Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
Vom Netzwerk:
wurde urplötzlich leichenblass. Er stammelte etwas, aber Nicholas schnitt ihm das Wort ab. “Ich kann durchaus nachvollziehen, Percival, dass Ihr Frauen gewohnt seid, welche Euer Tun in einer ganz bestimmten Weise auffassen”, log er, wobei er die Jammergestalt vor ihm bis auf die Knochen verabscheute. “Es muss fürwahr schwierig sein für einen Adonis wie Euch, mit der holden Weiblichkeit auch nur zu reden, ohne dass diese Eure Aufmerksamkeit missversteht und für mehr denn bloße Höflichkeit hält. Ich will gern glauben, dass Ihr durch Eure bloße Gegenwart schon für so manchen Disput in etlichen hochherrschaftlichen Familien gesorgt habt! Unabsichtlich, versteht sich.”
    Percival pflichtete ihm nur zu begierig bei. “In der Tat, das ist häufig der Fall. Die Damen begreifen nicht, dass ich nur galant sein möchte!”
    Galant? Andere Umstände vorausgesetzt, hätte Nicholas ihm eine Lektion in Galanterie erteilt! “Da Ihr ein solcher Galan seid, erlaube ich mir folgenden Vorschlag, und zwar zum Nutzen und Frommen der guten Beziehungen zu den anderen auf Dunkeathe weilenden Edelleuten: Benehmt Euch etwas rücksichtsvoller zu meinen Besucherinnen! Sowohl jetzt als auch dann, wenn wir …” Er unterbrach sich, so als habe er schon mehr verlauten lassen als beabsichtigt, und rang sich ein Lächeln ab. “Falls ich Eure liebreizende Cousine zur Gemahlin nehmen soll.”
    Das ließ auf dem Gesicht des Pfaus ein breites, selbstgefälliges Grinsen aufleuchten, bei dem Nicholas sich nur mit Mühe beherrschen konnte.
    “Selbstverständlich. Ich werde mich gern daran halten.”
    “Habt Dank.” Nie waren Nicholas diese Worte schwerer gefallen. “Zudem rege ich an, dass Ihr auch den Mägden nicht zu viel Aufmerksamkeit schenkt.”
    Percival brach in Gelächter aus – ein besonders unsympathisches Lachen, das eher dem Wiehern eines Pferdes glich. “Wie denn, Sir Nicholas – soll ich etwa den Mönch spielen?”
    Abermals lächelte Nicholas. “In den Schenken kann man sich doch hervorragend amüsieren”, sagte er, als wären sie Waffenbrüder.
    “Ach ja, richtig.” Percival tat so, als komme er Nicholas entgegen.
    “Da ist noch etwas, Percival, was mir unter den Nägeln brennt: Eure erkennbare Abneigung den Schotten gegenüber.”
    Percival zog die Stirn kraus wie ein bockiges Kind.
    “Was immer und aus welchen Gründen Ihr von ihnen halten mögt: Darf ich Euch daran erinnern, dass mein Lehen in Schottland liegt und mein Schwager Schotte ist! Meine Braut wird ebenfalls lernen müssen, hier zu leben, inmitten dieser Menschen. Seid Ihr weiterhin interessiert, mir Eure Cousine als Gemahlin anzutragen, so täte sie meiner Ansicht nach gut daran, sich mit Lady Riona und deren Onkel zu unterhalten. Auf diese Weise lernt sie die Schotten vielleicht besser zu verstehen. Gelingt ihr dies, macht es mir meine endgültige Wahl um ein Vielfaches leichter.”
    In Percivals Augen glomm ein habgieriges Leuchten auf. “Ich fragte mich bereits, ob Ihr diese Entscheidung überhaupt noch vor dem Erntefest treffen würdet!”
    Nicholas bedachte ihn mit einem verschwörerischen Lächeln. “Ich muss mich vorsehen, Percival! Lord Chesleigh ist ein mächtiger Mann. Falls ich also seine Tochter verschmähe, muss ich zumindest so tun, als fiele mir die Auswahl schwer. Deshalb warte ich bis zum Erntetag, ehe ich meine Wahl bekannt gebe.”
    Percival grinste, ganz der ehrgeizige, geldgierige Lump, der er auch war. “Ich verstehe vollkommen.”
    “Das dachte ich mir”, gab Nicholas zurück.
    Schwungvoll legte Percival ihm den Arm um die breite Schulter, als seien sie bereits miteinander verwandt. “Sollten wir uns deshalb heute nicht gemeinsam amüsieren?”
    Nicholas stand kurz davor, seine Selbstbeherrschung zu verlieren und den Kerl anzuschreien. “Tut Euch keinen Zwang an. Ich allerdings bin bei so vielen Gästen zeitlich zu sehr gebunden”, antwortete er stattdessen.
    Percival ließ den Arm sinken und zuckte mit den schmächtigen Schultern. “Jammerschade. Aber mir scheint, das ist der Preis, den man als Gastgeber zahlen muss.” Er schlenderte zur Tür und verabschiedete sich mit einem munteren Wink. “Auf später, Mylord!”
    “Auf später”, wiederholte Nicholas mit zusammengebissenen Zähnen und sah ihm nach.

10. KAPITEL
    E ine Woche darauf saß Riona neben Eleanor im Sonnenschein, der durch eines der Fenster in den Burgsaal fiel. Es war ein warmer Julitag, und nur ein leichter Anschein von Regen lag in der Luft.

Weitere Kostenlose Bücher