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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Zeitpunkt ja selbst noch nicht.
    »Aber wie war dies möglich? Gezwungen, von wem? Und wie?«
    Ich hätte nichts sagen sollen.
    »Deine Großmutter war Papst Sergius zu großem Dank verpflichtet.«
    »Warum?«
    Ich überlegte eine Weile, was ich erzählen konnte, was ich verschweigen mußte. Schließlich entschied ich mich, Alberico in groben Zügen zu berichten, was damals nach meiner Kenntnis geschehen war. Ich weiß nicht, ob er alles verstand – aber irgendwann muß ein Junge erwachsen werden. Alberico würde sich in den kommenden Jahren im Kampf gegen Papst Johannes und Pietro bewähren müssen – er mußte nun seinen eigenen Weg finden.
    »Mein Vater war der Betrogene, von Anfang an«, sagte er nach einer langen Schweigepause. Ich hörte, wie seine Stimme zitterte. »Die Frauen führten ihn an der Nase herum, machten ihn lächerlich, zerstörten seine Ehre. Dabei habe ich ihn so geliebt und verehrt.«
    »Aber du kannst ihn weiterhin lieben und verehren.«
    »Er hat sich nicht gewehrt.«
    »Er wußte es ja nicht.«
    »Zum Schluß wußte er es.«
    »Er hat deine Mutter geliebt, euch alle, vor allem dich. Er war ganz besonders stolz auf seinen starken Sohn, der ihm so ähnelte.«
    Ich hörte, wie Alberico leise vor sich hin weinte. Nun ließ er endlich zu, daß ich meine Hand tröstend auf seinen Arm legte.
    »Ich will nie so werden wie mein Vater«, sagte er schniefend und schneuzte sich.
    »Aber Alberico! Du hast all die guten Eigenschaften deines Vaters!«
    »Ich will mich nie so betrügen und verraten lassen. Und alles hinnehmen. Nie!«
    »Das brauchst du auch nicht.« Ich klang, glaube ich, wenig überzeugend.
    »Ich hätte Mama getötet.«
    »Nein, Alberico, das hättest du nicht!«
    55
    In den Tagen nach der Beisetzungsfeier für Markgraf Alberich herrschte in Rom gespannte Ruhe. Aus dem Lateran hörte man eine Weile nichts, dann wurde lapidar verkündet, der Heilige Vater Johannes X. habe seinen Bruder, den superista, arcarius und saccellanus Pietro, kommissarisch zum Herrscher von Spoleto ernannt. Wie uns berichtet wurde, sei bald darauf Pietro in Rüstung, zugleich in einem purpurnen Übermantel an der Spitze einer Schar von Milizionären nach Norden aufgebrochen und habe sich in Horta niedergelassen.
    Marozia blieb nicht untätig. Sie sprach nicht mehr über ihre Gefühle, nicht einmal vor mir. Sie hatte bereits am Tag nach dem Streit mit Papst Johannes einen Boten zu Wido geschickt und ihn gebeten, unverzüglich nach Rom zu eilen, nicht ohne Wehr, denn die Zeiten würden unsicher. Außerdem schickte sie, kaum hatte sie von Pietros Ernennung erfahren, eine Protestbotschaft zu Papst Johannes und betonte mit allem Nachdruck den unverzichtbaren Anspruch ihrer Familie auf die Markgrafschaft Spoleto.
    Bald darauf erschien Wido. Marozia fiel ihm um den Hals und zog sich mit ihm in ihre Gemächer zurück. Erst am späten Vormittag des nächsten Tages sah ich beide wieder, nicht ohne Spuren ihrer intensiven Wiedersehensfeier.
    Ich hatte lange im nächtlichen Park gesessen, allein. Ich rief mir die Worte meines Lehrers Euthymides ins Gedächtnis und reichte dem fernen Erinnerungsschatten meines Sohnes die Hand. Lange dachte ich über die verschlungenen Schicksalswege nach und begriff, daß ich bei allem, was in naher Zukunft geschehen würde, kaum eine Rolle mehr spielen, lediglich zuschauen durfte.
    Marozia schien sich nicht darum zu kümmern, daß sie noch nicht hergerichtet worden war; nicht einmal die Anwesenheit ihrer Söhne störte sie. Sie lächelte in trunkenem Glück; auch Wido, der Schöne, lächelte. In ein paar Wochen wollten sie heiraten, erklärte sie, eher bescheiden, wie es sich für eine trauernde Witwe gezieme, und natürlich wisse sie, daß es so kurz nach Alberichs Tod noch zu früh sei, doch die bedrohlichen Zeiten duldeten keinen Aufschub. »Wido und seine Männer wurden nicht in Horta eingelassen, als sie um Unterkunft und Verpflegung baten, auf ausdrücklichen Befehl Pietros. Der kommissarische Markgraf« – sie sprach die Worte voller Verachtung und Hohn aus – »schlägt bezeichnenderweise sein Lager nicht im fernen Spoleto auf, sondern in Romnähe. Es strömen ihm beschäftigungslose Söldner zu, zudem sammelt er unfreie Kolonen, sogar geflohene Sklaven um sich, unsere Leute, die bei der Feldarbeit fehlen …«
    »Liebling«, unterbrach sie Wido, »Tuszien wird ihn auslöschen, bevor er zur Gefahr werden kann.«
    Marozia gab ihrem zukünftigen Gemahl einen Kuß auf die Wange

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