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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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päpstlichen Thron als die meisten seiner Vorgänger. Sein Schicksal wurde, ganz anders, als irgendeiner von uns erwartet hatte, auch zu unserem Schicksal.
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    Vorerst bescherte mir das Schicksal eine andere Überraschung: Ein Bote von Aaron dem Juden überbrachte mir ein kleines Päckchen sowie einen Brief, dessen Siegel mir unbekannt war. Als ich es erbrach und die ersten Buchstabenschnörkel erkannte, sank mein Herz in eine Tiefe, die mir fast das Bewußtsein raubte: Es war Martinus' Schrift.
    Lange Zeit trug ich diesen Brief stets bei mir. Er kündigte den Besuch des Mannes an, der sich lange um mich bemüht hatte, den ich in einem Akt spontaner Verzweiflung gehen ließ, obwohl er mir und meinem Sohn eine Zukunft in meiner Heimat Konstantinopel ermöglichen wollte. Zugleich berichtete der Brief von Martinus' in namenloser Trauer erfolgten Flucht nach Lucca, den Geschäften mit byzantinischen Händlern im Auftrag seines Onkels, einer abenteuerlichen Reise ins byzantinische Reich, die ihn schließlich nach Konstantinopel selbst geführt hatte. Er schilderte in Worten liebevoller Bewunderung die Stadt und ihre Bewohner, selbst für die Beamten des Kaisers und ihren höchsten Repräsentanten, den Eparchen, zeigte er wohlwollendes Verständnis.
    Elfenbeinschnitzereien und Purpurseide habe er, Martinus, mit der Erlaubnis des kaiserlichen Hofes erwerben dürfen, um sie im italischen Norden und in Rom weiterzuverkaufen. Die Purpurseide sei für die Kardinäle und überhaupt für den vatikanischen Hof gedacht, das Elfenbein für Menschen wie sie, welche die von göttlichem Geist inspirierten und unglaublich kunstvollen Werke der byzantinischen Schnitzer zu schätzen wüßten. »Und ich habe, meine kluge und verehrte Aglaia, ein besonders schönes, ja, liebliches Stück als Geschenk für dich ausgesucht, auf dem eine gütige Gottesmutter das zarte Jesuskind auf dem Arm hält. In unauslöschlicher Liebe und Verehrung sitzt Joseph an ihrer Seite, über ihnen schweben die Engel des Herrn, und hinter ihnen lächeln Ochs und Esel. Öffne das Päckchen, und du wirst sehen, wovon ich spreche.«
    Weil ich die Tränen der Freude nicht mehr unterdrücken konnte, entlohnte ich den Boten mit einem Silberdenar, wofür er mir, noch immer offiziell eine Sklavin, die Hand küßte. Ich wollte allein sein, mußte auch die herbeistürmenden Kinder wegschicken, was mir nur mühsam gelang. Schließlich rettete ich mich ins säulengesäumte Peristyl. Ein magerer Wasserstrahl plätscherte leise ins Becken, nicht, wie im Palast des Theophylactus, von einer Venus gegossen, sondern aus dem männlichen Teil eines eher plumpen Herkules fließend. Markgraf Alberich hatte diese Brunnenfigur von einem Händler erworben, der sie vermutlich aus dem Schutt der ewigen Stadt gegraben hatte, um ihre fehlenden Teile von einem Steinmetz wenig kunstvoll ersetzen zu lassen. Als sie aufgestellt wurde, brach Alberich in begeistertes Lachen aus, während Marozia naserümpfend die Augen verdrehte.
    Hier fand ich endlich Ruhe, den Brief zu Ende zu lesen.
    »O Aglaia«, fuhr Martinus fort, »laß mich dir eins berichten, was dein Herz erfreuen und mir geneigter machen dürfte! Gerettet und gesund war dein Sohn nach seiner Flucht, deren Anlaß er mir in groben Zügen schilderte, bei uns in Lucca aufgetaucht. Wir boten ihm an, eine Weile bei uns zu bleiben. Er drang jedoch darauf, unverzüglich in die Heimat seiner Großeltern weiterzureisen, und so statteten wir ihn mit Geld und hilfreichen Adressen aus und ließen ihn ziehen. Dankbarkeit leuchtete aus seinen Augen, als er aufbrach. Auf dem Konstantinsforum begegnete ich ihm Jahre später wieder. Trotz seiner fremden (und sehr vornehmen) Kleidung erkannte ich ihn sofort. Zu dieser Zeit hatte er erst einen kleinen Teil eures Vermögens erstritten; es war ihm noch nicht gelungen, eure villa zurückzuerhalten. Dennoch hatte er bereits die Aufmerksamkeit des Kaisers erlangt. Weil er sowohl das Griechische wie auch das Lateinische so gewählt spricht und schreibt, hat er alle Chancen, dereinst einmal einen missus des Kaisers begleiten zu dürfen oder vielleicht sogar selbst eine Gesandtschaft zu leiten.
    Natürlich sprachen wir von dir, als wir am Abend des Wiedersehens gemeinsam speisten – und mancher Seufzer der Sehnsucht entschlüpfte unseren Lippen.«
    Ich mußte den Brief niederlegen, weil seine Buchstaben mir vor den Augen verschwammen. Doch schließlich gelang es mir, das Ende des Briefs in mein Herz

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