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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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vielversprechenden Formen zur Geltung kamen. Zudem glänzten Goldgehänge, verziert mit Perlen und Edelsteinen, unter den Ohren und auf der Brust, an den Handgelenken klirrten Armbänder, und um die Augen zogen sich schwarze Linien bis über die Schläfen. Schwer wogten süße Düfte; die Haare, allein von einem durchsichtigen Netz überzogen, fielen in Wellen bis auf die Schultern.
    Hugo, ein gut fünfzigjähriger, untersetzter Mann mit gelichtetem Haupthaar, buschigen Augenbrauen und großen Ohren, war offensichtlich hingerissen. Er kniete vor ihr, küßte Ring und Hand, und konnte anschließend seinen Blick nicht von ihr abwenden. »So schöne Frauen gibt es in der Provence nicht«, rief er, »obwohl unsere Frauen die schönsten von Burgund und Aquitanien sein sollen, von den austrischen und fränkischen mit ihren Strohhaaren, Sommersprossen und Stupsnasen will ich nicht reden. Hab' ich recht, Lambert, eine solche Frau ist das Geschenk des Himmels?«
    Lambert bestätigte seine Worte säuerlich.
    Marozia lächelte wie Helena.
    Am Abend gab es Wildschweinbraten mit fetten Saucen und wohlschmeckendem Wein. Hugo sprach viel und laut, noch immer über die Schönheit der Frauen. Die lombardischen, so lernten wir, ähnelten den fränkischen, seien aber ansehnlicher und ›griffiger‹: »Blonde Flechten, breite und fruchtbare Hüften und freche Münder.« Die alemannischen Frauen seien dagegen kurzbeinig und ähnelten Schafen. Den Frauen aus Friaul stünde der Mund nicht still, ihnen müßte man immer mal den Hintern versohlen. Am schlimmsten seien aber die Weiber aus Ungarn. »Die reinsten Hündinnengesichter, Ziegeneuter statt Brüste und Ärsche wie Gäule; zudem stinken sie nach Pferdeäpfeln und ranzigem Fett. Wir konnten bei der Abwehr ihrer Beutezüge mal einen ungarischen Troß überfallen und die Frauen mitsamt ihren zahllosen Kindern entführen: Niemand wollte sie anrühren, nicht einmal als Sklavinnen brachten sie viel!«
    Als keiner von uns so recht auf sein Gesprächsthema eingehen wollte, fühlte Hugo sich bemüßigt, weiterhin seine profunden Kenntnisse des weiblichen Geschlechts auszuführen. Die Tuszierinnen seien schwer auf einen Nenner zu bringen, viele hätten allerdings weingerötete Gesichter. Die Krone der Schöpfung seien zweifelsohne, wie er jetzt wisse, die Römerinnen, »sinnlich wie Kleopatra, klug ebenfalls wie Kleopatra, nein, wie Theodora, die Byzantinerin, und rein wie die Jungfrau Maria.«
    Er lachte über seine Worte und nahm einen großen Schluck Wein.
    Nachts wäre er am liebsten zu Marozia ins Bett gestiegen, doch sie wies ihn auf die Reinheit der von ihm bereits zitierten Jungfrau Maria hin, nach der sie bekanntlich genannt worden sei, was zu erneutem Gelächter Anlaß gab. Der Hinweis auf die Hochzeitsnacht erntete ein »So lange kann ein Hengst wie ich nicht warten!«
    Am nächsten Morgen sollten die Gespräche über die Heiratsabmachungen beginnen und über die Rolle Tusziens bei der Einheit Italiens. König Hugo betonte, bewußt hätten sie Lucca als Ort ihrer Gespräche und Lambert als neutralen Zeugen und etwaigen Vermittler gewählt.
    Lambert verhielt sich weiterhin frostig. Er frage sie erneut, wie sein Halbbruder und seine ehemalige Schwägerin heiraten wollten, wo sie doch die Genehmigung des Heiligen Stuhls nicht erhalten könnten.
    »Papperlapapp«, rief Hugo, und Marozia wies darauf hin, daß der augenblickliche Papst Johannes XI. ihr Sohn sei.
    »Das ändert noch lange nicht die kanonischen Gesetze.«
    »Außerdem bist du gar nicht mein Bruder«, brach es unerwartet, jedoch kaum spontan aus König Hugo.
    Lambert zog verächtlich die Brauen hoch: »Du hast recht, ich bin wie Wido dein Halbbruder. Wir haben dieselbe Mutter.«
    »Du bist nicht einmal mein Halbbruder.«
    Lambert starrte Hugo mit offenem Mund an; ich war ebenfalls erstaunt, warf sofort einen Blick auf Marozia, die eine solche Wendung bereits erwartet hatte.
    »Ich bin nicht dein Halbbruder? Wir haben keine gemeinsame Mutter?«
    »Nein.« Hugo genoß die hilflose Verwunderung seines Bruders.
    Ich hörte nur zu und beobachtete die drei.
    »Ich gehe davon aus, daß es dir meine liebe Frau Mutter nicht auf die Nase gebunden hat: Aber sie war nicht nur eine illegitime Tochter des Königs von Lotharingien, ihre tuszischen Söhne sind ebenfalls illegitim, von einer Sklavin geboren, von meiner Mutter als eigene ausgegeben und eurem Vater untergeschoben.«
    Lambert sprang auf. »Und das sagst du mir in meinem Palast,

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