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Die Heiratsschwindlerin

Die Heiratsschwindlerin

Titel: Die Heiratsschwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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seufzend seinen Füller ab.
    »Hallo«, sagte er. »Einen angenehmen Tag gehabt?« Simon zuckte mit den Achseln und sah fort. »Lust auf einen Whisky?«
    »Nein, danke.«
    »Tja, ich schon.«
    Als Harry aufstand, um sich einen Drink einzuschenken, erhaschte er einen Blick vom unkontrollierten Gesicht seines Sohnes: angespannt, unglücklich, wütend. Der Junge war voller Zorn; ein Zorn, der in ihm steckte, seit Harry ihn zum ersten Mal im Krankenhaus vor dem Zimmer seiner Mutter gesehen hatte. An jenem Tag hatte er seinem Vater vor die Füße gespuckt und war davonstolziert, ehe Harry noch etwas sagen konnte. Ein entsetzliches Schuldgefühl hatte von ihm Besitz ergriffen, das ihm jedes Mal einen Stich versetzte, wenn der Junge ihn mit den verdammten Augen seiner Mutter ansah.
    »Angenehmen Tag gehabt?«, fragte er und hob das Whiskyglas an seine Lippen.
    »Das hast du mich schon gefragt.«
    »Stimmt.« Harry trank einen Schluck der feurigen Flüssigkeit und fühlte sich ein wenig besser. Er trank noch einen.
    »Ich bin gekommen«, sagte Simon, »um dich an das Dinner heute Abend zu erinnern. Die Havills kommen.«
    »Weiß schon«, sagte Harry. Er stellte das Glas ab und sah auf. »Nicht mehr lange hin bis zum großen Tag. Bist du nervös?«
    »Nein, keine Spur«, sagte Simon sofort.
    Harry zuckte die Achseln.
    »Es ist eine große Verpflichtung.«
    Simon starrte seinen Vater an. Ihm lag eine Entgegnung auf der Zunge, aufgestaute Worte, die er seit Jahren wie eine ständige Last mit sich herumgeschleppt hatte.
    »Tja«, brach es aus ihm hervor, »von Verpflichtungen hast du ja wenig Ahnung, oder?«
    Ein zorniger Ausdruck huschte über das Gesicht seines Vaters, und Simon stockte der Atem. Er wartete darauf, dass er ihn anschrie, zu einer noch zornigeren Erwiderung ansetzte. Aber so plötzlich, wie er erschienen war, verschwand er wieder, und Harry ging zu den riesigen Schiebefenstern hinüber. Die Frustration in Simon wurde übermächtig.
    »Was ist an einer Verpflichtung verkehrt?«, brüllte er. »Was ist daran verkehrt, jemanden sein ganzes Leben lang zu lieben?«
    »Nichts«, erwiderte Harry, ohne sich umzudrehen.
    »Warum hast du dann …«, begann Simon und verstummte. Eine lange Stille trat ein, unterbrochen nur vom Knistern des Feuers. Simon starrte den Rücken seines Vaters an. Sag etwas, dachte er verzweifelt. Sag etwas, du Arschloch.
    »Wir sehen uns um acht«, meinte Harry.
    »Gut.« Simon klang zutiefst verletzt. »Bis dann.«
    Und er verließ schnurstracks den Raum.
    Harry starrte auf das Glas in seiner Hand und verfluchte sich. Er hatte nicht die Absicht gehabt, den Jungen zu reizen. Oder vielleicht doch. Er konnte seinen eigenen Motiven nicht länger trauen, war nicht länger Herr über seine Empfindungen. Mitgefühl verwandelte sich so rasch in Irritation, Schuldgefühle in Zorn. Gute Absichten gegenüber seinem Sohn verschwanden, sobald er den Mund aufmachte. Ein Teil von ihm konnte es gar nicht erwarten, dass Simon endlich heiratete, sein Haus verließ und eine eigene Familie gründete, die ihm endlich Frieden gab. Und ein Teil von ihm fürchtete es, er wollte nicht einmal daran denken.
    Stirnrunzelnd goss Harry sich noch einen Whisky ein und begab sich zurück an seinen Schreibtisch. Er griff nach dem Telefon, wählte eine Nummer, lauschte ungeduldig dem Klingelton und knallte den Hörer dann mit finsterem Blick wieder auf die Gabel.
    Milly saß mit klopfendem Herzen am Küchentisch und wünschte sich, sie könnte das Weite suchen. Es war der Junge aus Oxford. Der Junge, der gesehen hatte, wie sie Allan geheiratet hatte; der ihren Hochzeitsschleier aufgehoben und ihn ihr wiedergegeben hatte. Er war nur älter. Seine Gesichtszüge waren kantiger, und er hatte Stoppeln auf dem Kinn. Aber seine Nickelbrille trug er immer noch, genauso den arroganten, fast verächtlichen Gesichtsausdruck. Gerade lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und sah sie neugierig an. Erinnere dich bloß nicht, dachte Milly, die seinen Blick nicht zu erwidern wagte. Erinnere dich um Himmels willen nicht daran, wer ich bin.
    »So!« Olivia kam an den Tisch. »Ich habe die Blumen für dich arrangiert, Schatz. Du kannst sie doch nicht einfach fortlegen und vergessen!«
    »Ich weiß«, murmelte Milly. »Danke.«
    »Ja, und Sie, Alexander, noch etwas Tee?«
    »Jepp«, sagte der junge Mann und hielt ihr seine Tasse hin. »Vielen Dank.« Olivia goss den Tee ein, dann setzte sie sich und lächelte in die Runde.
    »Ach, ist es nicht

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