Die Heiratsschwindlerin
Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Ja, das ist vielleicht gescheiter. Bis dann.«
Olivia legte auf und blickte Isobel verdattert an.
»Das war Pfarrer Lytton.«
»Was wollte er?«
»Er kommt vorbei.« Olivia setzte sich. »Ich versteh das nicht.«
»Wieso?«, wollte Isobel wissen. »Stimmt etwas nicht?«
»Tja, ich weiß nicht! Er sagte, er hätte da eine Information erhalten und will mit uns darüber sprechen.«
»Eine Information.« Isobels Herz schlug schneller. »Was für eine Information?«
»Keine Ahnung.« Olivia schaute Isobel verwirrt an. »Es hat etwas mit Milly zu tun. Mehr wollte er nicht herausrücken.«
9. Kapitel
Rupert und Francesca saßen schweigend in ihrem Wohnzimmer und sahen einander an. Auf Toms Vorschlag hatten beide in ihren Büros angerufen und sich für den restlichen Nachmittag frei genommen. Keiner von beiden hatte auf der Taxifahrt zurück nach Fulham ein Wort gesagt. Francesca hatte Rupert gelegentlich einen verletzten, verwunderten Blick zugeworfen; er hatte dagesessen, auf seine Hände gestarrt und überlegt, was er sagen würde. Überlegt, ob er sich eine Geschichte zurechtlegen oder ob er ihr die Wahrheit über sich sagen sollte.
Wie würde sie reagieren, wenn er es tat? Wäre sie wütend? Verzweifelt? Abgestoßen? Vielleicht würde sie sagen, sie hätte schon immer gewusst, dass an ihm etwas anders sei. Vielleicht würde sie versuchen, ihn zu verstehen. Aber wie konnte sie verstehen, was er selbst nicht verstand?
»Gut«, sagte Francesca. »Hier sitzen wir nun also.« Sie sah ihn erwartungsvoll an, und Rupert wandte sich ab. Draußen sangen Vögel, Automotoren wurden angelassen, Kleinkinder schrien, die ihre Kindermädchen in den Wagen drückten. Nachmittägliche Geräusche, an die er nicht gewohnt war. Er fühlte sich unsicher, wie er so im winterlichen Tageslicht dasaß, unsicher angesichts des angespannten, besorgten Blicks seiner Frau.
»Ich finde«, sagte Francesca unvermittelt, »wir sollten beten.«
»Was?« Rupert sah erstaunt auf.
»Ehe wir reden.« Francesca blickte ihn ernst an. »Ein gemeinsames Gebet könnte uns vielleicht helfen.«
»Ich glaube nicht, dass es mir helfen würde«, wandte Rupert ein. Sein Blick wanderte zum Barschrank und wieder weg.
»Rupert, was ist los?«, rief Francesca. »Warum bist du so merkwürdig? Bist du in Milly verliebt?«
»Nein!«, erwiderte Rupert mit Nachdruck.
»Nein?« Francesca machte große Augen. »Du warst nie mit ihr zusammen?«
»Nein.« Wäre er nicht so nervös gewesen, dann hätte er gelacht. »Ich war nie mit ihr zusammen. Nicht in diesem Sinne.«
»Nicht in diesem Sinne«, wiederholte Francesca. »Was soll das heißen?«
»Francesca, du bist völlig auf dem Holzweg.« Er versuchte ein Lächeln. »Schau, können wir das alles nicht einfach vergessen? Milly ist eine alte Bekannte. Schluss, aus.«
»Ich wünschte, ich könnte dir glauben«, meinte Francesca. »Aber es ist doch offensichtlich, dass da etwas läuft.«
»Da läuft gar nichts.«
»Und wovon hat sie dann gesprochen?« Unvermittelt hob sich Francescas Stimme leidenschaftlich. »Rupert, ich bin deine Frau! Wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben!«
Rupert starrte seine Frau an. Ihre blassen Augen glänzten leicht, sie rang die Hände. Um ihr Handgelenk trug sie die teure Uhr, die er ihr zum Geburtstag gekauft hatte. Sie hatten sie zusammen bei Selfridges ausgesucht und sich dann Ein Inspektor kommt angeschaut. Es war ein rundum schöner Tag gewesen.
Unvermittelt sagte er: »Ich möchte dich nicht verlieren. Ich liebe dich. Und ich werde unsere Kinder lieben, wenn wir welche haben.« Francesca sah ihn beklommen an.
»Aber«, sagte sie. »Was ist das Aber?«
Rupert erwiderte wortlos ihren Blick. Er wusste nicht, wie er antworten, wo er anfangen sollte.
»Steckst du in Schwierigkeiten?«, fragte Francesca unvermittelt. »Verbirgst du etwas vor mir?« Ihre Stimme nahm einen alarmierten Ton an.
»Nein«, sagte Rupert. »In Schwierigkeiten stecke ich nicht. Ich bin bloß …«
»Was?«, fragte Francesca ungeduldig. »Was bist du?«
»Gute Frage.« Eine unerträgliche Spannung baute sich in ihm auf, und er runzelte die Stirn.
»Was?«, sagte Francesca. »Wie meinst du das?«
Rupert grub seine Nägel in seine Handflächen und holte tief Luft. Es gab nur einen Weg, und der führte vorwärts.
»Als ich in Oxford war«, sagte er und hielt dann inne, »war da ein Mann.«
»Ein Mann?«
Rupert sah auf und begegnete Francescas
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