Die heißen Kuesse der Revolution
attraktiv, aber du scheinst alles daran zu setzen, es zu verstecken.“ Julianne zögerte. „Vielleicht findest du ja doch eines Tages jemanden, der dein Herz betört.“ Sie dachte an Charles Maurice und errötete.
„Das will ich doch nicht hoffen!“
Julianne ließ das traurige Thema. „Wie du willst. Ich bin jedenfalls auch nicht blind. Es stimmt schon, Monsieur Maurice ist recht gut aussehend und als er erwachte, war er so dankbar und charmant.“ Charles Maurice war wortgewandt, was auf eine gewisse Bildung und auf eine vornehme Herkunft schließen ließ. Und er war tatsächlich gefährlich charmant.
„Wenn das so ist, dann hat er bestimmt dein flatterhaftes Herz erobert!“
Julianne wusste, dass Amelia sie neckte, dennoch gelang es ihr nicht, zu lächeln. Tag und Nacht dachte sie nur an ihren Gast. Und das sogar schon, bevor er aufgewacht war. Sie konnte nur hoffen, dass sie von dem fremden Franzosen nicht ganz so betört war, wie es schien. Vielleicht war dies die richtige Gelegenheit, ihre Schwester davon in Kenntnis zu setzen, wer er war.
„Julianne?“, fragte Amelia.
Julianne zog sie von der Tür weg. „Da gibt es etwas, das du wissen solltest.“
Amelia starrte sie an. „Was jetzt kommt, werde ich bestimmt nicht gern hören.“
„Nein, das glaube ich auch nicht. Du weißt ja, dass Monsieur Maurice Franzose ist, wie ich dir sagte, Amelia, aber er ist kein Emigrant.“
Amelia blinzelte. „Was soll das heißen? Er ist doch bestimmt auch Schmuggler, so wie Jack.“
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Er ist ein Offizier der französischen Armee, Amelia. Er hat furchtbare Schlachten erlebt und viele seiner Männer verloren.“
Amelia schnappte nach Luft. „Und woraus schließt du das? Hat er es dir erzählt, als er wach war?“
„Nein, aber er hat im Fieber gesprochen“, entgegnete Julianne.
Amelia wandte sich ab, doch ihre Schwester hielt sie fest.
„Ich muss die Behörden benachrichtigen!“, rief ihre Schwester aus.
„Das kommt überhaupt nicht infrage!“ Julianne verstellte ihr den Weg. „Er ist schwer verletzt, Amelia, und er ist ein Held.“
„Nur du kannst so etwas annehmen!“, rief Amelia. Dann senkte sie die Stimme. „Wahrscheinlich ist es verboten, ihm hier Unterkunft zu gewähren. Ich muss Lucas davon erzählen.“
„Nein, bitte tu das nicht. Er tut doch niemandem etwas zuleide. Er ist krank. Mir zuliebe, lass uns abwarten, bis er wiederhergestellt ist, dann kann er seiner Wege gehen“, flehte Julianne.
Amelia betrachtete sie fassungslos. „Und wenn es jemand herausfindet?“, sagte sie endlich.
„Ich werde sofort Tom aufsuchen. Er wird uns dabei helfen, ihn hier heimlich zu verstecken.“
Das Missfallen stand Amelia im Gesicht geschrieben. „Ich dachte, Tom würde dir den Hof machen.“
Julianne lächelte. Der Themenwechsel bedeutete, dass sie gewonnen hatte. „Tom und ich reden immer nur über Politik, Amelia. In diesem Punkt teilen wir dieselben Ansichten. Den Hof machen kann man das kaum nennen.“
„Er findet großen Gefallen an dir. Und von deinem Gast wird er nicht begeistert sein.“ Sie warf einen Blick in die Gästekammer und wurde bleich.
Charles war aufgewacht und beobachtete sie beide mit einem seltsam wachsamen, vielleicht auch misstrauischen Blick.
Als er merkte, dass sie ihn ansahen, lächelte er und setzte sich auf. Die Decke fiel herab und enthüllte seine muskulöse Brust.
Julianne rührte sich nicht. Hatte er sie etwa gerade feindlich angestarrt, so als wäre sie jemand, dem er nicht trauen konnte?
Amelia eilte entschlossen in die Kammer. Julianne folgte in wachsender Aufregung.
Hatte er ihren Streit mit angehört?
Falls es so war, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Stattdessen blickte er sie vertraulich von der Seite an. Ihr Herz pochte aufgeregt, es wirkte fast, als würden sie ein sündiges Geheimnis teilen.
Aber traf das nicht auch zu?
Sie sah ihn wieder splitternackt vor sich, wie er so beiläufig die Decke um die Hüfte schlang, als würden ihn Anstand und Sitte nicht kümmern. Sie erinnerte sich an sein schlüpfriges Lächeln im Fieberwahn, bevor er sie küsste.
Ihr Herz raste.
Sie sah zu Amelia hinüber, die aber nicht zu erkennen gab, ob sie seine breite, muskulöse Brust überhaupt zur Kenntnis nahm. Sittsam zog er die Decke wieder hoch und sah Julianne freundlich an.
„Das ist Ihre Schwester, wie ich annehme?“
Amelia nahm den Teller vom Tisch und wandte sich ihm zu, bevor Julianne etwas
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