Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
Vom Netzwerk:
musste.
    Sie ritten durch ein kleines Wäldchen. Die Blätter der Bäume verfärbten sich bereits in herbstlichem Rot. Dann erreichten Daniel und Helena weites Marschland, wo Grashüpfer zirpten und blau schimmernde Libellen ihre Kreise zogen. Der Pfad endete plötzlich vor einem kleinen Bauernhaus und einem dazugehörigen Stall. Vor der Tür des windschiefen Hauses zügelte Daniel die Stute, stieg ab und hob dann Helena aus dem Sattel. Obwohl die Beine sie schmerzten, konnte sie glücklicherweise dennoch stehen.
    Trotzdem hielt er weiter fürsorglich ihre Taille umschlungen und betrachtete sie voller Sehnsucht, so dass ihr das Blut schneller durch die Adern rauschte.
    Guter Gott, sie hatte wohl den Verstand verloren! Er musste sie nur berühren, und sie vergaß alles, was sie heute über ihn erfahren hatte. Sie konnte an nichts anderes mehr denken als an gestern: wie er auf ihr gelegen und sie geküsst hatte und ...
    Eilig machte sie sich von ihm los und griff nach dem Stock. Dann ging sie einige Schritte auf das winzige Haus zu. „Was wollen wir hier?“
    Er stellte sich neben sie. „Hätten wir unseren Weg auf der Landstraße fortgesetzt, wären wir bald auf Wallace’ Männer getroffen. Zweifellos hätten sie sein Pferd erkannt und gewusst, was passiert ist. Deshalb sollten wir uns eine Weile verstecken. Außerdem müssen wir uns dringend nach einem Wagen umsehen, in dem wir dann weiterfahren können.“
    „Aber wenn sie Wallace finden, überredet er sie möglicherweise, doch Crouch zu verständigen. “
    „Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Seine Kumpane scheinen nicht genauso dumm zu sein wie er. Außerdem habe ich alles in meiner Macht Stehende getan, um ihm richtig Angst einzujagen.“ Er seufzte. „Wir haben keine andere Wahl, meine Liebe. Wenigstens heute Nacht müssen wir hier bleiben, dann können wir morgen unbehelligt weiterfahren. Wenn wir noch heute durch Sedlescombe ritten, würde uns bestimmt einer der Männer erkennen. Und der einzige Weg nach Hastings führt leider durch Sedlescombe.“
    Unsicher schaute sie sich um. Das Haus war sehr klein. Der Stall wirkte uralt. Es konnten kaum mehr als ein paar Pferde hineinpassen. In einem Pferch neben dem Haus wälzten sich vier Schweine im Matsch, während einige Kühe in einiger Entfernung grasten. Alles in allem machte die Farm einen äußerst ärmlichen Eindruck.
    „Und ausgerechnet hier sollen wir uns verstecken? Kennst du den Eigentümer?“
    „Nein, ich bin bei der Abzweigung meinem Gefühl gefolgt.“ Er musterte das Haus. „Aber die Farmer hier in der Gegend sind ein freundliches Völkchen. Besonders, wenn man ihnen mit einigen Silbermünzen entgegenkommt. Die guten Leute werden bestimmt nichts dagegen einzuwenden haben, uns im Stall schlafen zu lassen - und das bringt uns für diese Nacht von der Straße nach Hastings weg.“ Sie folgte ihm zur Tür, und er klopfte laut an. Niemand antwortete. Er versuchte es noch einmal. Wieder nichts. Endlich drückte er die Klinke herunter. Gerade als die Tür aufsprang, ertönte hinter ihnen eine jungenhafte Stimme. „Weg von der Tür, Mister, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.“

14. KAPITEL
    Nette Leute, die Farmer hier in der Gegend, dachte Daniel, als er sich umwandte.
    Dann aber sah er, wer ihn da so rüde ansprach, und war unendlich erleichtert. Vor ihm stand ein junger Bursche, der vielleicht gerade einmal fünfzehn Jahre alt sein mochte. Er trug schmutzige, grob gewebte Arbeitskleidung, und eine vorwitzige rotbraune Locke fiel ihm über die mit Sommersprossen übersäte Stirn und vor die blauen Augen, aus denen er misstrauisch die beiden Eindringlinge musterte. Er bedrohte sie mit einer Mistgabel, das Zittern seiner Hände allerdings verriet, dass er nicht so mutig war, wie er tat.
    „Wir wollen dir nichts Böses, Junge.“ Daniel machte einen Schritt auf ihn zu. „Leg das Ding zur Seite und ..."
    „Bleiben Sie, wo Sie sind!“ Der Bursche schwang drohend die Mistgabel. „Und ich bin kein Junge! Wenn’s drauf ankommt, bin ich Manns genug, Ihnen hiermit das Herz zu durchbohren!“
    Mühsam verkniff Daniel sich ein Lachen. Was das Bürschchen wohl sagen würde, wenn es wüsste, dass Daniel eine Waffe bei sich trug? „Das glaub ich wohl, aber ich frage mich trotzdem, welchen Grund du dafür hättest. Wir haben dir nichts getan.“
    „Sie wollten ins Haus einbrechen!“
    „Mein Gemahl wollte nur nachsehen, ob jemand daheim ist“, erklärte Helena. „Weil niemand auf unser mehrmaliges

Weitere Kostenlose Bücher