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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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versteinert – und sah in der Ausweitung meiner Herrschaft, in der Einigung Italiens, in der Rolle einer guten Kaiserin den einzigen Ausweg, mich noch zu retten. Verstehst du mich?« Sie sah mir flehend in die Augen.
    Ich wich ihrem Blick aus.
    »An der Seite Hugos hättest du kaum eine gute Kaiserin werden können. Warum mußtest du so hochgreifen? Und nach dem falschen Mann? Hatte dich Wido nicht vor Hugo gewarnt? Warum genügte dir Rom nicht? Du herrschtest doch über Stadt und Kirche. Du hattest deine Kinder – vier überlebten, ein Glück, das nicht jeder Mutter beschieden ist: Giovanni durfte Papst werden, welche Chance! Alberico wäre als Markgraf zufrieden gewesen, Konstantin ist ein Vorbild apostolischer Frömmigkeit. Und Berta? Sie wäre Kaiserin von Byzanz geworden. All das hast du geopfert – für einen vagen Traum der eigenen Größe. Und dabei hast du auch deine Kinder geopfert.« Ich unterbrach mich, weil ich sie nicht weiterhin quälen wollte.
    Sie starrte an mir vorbei.
    »Ich weiß, ich habe sie geopfert. Mich trieb mein Ehrgeiz. Und meine Gefühle habe ich weder verstanden noch beherrscht … Vielleicht kann Alberico gutmachen, was mir nicht gelang, gerade er …«
    Während sie ihre Augen schloß und zugleich nach ihrem Herzen griff, überfiel mich eine tiefe Scham über meine erbarmungslosen Vorwürfe.
    Manche Verhaltensweisen im Leben kann man nicht erklären. Andere sind nicht zu entschuldigen. Auch Beten und Büßen nützen nichts. Man kann nur auf Gnade hoffen.
    Nach einigen Wochen – wir spazierten abends unter Aufsicht durch den Garten, betrachteten die blühenden Pflanzen, beobachteten die Vögel – erhielten wir unseren ersten Besuch: Princeps Alberich in Begleitung des Heiligen Vaters und der Novizin Berta. Alle drei in offizieller Gewandung und unter Begleitung mehrerer Prälaten und Senatoren sowie der Äbtissin von Sancta Caecilia in Trastevere . Sie näherten sich uns, als seien sie zufällig auf einem Sonntagsspaziergang durch die vatikanischen Gärten. Ich las soeben in Boethius' Trost der Philosophie, während Marozia vor sich hin träumte. Alberico wies seine Begleitmannschaft an, an einem schattigen Platz auf ihn und seine Geschwister zu warten, und kam mit ihnen zu uns. Anastasius eilte wie aus dem Nichts herbei, bemühte sich trotz seines Alters um ein paar Bücklinge, wurde gleichwohl ebenfalls von Alberico weggeschickt.
    Marozia hatte ihre drei Kinder entdeckt und wurde blaß. Ja, ihre Augen flackerten in Panik, doch dann riß sie sich zusammen, lehnte sich zurück und schaute ihnen ernst entgegen.
    »Welch schöner Ruhesitz für eine verdiente Papstmutter! So nah an Sitz und Grab des heiligen Petrus!« rief Alberico aus.
    Der Hohn war nicht böse gemeint, ich sah es. Vermutlich nur aus Unsicherheit geboren. Seit seinen Besuchen im Kerker hatten Alberico und seine Mutter sich nicht mehr gesehen, und keiner von ihnen wußte sich ungezwungen zu verhalten. Marozia deutete ein Nicken an, ließ ihren Blick von einem zum anderen wandern.
    Giovanni hielt ihr einen Augenblick seine Ringhand entgegen – vermutlich, weil er es gewohnt war –, zog sie jedoch unverzüglich wieder zurück, nachdem Marozia keine Anstalten machte, sie zu küssen.
    Bertas Mundwinkel zuckten. Obwohl Kopf und Körper umhüllt waren, wirkte sie noch spitzer, als ich sie in Erinnerung hatte, mit fiebrigen, unsteten Augen. O Kind, dachte ich, du wirst nicht alt werden. Was hätte dir der weiße Marmor des gynaikeions leuchten können … Aber es gibt Menschen, die werden vom Schicksal zur Seite getreten, verstummen, ohne wenigstens einmal vernehmlich und unvergeßlich aufzuschreien, sie sinken ins Grab, ohne Spuren zu hinterlassen, und sind bald vergessen.
    Die drei Kinder wußten nicht, was sie tun, was sie sagen sollten. Hilflos startete Alberico einen zweiten Versuch: »Und wie geht es der verehrten Frau Mama?«
    Sie flüsterte nur: »Alberico, laß das alberne Getue.«
    Ich holte aus dem Innern unseres Häuschens drei Hocker und forderte die Kinder auf, sich zu setzen. Giovanni ordnete umständlich seine langwallende Dalmatika mit all den Bändern und Schleifen, Alberico brauchte eine Weile, bis sein edelsteinverziertes Schwert ihn beim Sitzen nicht mehr behinderte. Auch Berta setzte sich, stand dann jedoch wieder auf und schob ihren Hocker neben mich, als suche sie wie ein Küken Schutz bei der alten Henne.
    »Mit der Heirat hat es leider nicht geklappt«, sagte Alberico mit einem Blick auf

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