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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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beiseite zu schieben.
    »Warum gleich eine Heirat?« fragte ich sie.
    »Ich muß Kaiserin sein, um die Fürsten Italiens zusammenführen zu können. Dazu brauche ich etwas Festes in der Hand.«
    »Bist du sicher, daß Hugos Schwanz wirklich fest ist?« fragte Alberico sie in höhnischem Ton. Giovanni kicherte nervös über diese Bemerkung.
    Marozia schoß auf Alberico zu und gab ihm eine so heftige Ohrfeige, daß sein Kopf herumgeschleudert wurde.
    Sofort warf ich mich zwischen beide, um weitere Handgreiflichkeiten zu unterbinden. »Bitte!« rief ich. »Mutter und Sohn!«
    »Du Schwein!« zischte Marozia ihm zu.
    »Du Schlampe!« Alberico trotzte ihr noch immer.
    »Schluß jetzt!« Diesmal war ich lauter geworden, und tatsächlich rissen sich die beiden zusammen.
    »Es gibt ein Argument, das gegen die Heirat spricht«, erklärte ich, wieder ruhiger, »sogar ein Verbot: Hugo ist Widos Bruder, und somit ist nach kanonischem Recht eine Heirat Inzest und nicht erlaubt.«
    Alberico heulte in höhnischem Triumph auf.
    »Aglaia hat recht«, sagte Giovanni schüchtern.
    »Das laßt mal unsere Sorge sein.« Marozia reckte sich und rauschte aus dem Raum.
    Eine Weile wurde nicht mehr über Marozias Plan gesprochen. Ohne ein weiteres Wort mit seiner Mutter auszutauschen, hatte Alberico im Zorn den Palast auf dem Aventin verlassen, um mit den Veteranen und Adelskumpanen auf Eber- und Wolfsjagd zu gehen. Papst Johannes XI., unser Giovanni, war dabei, auf Marozias Geheiß die wichtigsten Pfründe der Kurie neu zu besetzen, insbesondere das Amt des arcarius und saccellarius unserem Crescentius zu übertragen, damit ein sinnvoller Abgleich zwischen den Schätzen der Kirche und den Schätzen unseres Hauses stattfinden könne. Der abwesende Alberico wurde als superista bestätigt, durfte sich Senator nennen und zudem magister militum. Daß Marozia ihm nicht endlich offiziell die Markgrafschaft Spoleto übertragen ließ, kann ich nur auf Hugos beginnenden Einfluß zurückführen. Ich sprach sie damals mehrfach darauf an, wies sie auf die Kränkung ihres Sohnes hin, doch sie blieb störrisch. »Er kommt schon noch zu seinem Titel«, wies sie mich ab. »Aber ich muß zuvor mit König Hugo besprechen, wie er sich die Machtverteilung denkt. Alberico bleibt auf jeden Fall seine wichtige Rolle in Rom.«
    Im Herbst 932 reiste Marozia nach Lucca, begleitet von einer rasch zusammengestellten Leibwache, die ein von Hugo geschickter Hauptmann befehligte. Ohne daß ich darüber begeistert war, sollte ich als ihre oberste Beraterin dabeisein. Lucca verband ich mit Martinus, mit der vergebenen Chance des Glücks – Marozia jedoch befand, daß ich gerade wegen des Andenkens an den so tragisch verlorenen Freund mitreisen müsse.
    Am tuszischen Hof wollte sie sich mit dem König zum ersten Mal treffen, und zugleich plante man, das Verhältnis zum Halbbruder und ehemaligen Schwager Lambert zu ›klären‹. Hinter meinem Rücken mußte Marozia weitere Botschaften mit König Hugo ausgetauscht haben. Wieweit das, was sich in Lucca abspielen sollte, bereits vorgeplant war, kann ich bis heute nicht sagen.
    Wir erreichten Lucca vor König Hugo und wurden von Lambert kühl, aber höflich empfangen. In einem ersten Gespräch mit Marozia stellte er sein Bedürfnis nach Frieden und Wohlstand heraus, nach Einigkeit und Klärung der Interessensphären. Auch betonte er die Notwendigkeit gegenseitiger Hilfe bei zukünftigen Einfällen der Ungarn und Sarazenen. Daß seine ehemalige Schwägerin ihr neues Glück allerdings mit seinem Halbbruder Hugo zu finden beabsichtige, wundere ihn, denn beiden müßte das Inzestverbot der Kirche und damit die Unmöglichkeit einer Ehe bekannt sein.
    Marozia erklärte Lamberts Ziele als die ihren. Zum Inzestverbot äußerte sie sich nicht.
    Bald darauf erschien König Hugo vor den Toren Luccas, zur großen Verwunderung des brüderlichen Markgrafen mit einer hochgerüsteten Truppe. Die Hundertschaft seiner Leibwache zog mit ihm in die Stadt und in den Palast, in dem es so eng wurde, daß sie lärmend im großen Hof ihre Zelte aufschlug; die restliche Streitmacht lagerte vor Luccas Toren.
    Die Begrüßung der beiden Brüder fiel frostig aus. Lambert konnte nur schwer seine tiefgründige Abneigung dem Provencalen gegenüber verbergen. Marozia dagegen, vollendet geschminkt, lächelte in unwiderstehlichem Liebreiz. Sie hatte zugenommen, so daß sie nun wieder jünger und weiblicher wirkte. Ja, sie hatte sich sogar so gegürtet, daß ihre

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