Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
Vom Netzwerk:
Bedauerlicherweise schien Jack der Einzige zu sein, der dies wusste, und der war fest entschlossen, nichts zu verraten.
    Am späten Nachmittag war plötzlich ein zaghaftes Klopfen an der Eingangstür zu vernehmen. Eilig sprang Ned auf, um zu öffnen. „Das wird das Essen aus dem Stag Inn sein. Wird auch verdammt noch mal Zeit. Um drei Uhr sollten sie es bringen, und das ist ewig her.“
    „Ich hole uns Teller!“ rief Jack und verschwand in die Küche. Daniel lächelte wehmütig. Er hatte dort so manche Mahlzeit eingenommen. Was würde Bessie denken, wenn sie das Haus jetzt in diesem Zustand sehen könnte?
    Mit einem großen Tablett kam Ned herein. Ihm folgte die spindeldürre Kellnerin des Gasthauses mit einem zweiten. Schüchtern hielt die junge Frau den Blick gesenkt. Unter der großen Haube konnte Daniel kaum ihr Gesicht erkennen.
    „Haben uns ein neues Mädchen geschickt“, erklärte Ned und setzte das Tablett ab. „Bisschen zurückhaltend, die Kleine“, fuhr er fort und tätschelte ihr den Po, so dass sie fast das Tablett fallen ließ. Der Bursche lachte. „Du brauchst doch keine Angst vor uns zu haben, Süße. Wir sind ein wirklich liebenswürdiger Haufen. Stimmt doch, Jungs, oder?“
    „Ganz bestimmt, Sir“, flüsterte sie kaum hörbar. Daniel kam die Stimme sonderbar vertraut vor, war aber sicher, dass er kein Mädchen dieses Alters aus Hastings kannte.
    Die Kellnerin stellte sich neben ihn und setzte das Tablett auf dem Tisch ab. Dabei ließ sie Daniel etwas in den Schoß gleiten. Teufel, das war ja ein Jagdmesser! Ohne sich seine Überraschung anmerken zu lassen, schob er das Messer mit dem Griff voran in den Ärmel des Mantels. Als er aufsah, erwiderte die junge Frau unverwandt aus blauen Augen seinen Blick.
    Daniel wusste nicht, ob er nun in lautes Lachen ausbrechen oder „das Mädchen“ bei den Schultern packen und schütteln sollte. Vor ihm stand nämlich ein verkleideter Seth, der ganz offensichtlich endgültig den Verstand verloren hatte.
    In diesem Augenblick kehrte Jack aus der Küche zurück, und Seth wandte sich rasch ab. „Stell die Sachen auf den Tisch, Mädchen“, bat Jack. Kaum war Seth der Bitte nachgekommen, füllte Jack einen Teller und stellte diesen dann auf das Tablett. „Richard, bring das hier Daniels Gattin“, wies Seward einen seiner Kumpane an.
    „Lass Ned gehen, Jack“, entgegnete der. „Ich bin gerade dabei, die Partie zu gewinnen.“
    „Gut, gut“, willigte Ned mit einem vieldeutigen Lächeln ein. „Ich würde die Dame sowieso zu gern Wiedersehen.“
    Eilig warf Jack dem wütenden Daniel einen beschwichtigenden Blick zu und erklärte: „Auf gar keinen Fall werde ich dich auch nur in Mrs. Brennans Nähe lassen, Ned.“
    „Ich werde gehen“, hauchte Seth, der die Rolle der verängstigten Jungfrau mit erstaunlicher Glaubwürdigkeit spielte.
    Zwar zögerte Jack zunächst, zuckte aber schließlich die Schultern. „Meinetwegen. Der Mann oben vor der Tür hat den Schlüssel zum Zimmer. Er wird dich hineinlassen. Sag ihm, dass ich dich schicke.“
    Seth nickte, ergriff das Tablett und verschwand.
    Daniel spitzte die Ohren und lauschte. Kaum hörte er, dass Seth im oberen Stockwerk angekommen war, stand er auf und streckte sich. „Ich werde meinen Teller mitnehmen und meiner Gattin beim Essen Gesellschaft leisten, wenn ihr Burschen nichts dagegen habt. Mir reicht es für heute mit dem Fusel, den ihr mir hier vorgesetzt habt.“
    „Warte, bis die Kleine wieder unten ist.“ Misstrauisch beäugte Jack ihn.
    „Komm schon, Jack, bis dahin ist alles kalt.“ Daniel nahm seinen Teller und ging zur Tür. Hastig stellte Ned sich ihm in den Weg.
    „Noch ein kleiner Rat, Danny“, sagte Jack ruhig. „Die Leute vom Stag Inn sind unsere besten Freunde. Immerhin beliefern wir sie mit Brandy. Außerdem würdest du doch nie ein Unschuldslamm wie unsere Kellnerin für deine Fluchtpläne missbrauchen, oder?“
    „Flucht?“ Daniel lachte auf. „Ich besitze ja nicht einmal eine Waffe, und meine Gattin hinkt. Abgesehen von der Wache oben, sitzt du hier mit zehn bewaffneten Männern. Glaubst du wirklich, ich wäre so dumm, es mit euch allen aufzunehmen? Ich möchte einfach nur bei meiner Frau essen.“ Er zwang sich zu einem hintergründigen Lächeln. „Du und deine Kumpane, ihr habt mich heute ein wenig zu zeitig geweckt, so dass ich nicht zu meiner üblichen morgendlichen Vergnügung kam.“
    Einen Augenblick musterte Jack ihn prüfend. Immerhin kannte er Daniels Neigungen

Weitere Kostenlose Bücher