Die heißen Kuesse der Revolution
zuschlagen, und am Ende würde Tom gefoltert. „Ich kann unseren Onkel einfach nicht leiden und ich finde, ihr beide solltet ihm nicht trauen.“
„Lucas vertraut ihm, deshalb vertraue ich ihm auch. Aber er ist doch kein Spion!“ Jack lachte amüsiert. „Er ist ein heruntergekommener Gentleman mit scheußlichen Manieren und einem genauso scheußlichen Besitz.“
Sie biss sich auf die Lippe. „Wie du meinst, aber erzähle mir nicht, du seist nicht in irgendwelche Kriegsabläufe involviert. Du hast geholfen, sowohl Dominic Paget als auch Nadine d’Archand aus Frankreich herauszuschmuggeln. Und wahrscheinlich hast du noch vielen anderen Franzosen geholfen, hierherzukommen. Behaupte also nicht, du wärst bloß ein kleiner unbedeutender Schmuggler!“
„Woher weißt du von Lady d’Archand?“
„Ich habe sie gerade erst getroffen. Sie erwähnte, dass ihr beiden ihr das Leben gerettet habt.“
„Ich konnte wohl kaum zulassen, dass sie erschossen wird, Julianne.“
Sie kehrte zum Thema zurück. „Wirst du Tom helfen oder nicht?“
„Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich dazu nicht die Möglichkeit habe.“
„Dir und Lucas fällt doch sonst immer etwas ein!“
Jack verdrehte die Augen. „Du magst diesen Tom also immer noch?“
Er verstand sie völlig falsch, aber das war ihr egal. „Natürlich. Bitte, Jack, ich flehe dich an.“
Jack musterte seine kleine Schwester streng. „Wieso habe ich das Gefühl, dass du mir etwas vormachst?“
„Versprich mir, dass du Tom helfen wirst.“
Er betrachtete sie nachdenklich, dann schritt er gemächlich zu einem Buffet, öffnete die Tür und griff nach einer Karaffe Whisky. Er füllte sein Glas und prostete Julianne mit einer Geste zu. „So etwas kann ich nicht versprechen. Also, erzähl doch mal vom Earl of Bedford.“
Am liebsten hätte Julianne mit dem Fuß aufgestampft. „Der Earl hat damit nichts zu tun.“
Sein Blick wurde hart. „Tom ist ein Gleichmacher, Julianne.“
Ihr war gar nicht klar gewesen, dass Jack überhaupt irgendetwas über die Radikalen wusste. Offenkundig wusste er viel besser über Politik Bescheid, als er behauptete. „Er verdient es nicht, sterben zu müssen.“
„Nein, wahrscheinlich nicht.“
„Also wirst du ihm helfen?“
Jack wurde wieder ernst. „Mein Gefühl rät mir, ihn genau dort zu lassen, wo er ist, Julianne. Aber ich werde mit Lucas darüber sprechen.“
Julianne erschrak. Jack hatte sich sehr verändert. Er war nicht mehr so sanft und sorglos wie früher. Er war hart geworden. Aber hatte der Krieg nicht alle verändert? Lucas jedenfalls wäre kaum geneigt, Tom zu helfen. „Großartig“, erwiderte sie wütend, „aber eines verspreche ich dir! Solltest du zulassen, dass Tom gehängt wird, werde ich es dir niemals verzeihen!“
„Niemals? Das ist eine ziemlich lange Zeit.“
Julianne schlüpfte an den beiden Portiers vorbei und fragte sich, ob Dominic schon wieder zurück war. Es war inzwischen später Nachmittag, und sie wäre zu gerne trostsuchend in seine Arme gesunken. Sie war verzweifelt. Lucas und Jack wollten Tom offenbar auch nicht helfen. Aber sie konnte ihn doch nicht im Stich lassen!
Wenn sie in Gefahr wäre, würde Tom alles in seiner Macht Stehende tun, um sie zu retten.
Das Haus war still. Julianne eilte die Treppenstufen hoch zu Dominics Gemächern.
Seine Suite befand sich am Ende eines langen Ganges. Hinter der geöffneten Tür waren Stimmen zu hören. Julianne zögerte, denn sie wollte sich nicht aufdrängen.
„Das wäre dann alles, François“, sagte Lady Catherine.
Sie fuhr zurück. Der Dowager Countess wollte sie heute auf keinen Fall ein weiteres Mal begegnen! Erzählte sie Dominic gerade von der entsetzlichen Begegnung mit Nadine? Julianne blieb reglos stehen, als der Diener an ihr vorbeieilte. François blickte sie teilnahmslos an. Sie lächelte ihm freundlich zu. Dann hörte sie, wie Lady Catherines Stimme einen scharfen, beinahe schrillen Ton annahm.
„Du bist mein Sohn und du lässt es zu, dass man dich ausnutzt!“
Julianne erstarrte. Sie stritten wegen ihr.
Dominic blieb offenbar ruhig. „Ich schätze es nicht, dass du dich in meine privaten Angelegenheiten einmischst.“
„Dir war doch klar, dass Nadine ihr früher oder später begegnen würde?“
„Allerdings hoffte ich, sie würden einander in meiner Gegenwart vorgestellt werden.“ Er klang verärgert.
„Du kannst doch deiner Verlobten nicht deine Mätresse vorstellen!“, rief Lady Catherine
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