Die heimliche Gemahlin
freundlicherweise mit“, bat sie sarkastisch.
Zornig schleuderte er den Striegel in eine Ecke. „Zur Hölle, Helena, ich konnte dir nicht von Crouch und mir erzählen.“
Sie hielt seinem wütenden Blick stand. „Oh? Und warum nicht? Damit ich mir keine unnötigen Gedanken mache?“ „Genau deshalb“, erwiderte er barsch. „Welchen Unterschied hätte es denn gemacht? Ich hatte dir doch schon versprochen, deine Schwester zu retten.“
„Dann hättest du mir doch alles beichten können, wenn du es für derart unwichtig hieltst.“
„Ich habe befürchtet, dass du dich dann genauso verhalten würdest, wie du es jetzt tust. Du denkst das Schlimmste von mir und stellst mich mit den Entführern auf eine Stufe.“
Mit weit geöffneten Augen guckte sie ihn an. „Das stimmt nicht!“
„Ich habe doch deinen Blick bemerkt, als Wallace alles ausplauderte. Du sahst aus, als ob ich dich betrogen hätte. Solange du glaubtest, ich hätte als Kind nur ein paar kleinere Arbeiten für eine Schmugglerbande erledigt, war alles in Ordnung. Da hattest du nichts dagegen, dass ich dich anfasse.“
„Du verstehst mich fal...“
„Aber dass ich Crouchs rechte Hand war und einmal genauso ein Verbrecher wie Wallace und seine Kumpane, ändert die Sache offenbar. Jetzt hör mir einmal gut zu, Mädchen: Ich bin noch immer derselbe Mann, der dich gestern Nacht geküsst hat und dem du vertrautest. Und falls du glaubst, nur weil du jetzt ...“
Er verstummte, als er hörte, wie die Tür des Farmhauses geräuschvoll geöffnet wurde. Der Junge wollte ihnen jetzt bestimmt das Essen bringen.
Daniel senkte die Stimme. „Wir sprechen später darüber, hast du mich verstanden? In der Zwischenzeit kannst du dir ja überlegen, was du eigentlich von mir erwartest. Ob es dir nämlich gefällt oder nicht, wir werden noch eine ganze Weile beisammen sein müssen, und ich verspüre keinerlei Neigung, die nächsten Tage in der Rolle deines Prügelknaben zu verbringen.“
In ihren Augen lag nach dieser Ansprache so viel Schmerz, dass er die harschen Worte sofort bereute. Voller Selbsthass wandte er sich um und führte das Pferd in eine Box. Grundgütiger, er hätte das alles nie sagen dürfen. Aber wenn sie ihn so anguckte, als wäre er der Teufel persönlich, verlor er fast den Verstand. Am liebsten wäre er in lautes Gebrüll ausgebrochen und hätte den ganzen Stall in Schutt und Asche gelegt.
Gestern Nacht hatte sie ihn ganz anders angeschaut. Sie hatte es kaum erwarten können, mit ihm im Bett zu liegen. Und daran war nicht allein der Alkohol schuld gewesen! Am Nachmittag im Gig hatte er sich davon endgültig überzeugen dürfen. Doch jetzt wollte sie das alles einfach wegwischen - wegen Dingen, die vor vielen Jahren geschehen waren.
Er wollte sich umdrehen, zu ihr laufen, sie in die Arme nehmen und sie an die letzte Nacht erinnern - die Sehnsucht, die Leidenschaft, die Seligkeit. Sie musste doch verstehen, dass das, was er in seiner Jugend getan hatte, nichts zwischen ihnen änderte.
Doch die Schritte des Jungen waren bereits vor dem Stalleingang zu vernehmen. Daniel strengte sich an, um ein gleichmütiges Gesicht zu machen, schloss die Tür der Box und gesellte sich wieder zu Helena, die noch immer schweigend und schockiert am selben Fleck stand. Er wagte nicht, sie anzusehen. Die Verachtung in ihren Augen hätte ihm sonst das Herz gebrochen.
Doch auch sie schien tief erschüttert zu sein. „Wir wissen deine Güte wirklich zu schätzen“, dankte sie Seth mit zitternder Stimme, als der hereinkam.
„Meine Mutter hat sogar einen Kuchen gebacken“, meinte der Junge eifrig. „Wenn Sie das hier aufgegessen haben, bringe ich Ihnen welchen.“
„Nein, nein, der Kuchen ist für dich“, widersprach sie sanft. „Den isst du allein.“
Obwohl ihr Lächeln aufgesetzt wirkte, erregte es trotzdem Daniels Zorn. Wie liebenswürdig sie zu so einem kleinen Bengel sein konnte! „Ich nehme gern ein Stück“, widersprach er. „Dafür habe ich schließlich auch teuer bezahlt.“ Er ging zu Seth hinüber und musterte das Tablett. „Obwohl du wirklich an nichts gespart hast, das muss ich dir lassen.“
„Mama macht sehr leckere Butter, und ihr Brot ist auch wunderbar“, prahlte Seth. „Und ich habe auch noch ein wenig eingelegtes Gemüse und Schinken mitgebracht. Ach ja, und gekochte Kartoffeln.“
„Klingt köstlich“, flüsterte Helena. „Allerdings muss ich gestehen, dass ich im Moment nicht sehr hungrig bin.“
Als Daniel sie
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