Die heimliche Päpstin
in meiner Hauptstadt, in meinem Land, du provencalischer Skorpion? Du erklärst meinen Vater zum Dummkopf, verleumdest unsere Mutter und beleidigst mich? Dafür müßtest du auf der Stelle sterben.«
Im Gegensatz zu Lambert, der keine Waffe trug, zückte Hugo ohne zu zögern einen versteckten Langdolch. »Ein Ruf von mir, und meine Leibwachen im Hof räumen deine Leute beiseite und hacken dich in Stücke. Und mein Heer vor der Stadt läßt keinen Stein von deinem Lucca mehr auf dem anderen. Ich habe deine unbesonnene Reaktion in Rechnung gestellt, lieber Beinahe-Bruder. Reg dich nicht weiter auf, dein Vater war durchaus ein geiler Esel, doch deine Mutter leider nicht mehr mit Fruchtbarkeit gesegnet, das soll vorkommen; dafür hatte sie ein weites Herz, das muß man anerkennen, nahm sogar Sklavenkinder als eigene an. Daraus folgt allerdings, daß du weder der legitime Erbe deines Vaters noch der legitime Herrscher Tusziens bist.«
Er fand seine Aussage, nach dem dröhnenden Lachen und dem triumphierenden Blitzen seiner Augen zu schließen, witzig und gelungen, beobachtete jedoch zugleich Lambert scharf aus seinen Augenwinkeln. In seiner tollkühnen Frechheit wagte er einen hohen Einsatz.
Lambert, sprachlos, rang nach Luft.
Nun griff, als hätte sie sich mit Hugo abgesprochen, Marozia ein. Versöhnlich flötete sie: »Es geht doch nur um das kanonische Recht, liebster ehemaliger Schwager, und um die Wahrheit, die einmal ausgesprochen werden muß. Darüber hinaus wollen wir dauerhaften Frieden mit dir; niemand plant, dir die Herrschaft über Tuszien streitig zu machen, wir wünschen gute Nachbarschaft, florierenden Handel.«
»Aus diesem Grunde verschenkst du auch tuszische Domänen an deine römischen Handlanger?« stieß Lambert stockend aus. Er hatte sich ablenken lassen.
»Es ist das Recht der heiligen Mutter Kirche, Güter aus dem Patrimonium Petri an ihre Würdenträger zu vergeben …«
»Sie stehen auf tuszischem Gebiet …«
»Außerdem mußt du dich mit deiner Beschwerde an den Heiligen Vater wenden, er ist dafür zuständig.«
Lambert lachte gepreßt, aber langsam fing er sich wieder, und seine Wut über Hugos geplante Überrumpelung steigerte sich. Er schaute aus dem Fenster auf den Hof, in dem Hugos Männer waffenstarrend lagerten. Vermutlich begriff er jetzt, daß er sich leichtgläubig und strohdumm verhalten hatte. Zitternd wandte er sich wieder dem König zu, der in eisiger Ruhe abwartete. »Du hast die Ehre meines Vater und meiner Mutter beleidigt, Hugo von Arles, und meine dazu. Wir werden diesen Fall vor ein Gottesgericht bringen. Ich fordere dich heraus: Noch heute nachmittag soll das Schwert entscheiden, ob du mein Halbbruder bist oder nicht.«
Hugos Ruhe wirkte nun ein wenig verkrampfter. »Am Ende dieser Entscheidung wirst du weder mein Bruder noch der Markgraf von Tuszien sein, Bastard, sondern tot. Überlege dir gut, was du verlangst.«
»Sieh doch«, mischte sich Marozia erneut abwiegelnd in den Streit, »es geht letztlich nur darum, wie wir das kanonische Recht umgehen. Deine Eltern sind längst bei den Engeln, können also nicht mehr beleidigt werden, und besonders enge brüderliche Bande haben dich und Hugo nie verbunden.«
»Du bist eine unglaubliche Schlange!« zischte Lambert ihr zu. »Ich habe Wido immer davon abgeraten, dich zu heiraten. Aber er ließ sich von deinen Hexenkünsten einfangen. Ohne dich würde er noch leben.«
»Paß auf, was du sagst«, fuhr ihn Hugo an, »sonst steche ich dich in deinem eigenen Palast ab.«
»Das wollen wir sehen.« Lambert griff nach einem Hocker und rief: »Wache!«
Einige seiner Leibwächter kamen hereingestürzt, aber man hörte auch Rufe und Klirren vom Hof herauf, dann sogar sich kreuzende Klingen und Rangeleien.
Hugo hob abwehrend die Hand: »Also gut, Lambert, heute nachmittag stellt ein Schwertkampf vor versammelter Mannschaft und dem unbestechlichen Richter im Himmel fest, wer recht hat.«
»Die Bischöfe von Lucca und Pisa werden anwesend sein und dem Heiligen Vater von dem Gottesurteil berichten.«
63
Die Sonne stand bereits tief hinter den Mauern des Palasts, als König Hugo und Markgraf Lambert einander gegenübertraten, als einzige Waffe das Schwert in der Hand, ohne Schild, Helm, Brustpanzer und sonstigen Schutz. Hinter den beiden Kontrahenten drängten sich ihre Männer: Auf der einen Seite Hugos Hundertschaft, auf der anderen die Palastwache, verstärkt durch Milizen aus der Stadt.
Für den Kampf war ein Viereck
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