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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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forschend anschaute, stellte er fest, dass in ihrem Blick ein unendlicher Schmerz lag. Er fühlte sich schuldig. Er war verantwortlich dafür, dass es ihr so schlecht ging! Schon beim Frühstück hat sie kaum etwas heruntergebracht, dachte er schuldbewusst.
    „Am besten, ihr sucht einen Platz, an dem wir gemütlich essen können. Ich gehe mich solange waschen“, erklärte er leise. Vielleicht war es besser, wenn er Helena eine Weile allein ließ. Hoffentlich kehrte ihr Appetit dann zurück. Außerdem fand er es unerträglich, weiter in ihrer Nähe zu verweilen.
    Trübsinnig schlenderte er zur Pumpe hinaus, streifte Gehrock und Hemd ab und versteckte die Pistole unter der abgelegten Kleidung. Dann wusch er sich gründlich mit dem eisigen Wasser. Wenigstens konnte er so sein erhitztes Gemüt abkühlen! Anschließend zog er Hemd und Weste wieder an, steckte die Pistole in den Gehrock, nahm ihn in die Hand und ging zurück in den Stall.
    Seth und Helena erwarteten ihn bereits. Die beiden hatten auf Melkschemeln Platz genommen und aus einigen Brettern einen behelfsmäßigen Tisch errichtet. Zwei Öllampen tauchten den staubigen Stall in ein gemütliches Licht. Daniel legte den Gehrock mit der Waffe darin in einer Ecke ab und stellte dann fest, dass auch er keinen rechten Appetit hatte.
    Obwohl die Mahlzeit wirklich sehr appetitlich aussah und Seth ihnen auch noch frische Milch geholt hatte, sehnte sich Daniel lediglich nach einem Ale. Für sich selbst und für Helena. Anders würde sie wohl nie wieder auftauen.
    Weshalb verhielt sie sich ihm gegenüber nur dann ungezwungen, wenn sie halb betrunken war? Und warum bedeutete ihr sein Lebenswandel so viel?
    Nun ja, es geschah ihm nur recht, dass sie ihn jetzt so schlecht behandelte. Schließlich hatte er ihr verheimlicht, wer er wirklich war. Dabei hatte er doch vor vielen Jahren gelernt, dass es am besten war, zu seiner Vergangenheit zu stehen. In aller Regel hatten die Leute nämlich früher oder später stets herausgefunden, womit Daniel in seiner Jugend befasst gewesen war. Deshalb erzählte man es ihnen am besten von Anfang an. Doch Helena hatte er nur die halbe Wahrheit gesagt. Dennoch hatte er gehofft, es würde ihr nichts ausmachen, wenn sie es herausfand.
    Er hatte sich getäuscht. Auch während des Essens änderte sich ihr Verhalten nicht: Sie würdigte ihn keines Blickes, behandelte aber dafür den Jungen mit großer Freundlichkeit. Am liebsten hätte Daniel dem Burschen den Hals umgedreht, nur weil er jung und arglos war. Musste er denn mit ihnen zusammen essen? Hatte er nicht im Haus bleiben und sie in Ruhe lassen können?
    Nein! Seth hatte Helenas Einladung vorhin begeistert angenommen. Munter erkundigte er sich nun danach, wohin Daniel und Helena wollten und woher sie kamen. Als er hörte, dass sie aus der Hauptstadt angereist waren, wurde er ganz aufgeregt.
    „Oh, ich würde London so gern einmal sehen! “ rief er. Er wollte mehr über London in Erfahrung bringen, und Helena antwortete ihm geduldig, obwohl sie kaum mehr über die Stadt wusste als der Junge selbst. Doch ganz offensichtlich war sie glücklich, dass sie mit Daniel im Moment nicht allein sein musste, und dehnte deshalb das Gespräch so lange wie möglich aus.
    Auch Daniel hatte Angst davor, wieder mit Helena allein zu sein. Einmal ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er keine Ahnung hatte, wie er es ertragen sollte, mit ihr hier gemeinsam im Heu zu schlafen. Während Seth weiter auf Helena einredete, stand Daniel vom Tisch auf und schaute sich im Stall um. Am besten, sie nächtigte in einer der Boxen. Eine schien seit Jahren ungenutzt zu sein.
    Mit halbem Ohr hörte er der Unterhaltung der beiden zu, während er selbst auf den Boden stieg und Heu hinunterwarf. Danach legte er die Box damit aus. War es wirklich gut, Helena hier allein schlafen zu lassen? Was, wenn Wallace mit seinen Kumpanen hier nachts auftauchte?
    Es wäre besser, wenn er neben Helena in der Box schlief. Sie war zwar nicht sehr geräumig, würde aber für zwei Menschen reichen. Er warf eine Pferdedecke auf das Heu, damit sie es heute Nacht etwas bequemer hatten. Hoffentlich gelang es ihm, die Finger von Helena zu lassen - vor allem, weil sie ihn andernfalls zweifellos leichten Herzens erschießen würde.
    Helena und Seth aßen noch immer, als er sich wieder zu ihnen gesellte. Er selbst allerdings brachte keinen Bissen mehr hinunter. Es dauerte eine Weile, bis Seth auf Daniels zahlreiche kleinen Aufforderungen reagierte

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