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Die Heiratsschwindlerin

Die Heiratsschwindlerin

Titel: Die Heiratsschwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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aus Schmerz und Erleichterung – als würde eine schwere Last von ihm genommen, die allerdings eine Wunde hinterließ. »Ich habe mit ihm geschlafen.« Er schloss die Augen. »Wir haben uns geliebt.« Plötzlich fluteten die Erinnerungen zurück. Wieder war er mit Allan in der Dunkelheit, spürte seine Haut, sein Haar, seine Zunge.
    »Ich will nichts mehr hören«, flüsterte Francesca. »Mir ist nicht gut.« Rupert öffnete die Augen und sah, wie sie aufstand, unsicher zur Tür ging. Sie war blass, und ihre Hände zitterten, als sie nach der Türklinke griff. Schwere Schuldgefühle ergriffen ihn.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Francesca, es tut mir leid.«
    »Bitte nicht mich um Verzeihung«, erwiderte Francesca stockend. »Nicht mich. Den Herrn musst du um Verzeihung bitten.«
    »Francesca …«
    »Du musst um Vergebung beten. Ich werde …« Sie brach ab und holte tief Luft. »Ich werde auch beten.«
    »Können wir nicht darüber reden?«, fragte Rupert verzweifelt. »Können wir nicht zumindest darüber reden?« Er stand auf und ging auf sie zu. »Francesca?«
    »Nicht!«, kreischte sie, als er nach ihrem Ärmel griff. »Fass mich nicht an!« Sie sah ihn mit funkelnden Augen an. Ihr Gesicht war weiß wie eine Wand.
    »Ich wollte doch bloß …«
    »Komm mir bloß nicht zu nahe!«
    »Aber …«
    »Du hast mit mir geschlafen!«, flüsterte sie. »Du hast mich berührt! Du …« Sie brach ab und würgte.
    »Francesca …«
    »Mir wird schlecht«, sagte sie zittrig und rannte aus dem Zimmer.
    Rupert blieb an der Tür stehen, lauschte, wie sie die Treppe hinaufrannte und die Badezimmertür verriegelte. Er zitterte am ganzen Körper, seine Beine gaben nach. Nach der Abscheu, die er in Francescas Gesicht gesehen hatte, wäre er am liebsten weggeschlichen und hätte sich versteckt. Sie war vor ihm zurückgewichen, als wäre seine Sündhaftigkeit ansteckend. Als wäre er ein Unberührbarer.
    Plötzlich glaubte er, weinend zusammenzubrechen. Doch stattdessen ging er unsicher zum Barschrank und holte eine Flasche Whisky heraus. Als er den Verschluss aufschraubte, erhaschte er im Spiegel einen Blick von sich. Seine Augen waren blutunterlaufen, die Wangen gerötet, das Gesicht voll Kummer und Angst. Schlechter hätte er nicht aussehen können.
    Bete, hatte Francesca gesagt. Bitte Gott um Vergebung. Rupert umklammerte die Flasche fester. Herr, versuchte er. Gott, Vater, vergib mir. Aber die Worte kamen nicht; der Wille dazu fehlte. Er wollte nicht bereuen. Er wollte nicht erlöst werden. Er war ein elender Sünder, und es war ihm gleich.
    Gott hasst mich, dachte Rupert, während er sein Spiegelbild betrachtete. Gott existiert nicht. Beides schien gleichermaßen wahrscheinlich.
    Etwas später kam Francesca wieder herunter. Sie hatte sich das Haar gebürstet, das Gesicht gewaschen und eine Jeans und einen Pullover angezogen. Rupert sah vom Sofa auf, auf dem er mit seiner Whiskyflasche immer noch saß. Sie war halb leer, und alles in seinem Kopf drehte sich, aber besser fühlte er sich trotzdem nicht.
    »Ich habe mit Tom gesprochen«, sagte Francesca. »Er kommt nachher vorbei.« Rupert riss den Kopf herum.
    »Tom?«
    »Ich habe ihm alles erzählt.« Francescas Stimme zitterte. »Er sagt, wir sollen uns keine Sorgen machen. So was hört er nicht zum ersten Mal.« In Ruperts Kopf begann es zu hämmern.
    »Ich will ihn nicht sehen.«
    »Er möchte helfen!«
    »Ich will gar nicht, dass er davon weiß! Das geht ihn doch gar nichts an!« Ein Anflug von Panik schlich sich in Ruperts Stimme. Nur zu gut konnte er sich Toms Gesicht vorstellen, wie er ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Ekel ansah. Tom würde mit Ekel reagieren. Alle würden das.
    »Er möchte helfen«, wiederholte Francesca. »Und, Schatz …« Ihr Tonfall veränderte sich, und Rupert sah überrascht auf. »Ich möchte mich entschuldigen. Es war falsch, so heftig zu reagieren. Ich bin einfach in Panik geraten. Tom hat gesagt, das sei völlig normal. Er hat gesagt …« Francesca hielt inne und biss sich auf die Lippe. »Na, egal. Wir können damit fertig werden. Mit viel Unterstützung und Gebeten …«
    »Francesca …«, begann Rupert. Sie hob die Hand.
    »Nein, warte.« Langsam ging sie auf ihn zu. Rupert starrte sie an. »Tom hat gesagt, ich müsse zusehen, dass meine Gefühle …«, sie hielt inne, »unserer körperlichen Liebe nicht im Wege stehen. Ich hätte dich nicht abweisen dürfen. Ich habe meinen eigenen selbstsüchtigen Empfindungen

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