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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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Klopfen reagierte, dachten wir, man hätte es drinnen vielleicht nicht gehört.“
    Ihre Aussprache verriet dem Knaben, dass er es hier offenbar mit einer respektablen Dame zu tun hatte. Er musterte ihr durchnässtes Kleid und den Ast, auf den sie sich stützte. Dann senkte er die Mistgabel ein wenig. „Was ist Ihnen denn zugestoßen? Sie sehen ja aus, als hätten Sie sich mit den Schweinen im Schlamm gewälzt.“
    Sie zuckte zusammen. „Auf jeden Fall fühle ich mich so. Bedauerlicherweise hatten wir auf unserem Weg an die Küste einen Unfall. Wie du bestimmt schon bemerkt hast, habe ich mir dabei das Kleid ruiniert, und mein Gehstock ist auch zerbrochen. Außerdem ist unser Gig nicht mehr fahrtüchtig.“ Sie streckte ihm die Hand hin und lächelte ihm herzlich zu. „Mein Name ist Helena Brennan, und dies ist mein Gemahl Daniel. Es tut uns wirklich Leid, dass wir dich und deine Familie behelligen müssen, aber vielleicht könnt ihr uns helfen.“
    Der Junge zögerte und beäugte die beiden unsicher. Endlich stützte er sich auf die Mistgabel und nahm Helenas Hand. „Ich bin Seth Atkins.“
    Weil der Bursche ihre Hand länger hielt als unbedingt notwendig, fuhr Daniel ein wenig rüde dazwischen: „Können wir jetzt bitte mit deinem Vater sprechen?“
    Beleidigt ließ der Junge Helena los und bedachte Daniel mit einem mürrischen Blick. „Vater ist im Augenblick nicht da.“ Er warf sich stolz in die Brust. „Also müssen Sie schon mit mir reden, wenn Sie Hilfe brauchen.“ „Selbstverständlich.“ Sie schaute Daniel warnend an, als wolle sie ihm bedeuten, sie dieses Gespräch allein führen zu lassen. „Dein Vater wird sich bestimmt sehr freuen, wenn er hört, wie ausgezeichnet du die Farm bewacht hast. Deshalb möchte ich dir versichern, dass wir weder Bettler noch Diebe sind. Wir suchen nur einen Platz zum Schlafen für die Nacht. Tatsächlich hofften wir, in eurem Stall unterzukommen.“
    Unsicher trat Seth von einem Fuß auf den anderen. „Weshalb wollen Sie denn in einem kalten Stall schlafen? Sedlescombe liegt nur einige Meilen südlich von hier. Da können Sie sich doch ein hübsches Zimmer in einem Gasthof mieten.“
    „Mit meinem kranken Bein sind selbst ein paar Meilen für mich ungeheuer weit. Ich kann nicht mehr weiter reiten. Noch dazu haben wir nur ein Pferd für uns beide ...“
    Sie unterbrach sich und blickte den Jungen mitleidheischend an. „Bitte, du wirst doch nicht darauf bestehen, dass ich heute noch einmal in den Sattel steigen muss. Ich verspreche dir, dass wir keine Umstände machen werden.“ Ein wenig beruhigt kratzte sich das Bürschchen an der Brust. „Tja, nun ... ich weiß nicht.“
    Mitfühlend schüttelte Daniel den Kopf. Der Kleine hatte gegen Helenas Überzeugungskünste keine Chance. Er hatte dies ja bereits am eigenen Leibe erfahren, als sie ihn an jenem Morgen in London aufgesucht hatte. Obwohl er es wahrlich hätte besser wissen müssen, hatte er sie auf diese gefährliche Verfolgungsjagd doch mitgenommen. Und jetzt musste er dafür büßen.
    „Wir werden euch ausgezeichnet entlohnen“, versicherte sie jetzt.
    „Ja“, bestätigte Daniel. Offenbar war dies das Stichwort gewesen, und er durfte am Gespräch wieder teilnehmen. „Selbstverständlich werden wir euch gern für allen Aufwand entschädigen. Am besten warten wir, bis deine Eltern heimkommen. Sie sollen dann entscheiden, ob wir bleiben dürfen.“
    Nachdenklich betrachtete der Junge Helenas Bein, das Pferd und Daniels gezückte Börse. „Die kommen nicht vor morgen Abend zurück. Ich bin hier also für alles verantwortlich. Wird uns schon nicht schaden, wenn Sie hier übernachten - solange Sie bezahlen.“
    „Vielen Dank“, sagte Helena sanft. „Das ist wirklich sehr großzügig.“
    Geschmeichelt grinste Seth. „Bitte, bitte. Ich würde Sie ja im Haus schlafen lassen, aber mein Vater wird mir hübsch das Fell gerben, wenn er davon erfährt.“
    „Der Stall reicht vollkommen“, versicherte sie. „Du hast wirklich ein gutes Herz.“ Sie lächelte ihm gewinnend zu, und er richtete sich hahnengleich mit geschwellter Brust zu voller Größe auf.
    Daniel verdrehte die Augen. Wie kam diese Frau nur auf den völlig abwegigen Gedanken, an ihrer Wirkung auf das männliche Geschlecht zu zweifeln? Das Jüngelchen war ihr jetzt schon restlos verfallen und sah aus, als würde es sie mit der Mistgabel gern gegen alle Gefahren dieser Welt verteidigen. Daniel räusperte sich. „Hast du unter Umständen auch

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