denen ihn Schlachtgetümmel verfolgte? Wenn ihm der Schlaf versagt blieb? Sie würden niemals begreifen, wie sehr ihm davor graute, dass ihm das Erreichte einmal genommen werden könnte, und nicht etwa nur durch den Tod! Alles konnte mit einem einfachen Federstrich widerrufen werden – mit der Unterschrift des Königs auf einem Stück Pergament. Und dann würde er wieder das sein, was er zuvor gewesen: ein mittelloser Söldner, der lediglich einen noblen Namen sowie das Schwert seines Vaters trug.
    Als die Jäger der Meute das Angriffssignal bliesen, wendete Nicholas sein Pferd. Er gedachte den anderen die Strecke zu überlassen und nach Dunkeathe zurückzureiten.
    Als er sich seinen Weg durch die erregte Menge aus Herren und Dienern bahnte, war Fergus Mac Gordon seltsamerweise nirgends zu sehen. Vielleicht hatte der Bursche beschlossen, nach Dunkeathe zurückzukehren. Möglicherweise saß er bereits wohlbehalten im Saal, verzechte dort den Weinvorrat seines Gastgebers und pries lauthals seine brünette Nichte, die Percival zweifellos als zu alt für eine Braut erachten würde.
    Auf seinem geborgten Ross hatte der Schotte nicht eben sattelfest gewirkt. Durchaus möglich, dass er nach dem Erschallen des Jagdhorns und dem Beginn der Hatz nicht mehr mitgekommen war.
    Vielleicht hatte sich aber auch etwas Schlimmeres zugetragen. Nicht ausgeschlossen, dass er vom Pferd gestürzt war und verletzt am Boden lag!
    Oder mausetot im Farnkraut.

6. KAPITEL
    U nverzüglich spornte Nicholas sein Pferd zu schnellerer Gangart an und ritt zurück in Richtung Dunkeathe. Schon graute ihm bei dem Gedanken, er könne unterwegs auf einen lahmenden Gaul mit herunterhängenden Zügeln stoßen oder in dessen Nähe auf eine zerschmetterte, blutüberströmte Leiche.
    Er war bereits halbwegs daheim, als er eine vertraute Stimme hörte: “Mylord!”
    Erleichtert zügelte er sein Tier, und schließlich entdeckte er Fergus Mac Gordon, der gesund und munter im von einer Steinmauer umgebenen Hof eines Bauern stand und ihm zuwinkte, neben sich den dazugehörigen Eigentümer, welcher unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat. Die auf Dunkeathe ausgeliehene Stute war an einem Baum neben der steinernen Kate angeleint und weidete genüsslich, als sei sie dort zu Hause.
    Nicholas lenkte sein Pferd zu dem Gehöft und ritt durchs Hoftor, wobei das Federvieh, bestehend aus einer äußerst erbosten Gans sowie etlichen aufgeregt gackernden Hühnern, flügelschlagend auseinander stob.
    “Nun schaut Euch nur dieses Lamm an!”, rief Mac Gordon, als Nicholas absaß. “Ein solches Fell ist mir mein Lebtag noch nicht untergekommen!”
    Erst jetzt fiel Nicholas auf, dass der Schotte ein Lämmchen auf den Armen hielt, etwa so wie ein Vater sein Kind. Das in der Nähe eingepferchte Mutterschaf schaute blökend zu.
    Der Landmann, ein junger Bursche in einfacher, selbst gewebter Kleidung mit zerzaustem braunen Haar, machte rasch eine Ehrenbezeugung, indem er sich an die Stirnlocke fasste und respektvoll aus dem Weg trat, während Nicholas sich näherte.
    “Fasst es einmal an!”, forderte Mac Gordon den Burgherrn auf und hielt ihm das weiße Tierchen hin, das überhaupt nicht zappelte, als fühle es sich dort, wo es war, sicher und geborgen.
    Sanft ließ Nicholas die Rechte über den Rücken des

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