Die heimliche Gemahlin
Angelegenheit zog. Liebevoll drückte er sie noch ein wenig fester an sich. Wie hatte er sie nur so verletzen können? Die Spitze ihres Hutes kitzelte ihn an der Nase. Er nahm ihn ihr ab und warf ihn zu Boden. „Ihnen wäre nichts anderes übrig geblieben, als Juliet einzusperren. Keine Macht der Welt hätte das Mädchen von ihrem Plan abbringen können, selbst wenn Sie genau Bescheid gewusst hätten.“
Helenas Schluchzer verebbten zwar langsam, sie wirkte aber noch immer furchtbar traurig. Tröstend wiegte er sie in den Armen und versuchte zu vergessen, wie köstlich ihr Haar nach Honig duftete.
„Woher wollen Sie eigentlich wissen, Helena, dass Juliet Ihnen nicht lediglich Gelegenheit geben wollte, aus Swan Park herauszukommen und ein kleines Abenteuer zu erleben?“ versuchte er einen hilflosen Scherz.
Immerhin hörte sie nun ganz auf zu weinen. „Über so etwas macht man keine Witze.“
„Wohl nicht“, gab er zu. „Aber ich verspreche Ihnen, meine Liebe, dass ihr nichts Schlimmes zustoßen wird. Ich werde sie auf jeden Fall aufspüren. Selbst wenn dies bedeutet, dass ich eine Schiffspassage nach Schottland buchen muss. Machen Sie sich da nur keine Sorgen.“
„Das tue ich ununterbrochen. Ich kann nicht anders.“ Sacht hob sie den Kopf und blickte ihm in die Augen. „Ich werde noch ganz krank, falls Sie mich zurücklassen. Bitte, versprechen Sie mir, dass ich Sie begleiten darf. Bitte ...“ Er wischte ihr mit dem Daumen die Tränen von den Wangen. „Es wäre viel besser für Sie ...“
„Nein, überhaupt nicht. Schwören Sie es mir! Ich will die Miete für die Kutsche oder ein Gig auch gern bezahlen.
Keinen Mucks sollen Sie von mir hören. Ich werde mäuschenstill sein. Das verspreche ich Ihnen. Sie brauchen sich um mich dann wirklich keinerlei Gedanken mehr zu machen.“
„Also gut, zum Teufel“, erklärte er verzweifelt, damit sie nur endlich den Mund hielt. „Wir werden also eine Chaise mieten und darin Weiterreisen. Aber ...“
Augenblicklich erhellte ein Lächeln ihr Gesicht. „Danke, Daniel, danke, danke, danke!“
„Lassen Sie mich ausreden. Wir brechen erst auf, wenn ich mich davon überzeugen konnte, dass mit Ihrem Bein alles in Ordnung ist.“
„Da bin ich ganz sicher“, versicherte sie eifrig. „Überlassen Sie es ruhig mir, das zu entscheiden. Ihnen kann man ja in solchen Fragen kein Vertrauen schenken.“ Bevor sie noch protestieren konnte, hob er ihr lahmes Bein auf seinen Schoß. Dann schob er die Röcke zurück, um es zu untersuchen.
„Glauben Sie mir ... Es ist nicht gebrochen ... Hören Sie auf, ich ...“ Sie verstummte, als er nun begann, ihr vorsichtig die Schenkel zu massieren. Misstrauisch beobachtete er dabei ihr Gesicht, ob es wohl irgendein Anzeichen von Schmerz verriet.
Aber sie verzog keine Miene - nur rot wurde sie und wandte den Kopf ab. Erst in diesem Augenblick fiel ihm auf, dass er ja tatsächlich ihr Bein auf dem Schoß hielt. Genau da, wo er es schon immer hatte haben wollen. Und nicht nur das - es war auch noch genauso hübsch, wie er es in Erinnerung gehabt hatte.
Ich muss sie nun loslassen, dachte er. Stattdessen fuhr er ihr weiter mit der Hand übers Bein, langsamer jetzt, um die Zartheit dieser Frau zu genießen. Diese Berührungen blieben nicht folgenlos. Er spürte, wie die Leidenschaft in ihm erwachte. Am liebsten hätte er sich ganz vergessen, ihr den Strumpf bis auf die Knöchel heruntergeschoben und dann ganz ausgezogen.
„Ich glaube, meinem Bein geht es ausgezeichnet“, flüsterte sie. „Wenn ich mich noch ein wenig ausruhe, werde ich mich auch wieder hinstellen können.“
Es widerstrebte ihm, die Hände von dem schmalen Schenkel zu nehmen. „Sind Sie wirklich sicher?“ fragte er rau und strich ihr mit dem Daumen noch einmal übers Knie und den Oberschenkel hinauf.
Mit weit geöffneten Augen schaute sie ihn an. Doch zu seinem Erstaunen lag in diesem Blick keinerlei Abscheu oder Entsetzen - vielmehr atemlose Erwartung.
Das Blut schien ihm schneller durch die Adern zu rauschen. Also fühlte sie ebenso? Es mochte ihr missfallen, vielleicht wusste sie es auch nicht zu deuten, aber die Spannung zwischen ihnen war auch ihr bewusst.
Hätte er auch nur für fünf Pennys Verstand besessen, er wäre unverzüglich aufgesprungen und aus dem Raum geflohen. Aber wenn es um diese Frau ging, war er schlicht nicht zurechnungsfähig. Er beugte sich vor und betrachtete ihr leicht gerötetes Gesicht. Das Kinn zitterte ihr, und sie hielt
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